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Krieg und Frieden im globalen Dorf, oder: Eine Faszinationsgeschichte des Schmerzes

Rezensiert von Martina Leeker

“Ist unsere Identität in Gefahr, fühlen wir uns berechtigt, Krieg zu führen. Die alte Vorstellung muss unbedingt wiederhergestellt werden.”

Klassiker
McLuhans Krieg und Frieden (1968) ist ein besonderes, ein schwieriges und ein gefährliches Buch. Diese Qualitäten erschließen sich m. E. allerdings nicht, wenn dieses Werk vor allem als Bilderbuch gelesen wird, wie es z. B. Karlheinz Barck und Martin Treml vorschlagen, Herausgeber der 2011 bei Kadmos erschienen Neuauflage. Das Buch ist zwar mit zahlreichen und aufrüttelnden Bildern ausgestattet. Darin scheint mir jedoch nicht seine eigenartige Sprengkraft zu liegen. Den Versuch, die Gutenberg-Galaxis als Ausgeburt der alphabetischen, das menschliche Sensorium aufs Visuelle und Rationale begrenzenden Schrift-Kultur bild-typografisch zu überwinden, unternahm McLuhan eher in The Medium is the Massage (1967). Wohl wissend, dass der Leser entgegen der dem phonetischen Alphabet inhärenten Un-Sinnlichkeit und der von ihm ausgelösten stillen Lektüre dennoch im Inneren einen akustischen, d. h. bei McLuhan multisensoriellen und vielperspektivischen Raum des In-der-Welt-Seins erzeugen kann, konstruiert er Krieg und Frieden dagegen als imaginäres Klangbuch. Mehr

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