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Franziska Kuschel: Schwarzseher, Schwarzhörer und heimliche Leser

Rezensiert von Hans-Jörg Stiehler

Einzelrezension
Die Führung der DDR betrachtete die Medien weniger als Mittel öffentlicher Kommunikation, sondern vor allem als Steuerungs- und Lenkungsinstrument der ,Massen‘. Indem die Medien der Bundesrepublik in der DDR recht freizügig nutzbar waren, hatte der Staat mit dem Fortbestehen eines „gesamtdeutschen Kommunikationsraumes“ ein Problem: Es ergab sich die für den Ostblock nahezu einzigartige Situation einer Konkurrenz von alternativen Informations- und Unterhaltungsangeboten, die den eigenen Medien Nutzer abspenstig machten und sie mit konkurrierenden Weltdeutungen und Freizeitvergnügungen versorgten. Da dieser Konkurrenz zugleich eine erhebliche Wirkmächtigkeit und die Intention der ,Störung‘ der DDR unterstellt wurde, wurden Maßnahmen für unumgänglich gehalten, den Einfluss der Westmedien zu entkräften. Die Publikation von Franziska Kuschel fragt daher, mit welchen Strategien der Staat den Medienkonsum zu kontrollieren versuchte und wie die Mediennutzer dem staatlichen Druck begegneten. Mehr

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Irma Nelles: Der Herausgeber. Erinnerungen an Rudolf Augstein

Rezensiert von Beatrice Dernbach

Einzelrezension
Irma Nelles war 30 Jahre für das Hamburger Magazin Der Spiegel als Sekretärin und Redakteurin tätig. In dieser Zeit leitete sie knapp zehn Jahre lang das Büro des Herausgebers Rudolf Augstein. Für den Aufbau Verlag schrieb sie nun ihre Erinnerungen auf (2016) – an ein Leben, das auf einer nordfriesischen Insel begann und sie über das Bonner Büro des Magazins ins zwölfte Stockwerk des Spiegel-Hochhauses in Hamburg führte. Und an einen Mann, der für die deutsche Mediengeschichte bedeutsam war, in seinem Verhalten aber als kauzig, empfindlich und verschlossen galt. Beatrice Dernbach hat für das rkm-Journal geprüft, wieviel Intimität diese Medienbiografie zulässt und was der Herausgeber zeit seines Lebens selbst über sich preiszugeben wagte. Mehr

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Peter Rothenbühler: Frösche küssen – Kröten schlucken

Rezensiert von Guido Keel

Einzelrezension
Auf Schilderungen aus seinem Privatleben verzichtet er. Ausgerechnet er, der Erfinder des Schweizer People-Journalismus: Peter Rothenbühler. In seiner gerade erschienenen Autobiografie Frösche küssen – Kröten schlucken erklärt er gleich zu Beginn: „Was privat ist muss privat bleiben, weil es eben privat ist, sage ich, (…) der seine lieben Promis immer vom Gegenteil zu überzeugen versuchte und damit oft Erfolg hatte“ (S. 16). Die Autobiografie erzählt vor allem seine berufliche Geschichte: Vom 68er-Journalist zum Medienentwickler und Chefredaktor bis zum Unternehmensberater, Hochschuldozenten und reflektierten Kolumnisten. In diesem Leben spiegelt sich auch ein Teil der jüngeren Schweizer Mediengeschichte: die Ausdifferenzierung der Boulevardmedien, die Verbreitung der People-Magazine sowie das neue Privatfernsehen. Mehr

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Julia Abel, Christian Klein (Hrsg.): Comics und Graphic Novels

