Blog-Archive

Silke Satjukow: Befreiung? Die Ostdeutschen und 1945

Rezensiert von Harald Bader

Einzelrezension
Der Titel dieses Buches ist zunächst irreführend. Wenn man in der Nachkriegszeit von “Ostdeutschen” sprach, waren damit (in den westlichen Zonen/der Bundesrepublik) die geflohenen und vertriebenen Pommern, Ostpreußen und Schlesier (pars pro toto) gemeint. Hier geht es um die Bewohner der SBZ/DDR. Satjukow untersucht den Umgang von Sowjets und DDR-Bürgern mit der Last des Zweiten Weltkriegs, der in Osteuropa unfassbar grausam gewesen war, was anzuerkennen die Bundesdeutschen lange verweigerten. Die Scham über den Massenmord an den Juden hat lange verdrängt, was Deutsche den slawischen Völkern angetan haben, Kalter Krieg und Wehrmachtsromantik taten ihr Übriges: Der alte Feind war der neue. In der DDR sollte der alte Feind der neue Freund werden. Allerdings nicht auf Augenhöhe, die Machtfrage war in Potsdam geklärt worden. Mehr

Getagged mit: , , , , , ,
Veröffentlicht unter Einzelrezension

Wilfried Scharf: Deutsche Diskurse

Rezensiert von Stefan Meier

Einzelrezension
“Was ist deutsch?”, fragt Wilfried Scharf zu Beginn seines Buches Deutsche Diskurse. Um die Relevanz dieser Frage zu verdeutlichen, greift er tief hinein in die deutsche Kulturgeschichte. Klangvolle Namen wie Friedrich Schiller, Kurt Tucholsky, Carl Gustav Jung, Friedrich Hölderlin oder Paul Celan werden ebenso wie Christian Meier mit der deutschen Nation hadernd zitiert. Das gipfelt in ein langes Zitat von Nietzsche, das seinem Werk Jenseits von Gut und Böse entnommen ist und zum Ende die Feststellung enthält, dass die Deutschen “das Ungewisse, das Ungestaltete” lieben würden. Mehr

Getagged mit: , , , ,
Veröffentlicht unter Einzelrezension

Hartwig Kalverkämper; Larisa Schippel (Hrsg.): Translation zwischen Text und Welt

Rezensiert von Beatrice Fischer

Einzelrezension
Die Translationswissenschaft hat sich in relativ kurzer Zeit zu einer eigenständigen Disziplin entwickelt, die sich mit sehr unterschiedlichen Praxisfeldern rund um das Übersetzen und Dolmetschen befasst. Diese facettenreiche Forschungstätigkeit innerhalb der Disziplin spiegelt der von Hartwig Kalverkämper und Larisa Schippel herausgegebene Sammelband Translation zwischen Text und Welt – Translationswissenschaft als historische Disziplin zwischen Moderne und Zukunft wider. Der 36 Artikel umfassende Band ist in drei Themenbereiche (“Translationswissenschaft”, “Translationspraxis” und “Translationsausbildung”) gegliedert und versteht sich – wie aus der Einleitung von Hartwig Kalverkämper zu entnehmen ist – als Leistungsbilanz, wobei die verschiedenen Beiträge die Eckpunkte der modernen Translationswissenschaft ausleuchten und Theorie und Praxis zukunftsweisend verknüpfen sollen. Mehr

Getagged mit: , , ,
Veröffentlicht unter Einzelrezension

Johann Gustav Droysen – Ein Historiker als Klassiker der Kommunikations- und Medienwissenschaften

