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Frank J. Robertz, Robert Kahr (Hrsg.): Die mediale Inszenierung von Amok und Terrorismus

Rezensiert von Guido Keel

Einzelrezension
Amokläufe an Schulen, Terrorismus, Selbstmorde – diesen Phänomenen ist nicht nur gemeinsam, dass bei allen tödliche Gewalt im Zentrum steht, sondern auch, dass Medien eine Schlüsselrolle spielen. Aus gesellschaftlicher, insbesondere aber aus journalistischer Sicht interessiert deshalb die Frage, wie ein verantwortungsvoller Umgang der Massenmedien mit diesen Ereignissen aussieht. Die beiden Herausgeber des Sammelbandes Die mediale Inszenierung von Amok und Terrorismus (2016) warten mit punktgenauen Berufshintergründen auf: Frank J. Robertz leitet das Institut für Gewaltprävention und angewandte Kriminologie in Berlin, während Kommunikationswissenschaftler Robert Kahr an der Deutschen Hochschule der Polizei Einsatzmanagement bei Schwerkriminalität lehrt. Sie haben Aufsätze internationaler Autoren zusammengetragen, um Erkenntnisse für eine mediale Berichterstattung über solche Gewaltakte zu finden, die das Leiden besonders bei den direkt Betroffenen minimieren kann. Mehr

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Artur Pelka: Das Spektakel der Gewalt – die Gewalt des Spektakels

Rezensiert von Stefan Schroeder

Artur Pelka: Das Spektakel der Gewalt – die Gewalt des SpektakelsEinzelrezension
Dass das deutschsprachige Drama unserer Tage nicht nur beim Publikum, sondern auch in der Wissenschaft ein Nischendasein führt, ist ein bekanntes Phänomen. Nicht anders als das Theater im Allgemeinen scheint der zeitgenössische Theatertext permanent seine Relevanz behaupten zu müssen, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Doch da Dramatikerinnen und Dramatiker ihre Stärken von jeher in der Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte unter Beweis stellen, gründet der in Lodz lehrende, polnische Germanist Artur Pelka seine Untersuchung über Angriff und Flucht in deutschsprachigen Theatertexten konsequenterweise auf die politische Zäsur des 11. September 2001. Im Angesicht von Terror und Gewalt im 21. Jahrhundert suche das Drama neue Wege der Wirklichkeitsdarstellung, entwickle ein neues Geschichtsbewusstsein, wenn nicht gar ganz allgemein eine neue Ernsthaftigkeit. Mehr

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Melanie Verhovnik: School Shootings

Rezensiert von Silke Braselmann

Melanie Verhovnik: School ShootingsEinzelrezension
Columbine, Winnenden, Erfurt – längst wecken diese Ortsnamen Erinnerungen an grausame Gewalttaten und rufen Bilder trauernder Schüler und abgesperrter Schulhöfe ins Gedächtnis. Schulamokläufe oder school shootings, um den auch von Melanie Verhovnik in ihrer Dissertationsschrift gewählten Begriff zu verwenden, sind extrem seltene Taten, die eine erstaunlich große Präsenz im öffentlichen Diskurs haben. Dass sich diese Gewalttaten zunächst in Amerika – und seit den frühen 2000er Jahren auch in Deutschland – so fest im kollektiven Gedächtnis verankern konnten, liegt zum einen an ihrer Plötzlichkeit und dem schockierenden Ausmaß, zum anderen an der ausführlichen medialen Berichterstattung. School shootings sind somit Medienereignisse: Die gesellschaftliche Wahrnehmung dieser Taten als mögliche Bedrohung sowie gewisse Muster ihrer Durchführung sind untrennbar mit den Dynamiken der medialen Berichterstattung verbunden. Mehr

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Marco Iacoboni: Woher wir wissen, was andere denken und fühlen

Rezensiert von Nadia Zaboura

Einzelrezension
Eine der letzten ungestürmten Bastionen der conditio humana ist der Andere: Was in unseren Freunden oder Feinden – also außerhalb unserer eigenen Gedanken- und Gefühlswelt – passiert, kann nur angenommen und mal mehr, mal weniger treffsicher antizipiert werden. Trotzdem sind unsere Annahmen über das Innenleben des Gegenübers nicht rein spekulativ: Mit oft erstaunlicher Präzision erkennen wir intuitiv und unmittelbar, aus welchen Motiven heraus der Andere handelt und welche Aktion er als nächstes ausführen wird. Zur Deutung dieser Präzision wurden in den 1990er Jahren mit der Entdeckung besonderer Nervenzellen – der so genannten Spiegelneurone – erstmals auch biologische Mechanismen herangezogen. Seitdem bringen diese speziellen Nervenzellen eine neue Dynamik in die Diskussion um zwischenmenschliche Einfühlung, Perspektivübernahme und Handlungsantizipation. Und damit befeuern sie zeitgleich die Debatte, ob und wie mentale Phänomene auf biologische Gehirnvorgänge rückführbar oder sogar: reduzierbar sind. Mehr

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