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Einzelrezension
In den 1950er und früheren 1960er Jahren wurden Comics als ‚Funnies‘ und ,Adventures‘ von Kindern und Jugendlichen, quasi als das singuläre Jugendmedium, heiß begehrt und unentwegt verschlungen – auch deshalb, weil sie von Eltern und offiziellen Jugendschützern kritisch beäugt, wenn nicht verfolgt wurden. In den späten 1960er und 1970er Jahren entwickelten sich Comics einerseits zum rebellischen Underground-Medium, da sich sämtliche Tabuthemen visuell erproben und diverse Subkulturen darstellen ließen. Andererseits wurden sie bald vor allem in der frankophilen Asterix-Version als veritables Album hochgeschätzt und sukzessive als Kunstmedium anerkannt. Danach ist das Genre der Comics derart diversifiziert und in Spezialforen verschwunden, dass nur noch Insider ihre diversen Varianten, Ausgaben und Urheber als Zeichner und Texter kennen. Lediglich als Graphic Novels (einer Untergruppe von Comics) und im Web-Format dürften sie den meisten Jugendlichen begegnen und nennenswerte Resonanz finden. Entsprechend sind die Forschung und Sekundärliteratur darüber weitgehend versiegt. So ist der vorliegende Reader von Julia Abel und Christian Klein seit längerem die einzige deutschsprachige aktuelle Bestandsaufnahme über dieses mediale Gefüge, zumal mit nahezu sämtlichen Aspekten und systematischer Struktur, die sich aus drei Themenblöcken und 18 Kapiteln generiert. Mehr

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Geraldine Edel: Ideologie der Technologie

Rezensiert von Stephan Mündges

ideologie_der_technologie_edel1Einzelrezension
Wie böse ist Google? Glaubt man dem Unternehmen: gar nicht, schließlich lautete das Unternehmensmotto lange: „Don’t be evil!“. Glaubt man Geraldine Edel, ist Google sehr böse, weil neoliberal. In ihrem Buch Ideologie der Technologie (2016) arbeitet sie heraus, wie die Funktionsweisen der Suchmaschine Google mit neoliberaler Doktrin durchsetzt sind: Ständig wird versucht, die Suchmaschine zu verbessern, deren Ergebnisse vermeintlich natürlich zustande kommen; jede staatliche Regulierung wird abgelehnt, finanzstarke Akteure werden bevorzugt – all das sind laut Edel Indizien für den neoliberalen Geist von Google. Die Autorin hat dazu keine eigenen empirischen Untersuchungen durchgeführt, sondern fasst Literatur zu Techniksoziologie und Neoliberalismus-Kritik sowie bekannte Konfliktfälle aus der Google-Geschichte zusammen. Zudem schöpft sie Erkenntnisse aus ihrer Erfahrung als Mitarbeiterin einer Agentur für Online-Marketing und Suchmaschinenoptimierung. Mehr

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Artur Pelka: Das Spektakel der Gewalt – die Gewalt des Spektakels

Rezensiert von Stefan Schroeder

Artur Pelka: Das Spektakel der Gewalt – die Gewalt des SpektakelsEinzelrezension
Dass das deutschsprachige Drama unserer Tage nicht nur beim Publikum, sondern auch in der Wissenschaft ein Nischendasein führt, ist ein bekanntes Phänomen. Nicht anders als das Theater im Allgemeinen scheint der zeitgenössische Theatertext permanent seine Relevanz behaupten zu müssen, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Doch da Dramatikerinnen und Dramatiker ihre Stärken von jeher in der Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte unter Beweis stellen, gründet der in Lodz lehrende, polnische Germanist Artur Pelka seine Untersuchung über Angriff und Flucht in deutschsprachigen Theatertexten konsequenterweise auf die politische Zäsur des 11. September 2001. Im Angesicht von Terror und Gewalt im 21. Jahrhundert suche das Drama neue Wege der Wirklichkeitsdarstellung, entwickle ein neues Geschichtsbewusstsein, wenn nicht gar ganz allgemein eine neue Ernsthaftigkeit. Mehr

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Melanie Leidecker: „Das ist die Topgeschichte des Tages!“

