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Jutta Röser, Kathrin Friederike Müller, Stephan Niemand, Ulrike Roth: Das mediatisierte Zuhause im Wandel

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Sammelrezension
Um Medienwandel, wie rasant und einschneidend er derzeit auch sei, angemessen analysieren zu können, bedarf es langfristiger Beobachtung und geeigneter Methoden. Leider sind solche Studien trotz aller publizierten Aufmerksamkeit hierzulande bislang noch rar. Da ist eine über acht Jahre laufende qualitative Panelstudie hochwillkommen. Mit einem Sample von 25 Paaren kann zwar nur exemplarisch, dafür aber sehr differenziert argumentiert werden. Die Studie hat einen breit fundierten und methodisch sorgfältig erarbeiteten ethnografischen Ansatz, der mehrere Analyseschritte über die zentralen Leitfadeninterviews hinaus umfasst. Hier wird zweifellos theoretisches und methodologisches Neuland betreten, in den Traditionen von Cultural Studies, Grounded Theorie und qualitativer Rezeptionsforschung. Mehr

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Sonja Yeh: Anything goes? Postmoderne Medientheorien im Vergleich

Rezensiert von Günter Helmes

Anything goesSammelrezension
Die in Münster entstandene Dissertation ist dankbar aufzunehmen. Sie trägt mit ihrer Grundintention, dem perspektivenreichen, systematischen Theorievergleich unter Berücksichtigung historischer und funktionaler Kontexte, nicht nur eindrucksvoll dazu bei, ein internationales Forschungsdesiderat zu beheben – dafür steht eine Fülle von hier im einzelnen nicht zu referierenden Ergebnissen und Einsichten; sie kann darüber hinaus auch als gute Einführung in die Theoriewelten McLuhans, Baudrillards, Virilios, F. Kittlers und Flussers gelesen werden. Für den zuletzt genannten Sachverhalt sprechen nicht allein der sowohl Primär- als auch Sekundärquellen (vgl. das 23-seitige Literaturverzeichnis) betreffende Kenntnisreichtum und die uneingeschränkte Argumentationssicherheit der Verfasserin, sondern maßgeblich auch der einsichtige Aufbau, die luzide Darbietung (bspw. immer wieder die Präsentation von Zwischenergebnissen), die damit einhergehende sehr gute Lesbarkeit sowie die dank zahlreicher informationsgesättigter Tabellen und Abbildungen hohe Anschaulichkeit der Studie.Mehr

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Harald Weiß (Hrsg.): 100 Jahre Biene Maja

Rezensiert von Peter Conrady

100 Jahre Biene MajaSammelrezension
“Am Anfang war die Biene Maja.” Dieses Zitat aus dem Buch (143) mag sinngemäß für so vieles gelten, was mit “Biene Maja” verbunden wird, was sie wirklich ist, was sie ausgelöst und bewirkt hat, wie mit ihr umgegangen wurde und wird, wo und wie sie lebt, welchen Charakter sie hat. Dabei ist eines besonders verwunderlich: eigentlich kennen wir alle “Biene Maja”, oder – besser gesagt – wir alle meinen, sie zu kennen. Und doch gab es bisher lediglich hier und da wissenschaftliche Auseinandersetzungen und Beiträge zu dieser literarischen und medialen Figur und zu seinem Schöpfer und zu seinen Nach-Schöpfern. Bis 2014. Mehr

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Jens Schröter (Hrsg.): Handbuch Medienwissenschaft

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Handbuch MedienwissenschaftSammelrezension
Noch immer ist Medienwissenschaft – oder sollte man angesichts ihrer viel beklagten Dynamik und Heterogenität per se den Plural bemühen? – eine vergleichsweise junge Disziplin (wenngleich sie entgegen den auch sonst recht oberflächlichen Formulierungen zum Medienbegriff des ersten Beiträgers S. Hoffmann nicht erst in den 1980er, sondern bereits in den 1970er Jahre gegründet wurde, wie auch R. Leschke [24] angibt). Womöglich ist sie aber überhaupt keine konsistente Disziplin, sondern versammelt nur diffuse Forschungsfelder bzw. -methoden oder auch ständig umstrittene, beliebig wechselnde Deutungsmuster gegenwärtiger Wirklichkeit – und ist deshalb noch 2013 in der FAZ grundsätzlich angezweifelt worden, trotz des anhaltenden Booms einschlägiger Studiengänge und Institute. Mehr