Wiedergelesen von Horst Pöttker

Wer es sich leisten kann und eine gut ausgestattete geschichtswissen- schaftliche Bibliothek sein Eigen nennen möchte, erwirbt drei 2007 und 2008 erschienene Teilergebnisse eines in jeder Beziehung außergewöhnlichen Editionsprojekts. Es ist dem wichtigsten Werk eines nicht weniger außergewöhn-lichen Gelehrten des 19. Jahrhunderts gewidmet, welcher auch für die Kommunikations- und Medienwissen-schaften als Klassiker gelten kann. Den gilt es freilich noch zu entdecken. Johann Gustav Droysen (1808–1884), Geschichtsprofessor an den Universitäten Kiel, Jena und Berlin, hat seine Historik-Vorlesung zwischen dem Sommersemester 1857 und dem Wintersemester 1882/83 insgesamt 17 Mal gehalten, wobei er das von ihm selbst nur in Form eines Grundrisses publizierte Manuskript immer wieder überarbeitet hat. Mehr

Getagged mit: , , , , , , ,
Veröffentlicht unter Audio, Klassiker, Materialien

Annely Rothkegel: Technikkommunikation

Rezensiert von Eva-Maria Jakobs

Einzelrezension
Der UTB-Band ist laut Klappentext als Einführung in das Themenfeld Technikkommunikation konzipiert. Er richtet sich an Zielgruppen mit stark differierenden Vorkenntnissen – Studierende der Sprach- und Ingenieurwissenschaft, der Journalistik und Fachjournalisten. Ziel ist die Einführung in linguistische Grundlagen des professionellen Sprechens und Schreibens über Technik und Technikgebrauch. Im Vordergrund stehen jedoch schriftbasierte Kommunikate, der mündliche Bereich wird nur gestreift. Das Gleiche gilt für Icons und andere Darstellungsmittel (z.B. Animation). Die Sicht auf den Gegenstand basiert auf Grundannahmen der linguistischen Handlungstheorie und der Handlungslogik, ergänzt durch Ansätze der Textlinguistik. Vor allem Kapitel zwei und drei zeigen Bezüge zu den computerlinguistischen Wurzeln der Autorin. Mehr

Getagged mit: , , , , , ,
Veröffentlicht unter Einzelrezension

Thomas Friedrich; Gerhard Schweppenhäuser: Bildsemiotik

Rezensiert von Doris Mosbach

Einzelrezension
Das Lehrbuch Bildsemiotik von den Design- und Kommunikations-wissenschaftlern Thomas Friedrich und Gerhard Schweppenhäuser ist eine Ausarbeitung von Vorlesungsmaterial und richtet sich explizit an Studierende und in der Gestaltung arbeitende Praktiker und Lehrende. Die Autoren haben das Buch als ein “übersichtliches Kompendium” konzipiert, in dem “bewährte” bildsemiotische Analysemethoden vorgestellt und vorgeführt werden. Aus der Sicht von Kommunikationsgestaltern betonen Friedrich und Schweppenhäuser zunächst die kommunikative Einheit von Text und Bild, deren pragmatische Faktoren (wie etwa Kontextabhängigkeit) sie gleich zu Beginn anhand von prägnanten Beispielen deutlich machen. Mehr

Getagged mit: , , , , , , , , ,
Veröffentlicht unter Einzelrezension

Walter Hömberg: Lektor im Buchverlag

Rezensiert von Ute Schneider

Einzelrezension
Weiblich, 42 Jahre, kinderlos. Mit diesen drei Attributen ist der durchschnittliche Lektor, der eigentlich eine Lektorin ist, im deutschen Buchverlag in seinen soziodemographischen Merkmalen recht treffend charakterisiert. Die Branche ist weiblich, zwei Drittel der Lektoren sind Lektorinnen. Dies ist zwar kein unvermutetes und sicherlich nicht das wichtigste, aber ein dennoch aufschlussreiches Ergebnis einer Studie, die erstmals in der deutschen Buchhandelsgeschichte den Verlagslektor und damit eine Verlagsposition, deren Zugangsvoraussetzungen völlig ungeregelt sind, empirisch-statistisch erfaßt. Nachdem über Jahrzehnte das Interesse der Forschung am Berufsbild und der Tätigkeit des Lektors im literarischen Verlag eher gering war, sind in den letzten Jahren doch einige Studien und Abhandlungen zu dieser wenig konkret fassbaren Tätigkeit entstanden, sodass man von einer gewissen Konjunktur sprechen könnte. Nun legt Walter Hömberg auch die erste groß angelegte empirische Untersuchung vor, die den aktuellen Arbeitsalltag und das Selbstverständnis der Lektoren beleuchtet. Mehr

