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Volker Lilienthal (Hrsg.): Sagen, was ist

Rezensiert von Beatrice Dernbach

Einzelrezension

Beginnen wir am Schluss. Was haben Rudolf Augstein und Heinrich Heine gemeinsam? Der Senator für Kultur und Medien in Hamburg, Carsten Brosda, schreibt: Sie teilen ihre Vorstellung von der freien Meinungsäußerung. Sie “haben geschrieben, um eine Gesellschaft daran teilhaben und davon lernen zu lassen”. Das taten sie in der Hoffnung, “demokratische Wirkung zu entfalten”. Für Brosda hat Augsteins Motto “Sagen, was ist” zwei Dimensionen: Fake und Fakten müssen klar unterscheidbar sein – dafür müssen journalistische Medien eintreten. Und der Journalismus muss das gesellschaftliche Gespräch wieder stärker moderieren, um die “fragmentierten Foren digitaler Öffentlichkeiten” zusammenzuführen. Das ist Tenor und Leitmotiv eines Bandes über den Gründer und Chefredakteur des Magazins Der Spiegel, Rudolf Augstein. Wie würde er die Entwicklung des Journalismus bis heute bewerten und für die Zukunft voraussagen? Würde er sich im Grab rumdrehen? Sich abwenden? Würde er angesichts der Digitalisierung der Medien, der Fragmentierung des Publikums, der Erosion des Vertrauens in politische Akteure und deren Entscheidungen, angesichts von Fake News und Shitstorms die Ärmel hochkrempeln? Würde er zum Sturm blasen gegen die Bedrohung des Journalismus und für seinen Schutz kämpfen? Der Inhaber der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur an der Universität Hamburg, Volker Lilienthal, hat 14 Autorinnen und Autoren eingeladen, sich darüber Gedanken zu machen. Mehr

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Irma Nelles: Der Herausgeber. Erinnerungen an Rudolf Augstein

Rezensiert von Beatrice Dernbach

Einzelrezension
Irma Nelles war 30 Jahre für das Hamburger Magazin Der Spiegel als Sekretärin und Redakteurin tätig. In dieser Zeit leitete sie knapp zehn Jahre lang das Büro des Herausgebers Rudolf Augstein. Für den Aufbau Verlag schrieb sie nun ihre Erinnerungen auf (2016) – an ein Leben, das auf einer nordfriesischen Insel begann und sie über das Bonner Büro des Magazins ins zwölfte Stockwerk des Spiegel-Hochhauses in Hamburg führte. Und an einen Mann, der für die deutsche Mediengeschichte bedeutsam war, in seinem Verhalten aber als kauzig, empfindlich und verschlossen galt. Beatrice Dernbach hat für das rkm-Journal geprüft, wieviel Intimität diese Medienbiografie zulässt und was der Herausgeber zeit seines Lebens selbst über sich preiszugeben wagte. Mehr

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Christoph Bultmann: Gut gefälscht

Rezensiert von Petra Sorge

Gut gefälschtEinzelrezension
Ein erzkonservativer Sektenführer, der gegen kurdische Separatisten hetzt: So beschrieb der Spiegel 2012 den türkischen Imam Fethullah Gülen. Als Beleg diente ein Zitat Gülens, das der Erfurter Theologe Christoph Bultmann als Fälschung erkannt haben will. Seine Beobachtung hat er dokumentiert in Gut gefälscht, erschienen im Ulenspiegel-Verlag. Bultmann sah einen Verstoß gegen das Wahrhaftigkeits- und Sorgfaltsgebot der Ziffern 1 und 2 des Pressekodexes. Doch der Presserat wies seine Beschwerde als unbegründet zurück, genauso wie zwei weitere Anträge, etwa, weil der Spiegel das Zitat später wiederholte. Bultmanns These: Der Presserat habe “ein gefälschtes Zitat” zu Unrecht als ethisch einwandfrei bewertet. Dies sei “[w]ohl deshalb [geschehen], weil sie [die Zitatfälschung] im Spiegel steht“. Mehr

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