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David Graeber: Debt

Rezensiert von Ingo Reuter

Einzelrezension
Mit seinem Werk Debt: The First 5000 Years legt Graeber eine umfangreiche dekonstruktivistische Kulturgeschichte der Schulden vor. Seine Untersuchungen beginnt er ausgehend von der verwunderten Erkenntnis, dass die moralische Forderung, man müsse seine Schulden bezahlen, durch Jahrtausende eine so hohe Bindungskraft entfalten konnte. Schuldknechtschaft, Sklaverei, der Verkauf von Töchtern wurden der moralischen Forderung, die eigenen Schulden zu bezahlen, untergeordnet. Graeber zeichnet nun die Geschichte der Schulden und des Umgangs mit Schulden durch die Jahrhunderte in den unterschiedlichsten Gesellschaften nach. Hieraus ergibt sich Schritt für Schritt implizit und am Ende des Buches dann auch explizit die Forderung, endlich, nach so vielen Jahrhunderten geistiger Knechtschaft unter dem moralischen Schuldenimperativ, zu einem neuen veränderten Denken vorzudringen, bzw. zumindest nachzudenken zu beginnen, dass der Imperativ, Schulden seien unter allen Umständen zu begleichen, keine absolute Geltung beanspruchen darf – insbesondere da einige ihre Schulden ohnehin nicht bezahlen, wie man anhand der jüngsten Bankenkrise sehen konnte. Mehr

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Werner Telesko: Das 19. Jahrhundert. Eine Epoche und ihre Medien

Rezensiert von Clemens Zimmermann

Einzelrezension
Werner Teleskos Das 19. Jahrhundert. Eine Epoche und ihre Medien ist als Einführung und Epochenüberblick zu verstehen. Es enthält zahlreiche und gut ausgewählte Hinweise auf die einschlägige Forschungsliteratur und hat weniger methodisch-reflexiven als vielmehr darstellenden Charakter. Die insgesamt 46 Abbildungen sind adäquat ausgesucht und bilden mit den jeweiligen Textabschnitten einen sinnvollen Zusammenhang. Dem Haupttitel gemäß wird in der Einleitung der Epochencharakter des ‘langen’ 19. Jahrhunderts (bis 1917) begründet. Mehr

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Francisco Javier Montiel Alafont: Werbegeschichte als Kulturgeschichte

Rezensiert von Friedrich Edelmayer

Einzelrezension
Francisco Javier Montiel Alafont hat das hier zu besprechende Buch 2007 im Fachgebiet Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Universität Jena als Dissertation eingereicht. Es stellt die erste umfassende Untersuchung zum bezeichneten Thema in deutscher Sprache dar, weshalb das Buch zweifellos Beachtung verdient. In seinem ersten Hauptkapitel gibt der Autor einen allgemeinen Überblick über die spanische Forschung zu den Themenkreisen “Werbung” und “Kultur”, um sich dann in seinem zweiten Hauptkapitel den theoretischen Grundlagen und Analysemodellen einer Werbegeschichte als Kulturgeschichte zu widmen. In seinem dritten Hauptkapitel, das den weitaus umfangreichsten Teil der Arbeit ausmacht, dem empirischen Teil der Untersuchung, geht er dann ausführlich auf konkrete Beispiele ein. Mehr

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“Neue Sachen sind und bleiben angenehm.” Aus der Geschichte der Nachrichten

Rezensiert von Heiko Christians

Einzelrezension
Auch die Geschichte und Ordnung der Nachrichten ist Veränderungen unterworfen. Die klassischen 20-Uhr-Nachrichten als Familienzusammenkunft sind vermutlich lange passé. Heute ist es eher der minütlich aktualisierte Liveticker im Internet, der uns an ganz verschiedenen Orten auf dem Laufenden hält. Der Schriftsteller Peter Glaser betonte vor kurzem, dass der digitale Medienfluss dabei sei, “sich in eine Umweltbedingung zu verwandeln”. Wenn man die Nachrichtenlage der Gegenwart wenigstens in eine grobe Ordnung bringen wollte, könnte man sie in einer Linie abfallender Dringlichkeit so anordnen: 1. Sensationen, 2. Katastrophen, 3. Ereignisse, 4. Nachrichten und 5. Informationen. [mehr]

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Streifzüge durch das Kulturgedächtnis. Ein Essay zu Gerhard Pauls Das Jahrhundert der Bilder

Rezensiert von Daniel Hornuff

Sarrotti2Einzelrezension

Wer heute die Lage der Bildwissenschaft betrachtet, wird Eigentümliches feststellen: Obwohl sie ihren Gegenstand im Titel trägt, beschäftigt sie sich nur am Rande und vereinzelt, geradezu in Ausnahmefällen mit Bildern. Ungleich intensiver bespiegelt sie sich dagegen selbst. Sie lotet ihre Diskurse bis zur Verselbständigung der Diskurse aus; sie wendet ihre Methoden wieder und wieder, bis vor lauter Methodenvorschlägen mehr Verwirrung als Klärung erreicht wurde; sie hält nach allgemeinen und übergeordneten Kategorien Ausschau und sieht sich folglich gezwungen, Jeweiliges und Spezifisches zu vernachlässigen; sie will einen umklammernden Rahmen für möglichst alle Wissenschaften ziehen, die sich mit Bildern in jeder nur denkbaren Weise befassen und muss erkennen, dass dieses Vorhaben in keinen auch nur halbwegs vernünftigen Rahmen einzugrenzen ist. Wer bildwissenschaftlich arbeitet und dabei solch einen Allgemeinheitsanspruch vertritt, läuft akut Gefahr, bloß metadiskursiv, abstrakt und damit eher beliebig als konkret zu arbeiten. Mehr

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Saskia Frank: Zeppelin-Ereignisse

Rezensiert von Christian Kassung

frank2008_kleinEinzelrezension
Als am 6. Mai 1937 das Luftschiff “LZ 129” – besser bekannt unter dem Namen “Hindenburg” – unmittelbar bei ihrem Landeanflug in Lakehurst nahe New York explodierte, fand die Katastrophe unter der direkten Beobachtung gleich dreier technischer Medien statt: Erstmals in der Geschichte des motorisierten Verkehrs wurde ein Unfall zugleich fotografiert, gefilmt und live im Radio kommentiert. So vielfältig diese historische mediale Zeugenschaft ist, so erstaunlich zentriert und kondensiert stellt sich die heutige Erinnerungskultur dar. Reduziert auf das ikonische Bild des sich brennend gegen den eigenen Fall aufbäumenden Zeppelin-Körpers, überwiegt eine Ereignisästhetik, in welcher die spektakuläre Schönheit des gigantischen Luftschiffes noch eben überwiegt, noch gerade nicht ihrer Zerstörung und ihrem Zerfall erlegen ist. Mehr

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