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Linda Erker, Klaus Kienesberger, Erich Vogl, Fritz Hausjell (Hrsg.): Gedächtnis-Verlust?

Rezensiert von Saskia Handro

Gedächtnis-VerlustEinzelrezension
Die pathologisch anmutende Formel des “Gedächtnis-Verlustes” erfreut sich in der Debatte um Fragen der kulturellen Tradierung der Erinnerung an Holocaust und Nationalsozialismus immer größerer Beliebtheit. Dies liegt sicher weniger am heuristischen, sondern eher am metaphorischen Potential des Begriffes, der im Paradigma der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung interdisziplinäre Anschlussmöglichkeiten verspricht. Interdisziplinär ist auch der vorliegende Band ausgerichtet, der die Ergebnisse einer vom Wiener Verein “Gedenkdienst“ und dem “Arbeitskreis für historische Kommunikationsforschung“ 2011 veranstaltenden Tagung dokumentiert. Mehr

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Sabine Horn: Erinnerungsbilder

Rezensiert von Elke Grittmann

Einzelrezension
Am 12. Mai 2011 wurde der ehemalige KZ-Wachmann John Demjanjuk vom Münchner Landgericht II zu fünf Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord an 28.060 Juden im Vernichtungslager Sobibor verurteilt. Rund 70 Jahre nach dem Holocaust hat auch dieser NS-Prozess noch einmal eine breite mediale Aufmerksamkeit gefunden. Die Aufarbeitung der NS-Verbrechen durch die Justiz stellt nicht nur eine wichtige Quelle für die Geschichtswissenschaft dar, gerade durch die Thematisierung der Prozesse in Beiträgen und Sendungen haben die Medien immer wieder Öffentlichkeit hergestellt und damit das Bild über die NS-Vergangenheit mit geprägt (vgl. Osterloh/Vollnhals 2011). Mit der vergleichenden Untersuchung der Berichterstattung über den Auschwitz-Prozess 1963-1965 (Frankfurt a. M.) und den Majdanek-Prozess 1975-81 (Düsseldorf) im westdeutschen Fernsehen bietet die Historikerin Sabine Horn einen weiteren Einblick in die Wahrmehmung und Ausdeutung der großen Komplexverfahren in den Medien. Horn geht der Frage nach, welche dominante Lesart das Fernsehen von den Prozessen angeboten und wie sich diese Darstellung gewandelt hat. Ihr Interesse gilt dabei insbesondere der visuellen Ebene, den Erinnerungsbildern. Mehr

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Klaus Arnold; Walter Hömberg; Susanne Kinnebrock (Hrsg.): Geschichtsjournalismus

Rezensiert von Saskia Handro

Einzelrezension
Angesichts der wiederholt beschworenen Medialisierung oder gar Mediatisierung der Geschichtskultur drängt sich die Frage nach der Eigenlogik geschichtsjournalistischer Wissensproduktion auf. Wenngleich die Herausgeber auf eine theoretische Konzeptionalisierung verzichten, sondern sich eher induktiv dem Phänomenfeld nähern, fokussiert der Band eben nicht allein Medien als Speicher und Zulieferer des kollektiven Gedächtnisses, sondern modelliert in einem weiteren Sinne Geschichtsjournalismus als geschichtskulturelles Teilsystem, das eigenen Regeln folgt. Dabei betreten die Beiträge nicht in jedem Fall Neuland, aber sie führen zentrale, bislang eher getrennt betrachtete Aspekte massenmedialer Geschichtsproduktion zusammen. Schon vorab: Die Vernetzung von Produzenten- und Rezipientenperspektive mit inhaltlichen und formalen Aspekten geschichtsjournalistischen Erzählens gehört zu den Stärken des Bandes. Gerade in Zusammenschau der Beiträge erweisen sich diese systemspezifischen Zusammenhänge als konstitutiv für die Eigenart, Heterogenität und Dynamik geschichtsjournalistischen Erzählens. In forschungsmethodischer Hinsicht stellt jedoch die Vernetzung dieser Perspektiven eine große und bislang selten eingelöste Herausforderung dar. Folglich wenden sich auch die Beiträge dieses Sammelbandes zumeist einzelnen Dimensionen zu. Mehr