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Margreth Lünenborg, Tanja Maier: Gender Media Studies

Rezensiert von Katrin Horn

Gender Media StudiesSammelrezension
Wie der Untertitel nahelegt, versteht sich Gender Media Studies als ein einführendes Werk, das sich zunächst an Studierende richtet, die sich erstmals dem Bereich der genderorientierten Medienwissenschaft annähern. Dabei machen die Autorinnen gleich zu Beginn klar, dass auch der englische Titel insofern Programm ist, als das Buch die im deutschsprachigen Raum übliche Trennung zwischen der eher empirisch ausgerichteten Kommunikationswissenschaft und der in den Geisteswissenschaften angesiedelten Medienwissenschaft zu Gunsten einer interdisziplinären anglo-amerikanischen Herangehensweise aufgibt. So soll das Buch einen Einblick in eine “transdisziplinär ausgerichtete Geschlechterforschung” gewähren, die sich gleichermaßen mit “Medien, Kommunikation und Öffentlichkeit” (8) befasst. Mehr

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Stefanie Diekmann, Winfried Gerling (Hrsg.): Freeze Frames

Rezensiert von Peter W. Schulze

Sammelrezension
Intermediale Bezüge zwischen Fotografie und Film wurden in den letzten Jahren verstärkt Gegenstand medienwissen-schaftlicher Forschung, wie Stefanie Diekmann und Winfried Gerling in der Einleitung von Freeze Frames. Das Verhältnis von Fotografie und Film zu Recht feststellen. Beispielhaft anführen lassen sich zwei ebenfalls 2010 erschienene Sammelbände zur Intermedialität von Fotografie und Film. Während Fixe/animé. Croisements de la photographie et du cinéma au XXe siècle anhand von fünf Themenfeldern mit umfangreichen einleitenden Aufsätzen die “Kreuzungen” beider Medien systematisch zu erfassen sucht, widmet sich Viva Fotofilm: bewegt/unbewegt dem medienspezifischen Phänomen des Fotofilms en détail. Erklärtermaßen ein “Kaleidoskop von Beiträgen”, zielt die Publikation von Diekmann und Gerling weder auf eine systematische Übersicht über das Verhältnis von Fotografie und Film noch auf die Erfassung einer speziellen Form von Intermedialität (auch wenn der Titel Freeze Frames dies suggerieren mag). Mehr

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Krieg und Frieden im globalen Dorf, oder: Eine Faszinationsgeschichte des Schmerzes

Rezensiert von Martina Leeker

“Ist unsere Identität in Gefahr, fühlen wir uns berechtigt, Krieg zu führen. Die alte Vorstellung muss unbedingt wiederhergestellt werden.”

Sammelrezension
McLuhans Krieg und Frieden (1968) ist ein besonderes, ein schwieriges und ein gefährliches Buch. Diese Qualitäten erschließen sich m. E. allerdings nicht, wenn dieses Werk vor allem als Bilderbuch gelesen wird, wie es z. B. Karlheinz Barck und Martin Treml vorschlagen, Herausgeber der 2011 bei Kadmos erschienen Neuauflage. Das Buch ist zwar mit zahlreichen und aufrüttelnden Bildern ausgestattet. Darin scheint mir jedoch nicht seine eigenartige Sprengkraft zu liegen. Den Versuch, die Gutenberg-Galaxis als Ausgeburt der alphabetischen, das menschliche Sensorium aufs Visuelle und Rationale begrenzenden Schrift-Kultur bild-typografisch zu überwinden, unternahm McLuhan eher in The Medium is the Massage (1967). Wohl wissend, dass der Leser entgegen der dem phonetischen Alphabet inhärenten Un-Sinnlichkeit und der von ihm ausgelösten stillen Lektüre dennoch im Inneren einen akustischen, d. h. bei McLuhan multisensoriellen und vielperspektivischen Raum des In-der-Welt-Seins erzeugen kann, konstruiert er Krieg und Frieden dagegen als imaginäres Klangbuch. Mehr

