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Klaus Arnold; Walter Hömberg; Susanne Kinnebrock (Hrsg.): Geschichtsjournalismus

Rezensiert von Saskia Handro

Klassiker
Angesichts der wiederholt beschworenen Medialisierung oder gar Mediatisierung der Geschichtskultur drängt sich die Frage nach der Eigenlogik geschichtsjournalistischer Wissensproduktion auf. Wenngleich die Herausgeber auf eine theoretische Konzeptionalisierung verzichten, sondern sich eher induktiv dem Phänomenfeld nähern, fokussiert der Band eben nicht allein Medien als Speicher und Zulieferer des kollektiven Gedächtnisses, sondern modelliert in einem weiteren Sinne Geschichtsjournalismus als geschichtskulturelles Teilsystem, das eigenen Regeln folgt. Dabei betreten die Beiträge nicht in jedem Fall Neuland, aber sie führen zentrale, bislang eher getrennt betrachtete Aspekte massenmedialer Geschichtsproduktion zusammen. Schon vorab: Die Vernetzung von Produzenten- und Rezipientenperspektive mit inhaltlichen und formalen Aspekten geschichtsjournalistischen Erzählens gehört zu den Stärken des Bandes. Gerade in Zusammenschau der Beiträge erweisen sich diese systemspezifischen Zusammenhänge als konstitutiv für die Eigenart, Heterogenität und Dynamik geschichtsjournalistischen Erzählens. In forschungsmethodischer Hinsicht stellt jedoch die Vernetzung dieser Perspektiven eine große und bislang selten eingelöste Herausforderung dar. Folglich wenden sich auch die Beiträge dieses Sammelbandes zumeist einzelnen Dimensionen zu. Mehr

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Eva Züchner: Der verschwundene Journalist

Rezensiert von Horst Pöttker

Klassiker
Wie es im NS-Regime war, ist nach der für den Wiederaufbau nützlichen Verdrängung der Verbrechen in den 1950er Jahren mittlerweile gut erforscht und einigermaßen bekannt. Die peinliche Frage, wie es überhaupt möglich war, dass die Kulturnation der Deutschen den Barbaren Hitler, Goebbels und Himmler ins eigene Verderben gefolgt ist, gerät erst heute, ein Menschenleben danach, mehr und mehr in den öffentlichen Diskurs. Philipp Jenninger musste noch 1988 als Bundestagspräsident zurücktreten, weil er es gewagt hatte, bei einer hochoffiziellen Gedenkveranstaltung zur Reichskristallnacht 1938 den Motiven für das Schweigen der großen Mehrheit zum Judenpogrom nachzuspüren. Mehr

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Johann Gustav Droysen – Ein Historiker als Klassiker der Kommunikations- und Medienwissenschaften

Wiedergelesen von Horst Pöttker

Wer es sich leisten kann und eine gut ausgestattete geschichtswissen- schaftliche Bibliothek sein Eigen nennen möchte, erwirbt drei 2007 und 2008 erschienene Teilergebnisse eines in jeder Beziehung außergewöhnlichen Editionsprojekts. Es ist dem wichtigsten Werk eines nicht weniger außergewöhn-lichen Gelehrten des 19. Jahrhunderts gewidmet, welcher auch für die Kommunikations- und Medienwissen-schaften als Klassiker gelten kann. Den gilt es freilich noch zu entdecken. Johann Gustav Droysen (1808–1884), Geschichtsprofessor an den Universitäten Kiel, Jena und Berlin, hat seine Historik-Vorlesung zwischen dem Sommersemester 1857 und dem Wintersemester 1882/83 insgesamt 17 Mal gehalten, wobei er das von ihm selbst nur in Form eines Grundrisses publizierte Manuskript immer wieder überarbeitet hat. Mehr

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