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Gerhard Paul; Bernhard Schoßig (Hrsg.): Öffentliche Erinnerung und Medialisierung des Nationalsozialismus

Rezensiert von Juliane Finger

Einzelrezension
Im Jahr 2009 fand das 10. Dachauer Symposium statt, welches sich die Frage stellte, wie sich die öffentliche Erinnerung an Nationalsozialismus und Holocaust in den letzten dreißig Jahren nach der Ausstrahlung der Serie “Holocaust” in 1979 verändert hat. Daraus entstanden ist der vorliegende Sammelband, der sich eben jener interessanten, wenn auch nicht ganz neuen Fragestellung widmet (z. B. Martínez, 2004; Wilke, 2005). Was macht diesen Band lesenswert? Holocaust sei unter Umständen die “folgenreichste Zäsur im geschichtskulturellen Diskurs der Bundesrepublik über Nationalsozialismus und Judenmord” (16), so Paul im einleitenden Beitrag. Die Serie habe eine verstärkte Auseinandersetzung mit der Geschichte eingeleitet. Die seit 1979 zunehmende Medialisierung habe aber auch eine Schattenseite, die Kommerzialisierung und Simplifizierung des Themas. Vor dem Hintergrund dieser These beschäftigen sich die folgenden Einzelbeiträge mit der (mehr oder weniger) von Holocaust beeinflussten Entwicklung in verschiedenen Bereichen öffentlicher Erinnerungskultur. Mehr

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Dörte Hein: Erinnerungskulturen online

Rezensiert von Erik Meyer

hein2009Einzelrezension
Im deutschsprachigen Raum stellt “Erinnerungskultur” einen nach wie vor expandierenden Fokus der historiografisch-kulturwissenschaftlichen Forschung dar. Insbesondere im Zusammenhang mit der medialen Repräsentation von Vergangenheit werden fortlaufend Studien vorgelegt, und nach den audio-visuellen Massenmedien richtet sich das empirische Interesse nun auf Formate der Online-Kommunikation, wie sie sich im World Wide Web vollzieht. Im gedächtnistheoretischen Diskurs wurde die Digitalisierung bislang primär unter dem Gesichtspunkt ihrer Konsequenzen für Archivierung und Speicherung behandelt, die eine Krise des Gedächtnisses evozieren würden. Die Folgen für die Verbreitung erinnerungskulturell einschlägiger Inhalte wurden zunächst vor allem praxisbezogen etwa am Beispiel von als Lehrmittel konzipierten CD-ROMs reflektiert. Mehr

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Saskia Frank: Zeppelin-Ereignisse

Rezensiert von Christian Kassung

frank2008_kleinEinzelrezension
Als am 6. Mai 1937 das Luftschiff “LZ 129” – besser bekannt unter dem Namen “Hindenburg” – unmittelbar bei ihrem Landeanflug in Lakehurst nahe New York explodierte, fand die Katastrophe unter der direkten Beobachtung gleich dreier technischer Medien statt: Erstmals in der Geschichte des motorisierten Verkehrs wurde ein Unfall zugleich fotografiert, gefilmt und live im Radio kommentiert. So vielfältig diese historische mediale Zeugenschaft ist, so erstaunlich zentriert und kondensiert stellt sich die heutige Erinnerungskultur dar. Reduziert auf das ikonische Bild des sich brennend gegen den eigenen Fall aufbäumenden Zeppelin-Körpers, überwiegt eine Ereignisästhetik, in welcher die spektakuläre Schönheit des gigantischen Luftschiffes noch eben überwiegt, noch gerade nicht ihrer Zerstörung und ihrem Zerfall erlegen ist. Mehr

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