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Sandra Siebert: Angeprangert!

Rezensiert von Hanne Detel

Einzelrezension
Der Skandal hätte bereits im November 1999 seinen Anfang nehmen können. Damals veröffentlichte die Frankfurter Rundschau einen Bericht, der den jahrelangen Missbrauch von Schülern an der Odenwaldschule enthüllte – jedoch ohne Reaktion: keine Empörung in der Öffentlichkeit, keine anderen Medien, die sich einschalteten, keine Strafen für den Schuldigen. Der Skandal blieb aus. Es sollte mehr als zehn Jahre dauern, bis erneute Berichterstattung den bitter nötigen Skandal auslöste. Worin liegen die Gründe, dass die Enthüllung eines Missstandes in einem Fall einen Skandal initiiert und im anderen nicht? Warum lässt sich das Ausmaß der Empörung in der Bevölkerung nicht mit der Größe und Art der Missstände erklären? Warum echauffiert sich die Öffentlichkeit in manchen Fällen über kleine und unwichtige Dinge, während die Entrüstung bei einigen großen Missständen – wie zunächst im Fall der Odenwaldschule – ausbleibt? Mehr

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Edgar S. Hasse: Weihnachten in der Presse

Rezensiert von Detlev Dormeyer

Einzelrezension
Bei dem Werk handelt es sich um eine Dissertation eines Journalisten mit langer Berufserfahrung an der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald. Das Werk enthält sieben Hauptteile: A. Einleitung; B. Forschungsstand; C. Forschungsgeschichte; D. Thematische Grundlagen für die empirischen Analysen; E. Methode; F. Empirie; G. Gesamtergebnisse, Interpretation und Diskussion. Als Anhang folgen: H. Konsequenzen; I. Grafiken; J. Literaturverzeichnis, Quellen, Hilfsmittel; Codebuch. Der Ansatz dieser Arbeit ist umfassend. In der Einleitung werden das Ziel und die Hypothesen kurz vorgestellt. Es geht darum, die gängige These vom Säkularisierungsschub, mit dem als Gegenbewegung eine Zunahme der religiösen Individualisierung und Privatisierung negativ korreliert, empirisch zu überprüfen. An solchen empirischen Untersuchungen mangelt es bisher. Insbesondere ist “ein neues mediales Interesse an Religion und Religiosität zu berücksichtigen” und entsprechend eine ab 1980 ansteigende journalistische Wahrnehmung von christlichen und religiösen Themen. [mehr]

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Rainer Rother; Judith Prokasky (Hrsg.): Die Kamera als Waffe

Rezensiert von Ulrich Hägele

ROTHER_KameraEinzelrezension
Als der Vietnamkrieg 1973 seinem Ende entgegen ging, trugen auch die veröffentlichten Bilder zur Kriegsmüdigkeit der USA bei. Der Fotojournalist Ronald Haeberle etwa hatte 1968 die Kriegsverbrechen einer amerikanischen Einheit gegenüber den Bewohnern des Dorfes My Lai auf Farbfilm festgehalten. Die Weltöffentlichkeit war schockiert und in den USA kam es zu einer Wende in der öffentlichen Meinung, die schließlich mit zum Waffenstillstand führte. Die Freizügigkeit der Reporter in Vietnam ging auf die Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg zurück: Die Johnson-Administration wollte den totalitären Mechanismen der Propaganda nunmehr eine demokratisch offene Berichterstattung entgegensetzen – in den Jahren danach reglementierten die Militärs unter dem Stichwort ‘Embedded Journalists’ rasch wieder die journalistische Arbeit. Mehr

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Ellen Dietzsch: Europas Verfassung und die Medien

Rezensiert von Hans-Jörg Trenz

Einzelrezension
Im deutschen Verlagswesen finden sich neuerdings auffallend viele Veröffentlichungen studentischer Qualifikationsarbeiten, die, wie im vorliegenden Fall, als wissenschaftliche Beiträge angepriesen werden, ohne auf die Eigenart dieser Publikationen hinzuweisen. Dabei muss Kalkulation unterstellt werden. Verleger rechnen mit der Vielzahl von Neuerscheinungen und nicht mit der Auflage. Für die Autoren bietet sich die Möglichkeit, gute Examensnoten mit einer Buchpublikation zu verbinden und vielleicht auch noch über Google und Amazon öffentlich sichtbar zu werden. Die Investition in Druckkostenzuschüsse mag sich dann auch für eine außeruniversitäre Karriereplanung schon einmal auszahlen. Lediglich die akademische Gemeinschaft kann von dieser Aufblähung des wissenschaftlichen Buchmarkts kaum profitieren und auch die Bibliotheken sind oftmals die Verlierer, wenn sie als potentielle Käufer ihre begrenzten Budgets für die Anschaffung dieser Werke zur Verfügung stellen. Mehr

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Saskia Ziegelmaier: Visuelles Framing von Alter

Rezensiert von York Kautt

Einzelrezension
Die Arbeit von Saskia Ziegelmaier fokussiert die Inszenierungen des Alters und der Alten im Kontext eines bestimmten Bereichs der Massenmedien, nämlich der journalistischen Berichterstattung – mithin ein spezifisches Segment des weiten Themenhorizonts, den der Titel der Monographie aufspannt. Die Studie ist zweigeteilt: Während in einem ersten Abschnitt die benötigten Begriffe und Konzepte erläutert werden (Kap. 2-4), präsentiert die Autorin im zweiten Teil eine empirische Studie, die sich mit den Altersdarstellungen in aktuellen journalistischen Formaten und deren Rezeption beschäftigt (Kap. 5 und 6). Das in der Einleitung formulierte Ziel des theoretischen Abschnitts, nämlich “den Framing-Ansatz aus Perspektive der visuellen Kommunikationsforschung zu beleuchten” und dabei einen “Entwurf für ein ‘visuelles Framing-Konzept'” vorzustellen, “der das grundsätzliche Defizit der Bildbetrachtung im kommunikationswissenschaftlichen Framing-Ansatz aufgreift” (12) bleibt wie die entsprechenden Ausführungen hierzu etwas unklar. Mehr

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Marina Deiß: Gnade für Gnadenlose?

Rezensiert von Svea Bräunert

deiß2008Einzelrezension
2007 jährten sich zum dreißigsten Mal die Ereignisse dessen, was als Deutscher Herbst in die Geschichte der Bundesrepublik eingegangen ist. Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar waren als Angehörige der zweiten Generation der Roten Armee Fraktion (RAF) maßgeblich an der Entführung und späteren Ermordung Hanns Martin Schleyers sowie an weiteren terroristischen Taten beteiligt. Seit Ende 1982 sitzen sie in Haft. Rund 24 Jahre später wird in Deutschland kontrovers über ihre Entlassung diskutiert – eine Debatte, die den Eindruck macht, als würden hier alte Grabenkämpfe der siebziger Jahre noch einmal ausgefochten und im Zuge von 9/11 neue Stellvertreterkriege aufgeführt. Mehr

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