Rezensiert von Silke Fürst

melanieleidecker_topgeschichtedestagesEinzelrezension
Mit der Auswahl und Gestaltung des Aufmachers signalisieren Nachrichtenmedien ihren Nutzern, welches Thema von besonderer Bedeutung ist. Die Rezeptionsforschung hat bereits nachgewiesen, dass formale Merkmale der Zeitungsgestaltung die Aufmerksamkeit der Leser lenken. Der erste Blick richtet sich häufig auf die erste Seite, die größte Schlagzeile und den umfangreichsten Artikel. Die deutsche Kommunikations- und Journalismusforschung unterstreicht seit Jahrzehnten diese herausragende Rolle von Aufmachern. Gleichwohl schenkt sie diesem Phänomen wenig gesonderte Beachtung. Insofern stößt Melanie Leidecker in eine Forschungslücke vor, indem sie in ihrer Publikation „Das ist die Topgeschichte des Tages!“ (2015) fragt: Seit wann gibt es in deutschen Tageszeitungen einen Aufmacher und wie hat sich dieser historisch entwickelt? Welche Ereignisse werden zu Aufmachern und welche redaktionellen Abläufe sind dabei bedeutsam? Auch eine Vergleichsanalyse verschiedener Zeitungen fließt in ihre Arbeit ein. Mehr

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Stephan Ruß-Mohl: Journalismus. Das Lehr- und Handbuch

Rezensiert von Petra Werner

journalismus_stephanrussmohl1Einzelrezension
Von Aktualität bis Zeitdruck, von Algorithmus bis Zapping, von Anderson, Chris bis Zahn, Peter von – in seinem mittlerweile in dritter, aktualisierter und überarbeiteter Auflage erschienenen Lehr- und Handbuch buchstabiert Stephan Ruß-Mohl das Berufsfeld des Journalismus aus, das sich drastisch verändert. Dabei widmet er sich journalistischen Genres ebenso wie redaktionellen Arbeitsroutinen, ordnet neue Entwicklungen ein und unterfüttert seine Einlassungen zur Berufspraxis mit Ergebnissen der Journalismusforschung und Hinweisen auf theoretische Ansätze. Als Lehrbuch richtet sich Journalismus an Berufseinsteiger, Volontäre und Studierende; als Handbuch soll es gestandenen Berufspraktikern helfen, auf der Höhe der Diskussion zu bleiben. Ob ihm beides gelungen ist, hat Petra Werner für das rkm-Journal ergründet. Mehr

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Julia Niemann: Risiken und Nutzen der Kommunikation auf Social Networking Sites

Rezensiert von Philip Sinner

julia_niemann_socialnetworking_smallEinzelrezension
Julia Niemanns Studie befasst sich mit einem Thema, das die Kommunikationswissenschaft seit über zehn Jahren umtreibt und im Mittelpunkt insbesondere der Rezeptions- und Nutzungsforschung steht: Warum offenbaren sich Menschen auf Social Networking Sites, obwohl sie um die Risiken für die Privatsphäre wissen? Ihre Dissertation (2016), die mit dem Herbert von Halem Nachwuchspreis ausgezeichnet wurde, liefert dazu neue Erkenntnisse, die auf einer Online-Befragung von rund 1000 Facebook-Usern basieren. Mehr

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Marie-Hélène Adam, Szilvia Gellai, Julia Knifka (Hrsg.): Technisierte Lebenswelt

Rezensiert von Thomas Christian Bächle

technisiertelebenswelt-transcriptEinzelrezension
Die „technisierte Lebenswelt“ und die „Figuration von Mensch und Technik“ – so die im Titel vorgenommene Selbstverortung des Buches – sind bewährte Motive soziologischer Beobachtung von Gesellschaft. Marie-Hélène Adam, Szilvia Gellai und Julia Knifka haben für ihren Sammelband die theoretische und erkenntnisleitende Ausgangssituation auf die heutige Verflechtung von Mensch und Technik übertragen: Die Stärke der 20 Beiträge liegt deshalb vor allem darin, dass soziotechnologische Phänomene betrachtet werden, die als neu gelten und einer wissenschaftlichen Einordnung bedürfen. Zu ihnen gehören unter anderem Smart Homes, Wearables, GoPro-Kameras, Prothesen und die Verwachsung von Haut und Textilien. Zwischen Cyborgs, Transformation und der Gefahr des gläsernen Menschen stellen sich die Autoren auch Fragen nach Überforderung, Überwachung, Macht und Selbstständigkeit. Mehr

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