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Jörg Requate (Hrsg.): Das 19. Jahrhundert als Mediengesellschaft

Rezensiert von Gunter Reus

Sammelrezension
Der Titel ist sprachlich verunglückt – der Sammelband selbst aber durchaus ein Glücksfall für die Kommunikations- wie für die Medienwissenschaft. Für die Kommunikationswissenschaft, weil sie kulturelle Entwicklungslinien in ihrer Datenfixiertheit von sich aus nur selten nachzeichnen mag. In diesem Buch können Mediennutzungsforscher deshalb etwas lernen, zum Beispiel über die einst massenhaft verbreiteten Lichtbilder-Projektionen zur “sozialen Frage” (Ludwig Vogl-Bienek, Trier) oder das “Panorama als nationalen Erlebnisraum” nach 1870/71 (der Münsteraner Historiker Frank Becker). Für eher textanalytisch arbeitende Medienwissenschaftler wiederum ist dieses Buch ein Gewinn, weil es ihre Hermeneutik konsequent historisch (und damit empirisch) erdet. Mehr

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Paddy Scannell: Medien und Kommunikation

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Sammelrezension
An deutschsprachigen Einführungen in die Kommunikations- und Medienwissenschaft (wie immer man diese Disziplinen unterscheidet) besteht hier zu Lande kein Mangel, auch die Titelelemente “Medien” und “Kommunikation” sind entgegen der Behauptung von Scannell schon vielfach verwendet, etwa besonders publik vom Funkkolleg Medien und Kommunikation. Da bestätigt sich erneut die oft schon beklagte ungenügende Vernetzung der europäischen Sozialwissenschaften. Meist behandeln diese Einführung systematisch Themen, Untersuchungsfelder und Forschungsbefunde von Kommunikation und Medien oder sie verfolgen chronologisch die einschlägige Fachgeschichte(n) nationaler, weniger internationaler Bandbreite. Mehr

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Daniel Müller; Annemone Ligensa; Peter Gendolla (Hrsg.): Leitmedien

Rezensiert von Manuel Wendelin

Sammelrezension
Dass schon ‘Medium’ ein Begriff ist, über dessen Definition man wunderbar streiten kann, ist bekannt. Dieses Schicksal teilt der Terminus mit anderen Grundbegriffen wie dem der ‘Kommunikation’ oder dem der ‘Öffentlichkeit’. Im alltäglichen (wissenschaftlichen) Gebrauch werden solche Differenzen meist problemlos umschifft. Diese Praxis der Umgehung von unüberbrückbaren Klüften ist notwendig, um diesseits des endlosen Nachdenkens über sprachliche Grundlagen überhaupt sinnvoll arbeiten zu können. Hin und wieder kommt es aber vor, dass bewusste Entscheidungen für die Verwendung eines bestimmten Medienbegriffs getroffen und begründet werden müssen. Spätestens in solchen Situationen ist man dankbar für die in der Literatur vorhandenen Systematisierungen. Das ist nicht anders, wenn es um die Forschung zu Leitmedien geht. Im Unterschied zum Medienbegriff sind tiefer gehende begriffliche Auseinandersetzungen hier aber kaum vorhanden. Gleiches gilt für die Systematisierung des Forschungsstands. Vor dem Hintergrund der offensichtlich immer häufiger werdenden Verwendung des Wortes “Leitmedien”, ist dieser Befund das zentrale Relevanzargument für den von Daniel Müller, Annemone Ligensa und Peter Gendolla herausgegebenen Zweibänder. Mehr

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