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Kornelia Hahn: Ent-fernte Kommunikation

Rezensiert von Michael Jäckel

Einzelrezension
Als der Philosoph Peter Sloterdijk seine Aussage “Die kleinen Dinge lösen große Medienrevolutionen aus” erläutern wollte, griff er auf das Beispiel der Einführung von Vokalen zurück, mit denen die Griechen “den autonom lesbaren Text erfunden [haben].” Im Hinblick auf den Titel des Buches von Kornelia Hahn könnte man nunmehr sagen: Ein kleiner Bindestrich genügt, um eine andere Perspektive einzuführen. Das Wort “entfernt” dient uns in der Regel als Illustration einer Distanz. Wenn dieser Begriff im Zusammenhang mit Kommunikation verwandt wird, ist doch Telekommunikation gemeint. Das griechische “Tele” bedeutet fern. So ist Telekommunikation eine Kommunikation über Distanzen hinweg. Mit “ent-fernt” ist nun die Repräsentation abwesenden Sinns gemeint, eine Formulierung, die die Verfasserin sehr häufig einsetzt. Obwohl also beispielsweise etwas physisch nicht vorhanden ist, sorgt eine bestimmte mediale Repräsentation zumindest für die Simulation von Anwesenheit. Ent-fernung in diesem Sinne meint also aufgehobene Distanz, ohne diese letztlich völlig außer Kraft zu setzen: ein komplexes Nähe-Distanz-Verhältnis. Illustriert wird dieser Gedanke an vielen Fallbeispielen, die überwiegend aus einer neuen Lesart bereits vorhandener Analysen hervorgehen. Mehr

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Christoph Meißelbach: Web 2.0 – Demokratie 3.0?

Rezensiert von Christoph Bieber

Einzelrezension
Der Ende 2009 erschienene Band mit dem zahlenspielerischen Titel Web 2.0 – Demokratie 3.0? versucht sich an einer schwierigen Aufgabe. Auf gerade mal 126 Seiten (zuzüglich eines 20-seitigen Literaturverzeichnisses) setzt sich der Autor mit demokratischen Potenzialen des Internets auseinander, stellt dabei die technologischen Grundlagen der “GKI” (der Globalen Kommunikations-Infrastruktur) vor, strukturiert den Gegenstand entlang politik- wissenschaftlicher und soziologischer Großtheorien, evaluiert Theorie und Empirie der digitalen Demokratie und wagt unter der etwas bemüht klingenden Überschrift “Politische Software – Es sind Updates verfügbar!” auch noch einen Ausblick in die Zukunft der politschen Online-Nutzung. Mehr

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Wolfgang R. Langenbucher (Hrsg.): Paul Felix Lazarsfeld – Leben und Werk

Rezensiert von Thymian Bussemer

Einzelrezension
Paul Felix Lazarsfeld (1901-1976) war ohne Zweifel eine der prägenden Gestalten der US-amerikanischen Soziologie und Kommunikations- forschung. Viele sehen in ihm den eigentlichen Erfinder der sozial- wissenschaftlich orientierten Kommunikationswissenschaft, der Markt- und Meinungsforschung sowie der empirischen Handlungsanalyse. Die Kommunikationsforschung verdankt ihm nach wie vor benutzte Konzepte wie das der “opinion leader” oder den “two-step flow of communication”. Trotzdem ist Lazarsfeld bis heute nur einem recht schmalen Zirkel der sozialwissenschaftlichen Community bekannt. Wirklich kanonischen Rang erreichte er trotz klassischer Studien wie die “Arbeitslosen von Marienthal” (1933) oder “The People’s Choice” (1944) nie. Auch eine Breiten-Popularität, wie sie sein zwischenzeitlicher Halbtags-Mitarbeiter Theodor W. Adorno erlangte, wurde Lazarsfeld nicht zuteil. Selbst die fachwissenschaftliche Rezeption Lazarsfelds in der engeren Kommunikationswissenschaft blieb überschaubar. Mehr

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Holger Schramm, Mirko Marr (Hrsg.): Die Sozialpsychologie des Sports in den Medien

Rezensiert von Antje Dresen

schramm_marr2009Einzelrezension
Aus gesellschaftsanalytischer Sicht verfügt der Sport über besondere strukturelle Merkmale, die ihn von anderen sozialen Bereichen wie den Medien, der Wirtschaft oder der Politik unterscheiden. So geht es im Sport neben Spannungselementen, Regeln und einer regelüberhöhenden Sportmoral vor allem um die Kommunikation körperlicher Leistungen, die im Spitzensport besonders siegesorientiert ausgerichtet ist. Mit diesem strukturellen Kern steht der Sport gleichsam in einem Netz teilsystemischer Austauschbeziehungen zu seinen Umwelten. Dabei zeigen sich neben Politik, Wirtschaft und Wissenschaft insbesondere die Medien am Sport interessiert. Auf der Gegenseite erbringt der Sport hauptsächlich über spektakuläre Erfolge kontinuierlich Leistungen, die die Medien nach systemimmanenten Logiken verwerten. Mehr

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