Getagged mit: , ,
Veröffentlicht unter Einzelrezension

Christian Wirrwitz: Kernbedeutung und Verstehen

Rezensiert von Tim Loppe

Einzelrezension
Die menschliche Kommunikation ist für die Philosophie seit jeher ein Faszinosum: Worin liegt die Bedeutung eines Ausdrucks? Was heißt es, eine Äußerung zu verstehen? Und unter welchen Bedingungen kommt dieses Verstehen zustande? Mit seiner Dissertation Kernbedeutung und Verstehen setzt Christian Wirrwitz die schier endlose Reihe an Auseinandersetzungen mit den Kernbegriffen der Sprachphilosophie fort. Dass seine Arbeit einige der stark verzweigten Diskussionen auf diesem Gebiet bereichern kann, hat mehrere Gründe: Erstens ist sie sehr gut durchdacht, zweitens klar strukturiert und drittens – dies ist ebenfalls keine geringe Leistung – verständlich geschrieben. Mehr

Getagged mit: , , , , , , , ,
Veröffentlicht unter Einzelrezension

Jörg Probst; Jost Philipp Klenner (Hrsg.): Ideengeschichte der Bildwissenschaft

Rezensiert von Barbara Lange

Einzelrezension
Die Bildwissenschaft ist in die Jahre gekommen und hat begonnen, über ihre eigenen Wurzeln nachzudenken – so lautet zumindest die Auffassung von Jörg Probst und Jost Philipp Klenner, die 2009 bei Suhrkamp den Sammelband Ideengeschichte der Bildwissenschaft. Siebzehn Porträts herausgegeben haben. Es ist ein bunter Strauß geworden, der da zusammengestellt wurde und der so manche Entdeckung bereit hält. Er macht allerdings auch deutlich, dass es wohl noch einiger Reflexionsgänge des Archivierens und Sortierens bedarf, bevor die Geschichte der Bildwissenschaft geschrieben ist. Ihre Ideengeschichte liefert dieser Sammelband sicher nicht. Dazu ist der von den Herausgebern gewählte zeitliche Rahmen viel zu weit gesteckt, als dass tragfähige Aussagen abgeleitet werden könnten, zudem bleibt die kulturelle Vielfalt zu sehr auf das Segment der Intellektuellen, vornehmlich aus der Kunstgeschichte, begrenzt. Zu unklar ist deren Verhältnis zu den verschiedenen Bildmedien. Mehr

Getagged mit: , , , , , , ,
Veröffentlicht unter Einzelrezension

Sebastian Köhler: Die Nachrichtenerzähler

Rezensiert von Karl N. Renner

Einzelrezension
“Journalismus kann als ein sozialer Bereich zur Konstruktion von gesellschaftlichem Wissen über Themen mithilfe von Texten begriffen werden.” Diese Abwandlung des bekannten Diktums von Manfred Rühl ist der Ausgangspunkt von Sebastian Köhlers Untersuchung über die Möglichkeiten und Grenzen des Storytellings in den Nachrichtensendungen des Fernsehens. Es weist ihn als einen Vertreter jener neueren Richtung der Journalistik aus, die die Trennung von Kommunikations- und Medienwissenschaft zu überwinden sucht und Erkenntnisse sprach- wie textwissenschaftliche Forschungen für die Journalistik fruchtbar machen will. Mehr

Getagged mit: , , , ,
Veröffentlicht unter Einzelrezension
  1 2 3 ... 68 69 70 71 72 ... 78 79 80