Rezensiert von Ingo Reuter
Mit seinem Werk Debt: The First 5000 Years legt Graeber eine umfangreiche dekonstruktivistische Kulturgeschichte der Schulden vor. Seine Untersuchungen beginnt er ausgehend von der verwunderten Erkenntnis, dass die moralische Forderung, man müsse seine Schulden bezahlen, durch Jahrtausende eine so hohe Bindungskraft entfalten konnte. Schuldknechtschaft, Sklaverei, der Verkauf von Töchtern wurden der moralischen Forderung, die eigenen Schulden zu bezahlen, untergeordnet. Graeber zeichnet nun die Geschichte der Schulden und des Umgangs mit Schulden durch die Jahrhunderte in den unterschiedlichsten Gesellschaften nach. Hieraus ergibt sich Schritt für Schritt implizit und am Ende des Buches dann auch explizit die Forderung, endlich, nach so vielen Jahrhunderten geistiger Knechtschaft unter dem moralischen Schuldenimperativ, zu einem neuen veränderten Denken vorzudringen, bzw. zumindest nachzudenken zu beginnen, dass der Imperativ, Schulden seien unter allen Umständen zu begleichen, keine absolute Geltung beanspruchen darf – insbesondere da einige ihre Schulden ohnehin nicht bezahlen, wie man anhand der jüngsten Bankenkrise sehen konnte. Mehr