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David Graeber: Debt

Rezensiert von Ingo Reuter

Einzelrezension
Mit seinem Werk Debt: The First 5000 Years legt Graeber eine umfangreiche dekonstruktivistische Kulturgeschichte der Schulden vor. Seine Untersuchungen beginnt er ausgehend von der verwunderten Erkenntnis, dass die moralische Forderung, man müsse seine Schulden bezahlen, durch Jahrtausende eine so hohe Bindungskraft entfalten konnte. Schuldknechtschaft, Sklaverei, der Verkauf von Töchtern wurden der moralischen Forderung, die eigenen Schulden zu bezahlen, untergeordnet. Graeber zeichnet nun die Geschichte der Schulden und des Umgangs mit Schulden durch die Jahrhunderte in den unterschiedlichsten Gesellschaften nach. Hieraus ergibt sich Schritt für Schritt implizit und am Ende des Buches dann auch explizit die Forderung, endlich, nach so vielen Jahrhunderten geistiger Knechtschaft unter dem moralischen Schuldenimperativ, zu einem neuen veränderten Denken vorzudringen, bzw. zumindest nachzudenken zu beginnen, dass der Imperativ, Schulden seien unter allen Umständen zu begleichen, keine absolute Geltung beanspruchen darf - insbesondere da einige ihre Schulden ohnehin nicht bezahlen, wie man anhand der jüngsten Bankenkrise sehen konnte. Mehr

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Eva Baumann: Die Symptomatik des Medienhandelns

Rezensiert von Nicole Zillien

Einzelrezension
Die Krankheitsbilder Anorexie, Bulimie und psychogene Adipositas werden üblicherweise unter dem Begriff der Essstörungen subsumiert, welche insbesondere unter jüngeren Frauen eine verbreitete chronische Erkrankung darstellen. Dabei wird – bei Magersucht und Ess-Brech-Sucht ebenso wie bei anfallartigem Überessen – sowohl in Alltagsgesprächen als auch im wissenschaftlichen Diskurs von einer medialen Einflussnahme ausgegangen. Die Annahme ist, dass die überschlanken Medienvorbilder als Körperideal dienen und auf Rezipientenseite zu Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und im Extremfall zu krankhaften Essstörungen führen. In ihrer empirischen Arbeit Die Symptomatik des Medienhandelns führt Eva Baumann aus, dass diese Vorstellung eines linearen Zusammen- hangs von Ursache und Wirkung dem komplexen Wechselverhältnis von Mediennutzung und Essverhalten nicht gerecht wird. Mehr

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Stephan Eisel: Internet und Demokratie

Rezensiert von Martin Emmer

Einzelrezension
Potenzielle Leser dieses Buchs sollten sich von Anfang an im Klaren darüber sein, dass das zu Beginn formulierte Ziel dieses Buchs, einen "nüchterne(n) Blick auf die Chancen und Gefahren" des Internets zu werfen, nicht einmal ansatzweise eingelöst wird. Das Buch sollte eher gelesen werden als ein exemplarisches Panorama der Ratlosigkeit und der Ängste großer Teile der etablierten politischen Klasse im Umgang mit der Digitalisierung unserer Gesell- schaft, insbesondere des konservativen Lagers – und als solches hat es durchaus Informationswert. Der Leser wird Zeuge wie der Autor – langjähriges Mitglied und Mitarbeiter von CDU, Konrad-Adenauer-Stiftung und Deutschem Bundestag – über dreihundert Seiten versucht, seine kognitive Dissonanz im Umgang mit digitalen Medien zu bewältigen. Dabei nimmt er wenig Rücksicht auf die breite Faktenlage, eine widerspruchsfreie Argumentation oder ordentliche Quellenarbeit, wenn er sich und die Leser ständig entweder der Irrelevanz und Wirkungslosigkeit oder der dramatischen Gefährlichkeit 'des Internets' für den politischen Prozess versichern muss. Mehr

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Susanna Hübner: Wettbewerbsanalyse des Fernsehsektors

Rezensiert von Dieter Dörr

Einzelrezension
Susanna Hübner gliedert ihre Wettbewerbsanalyse des Fernsehsektors in fünf Kapitel. Zunächst veranschaulicht sie den aus ihrer Sicht bestehenden wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf beim Fernsehen. Im zweiten Kapitel wendet sie sich der ökonomischen und medienwissenschaftlichen Einordnung des Fernsehens zu, um sich dann im dritten und umfangreichsten Kapitel der eigentlichen Wettbewerbsanalyse des Fernsehsektors zu widmen. Im vierten Kapitel erfolgen eine Bestandsaufnahme der Regulierung sowie die Darstellung neuer Lösungsansätze. Im abschließenden fünften Kapitel formuliert die Autorin schließlich Anforderungen an eine neue Rundfunkordnung für das Fernsehen.

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Thomas Horky, Thorsten Schauerte, Jürgen Schwier, DFJV (Hrsg.): Sportjournalismus

Rezensiert von Daniel Nölleke

SportjournalismusEinzelrezension
Die Herausgeber des Sammelbandes Sportjournalismus versuchen sich an der eierlegenden Wollmilchsau. Übertragen auf den (Fußball-)Sport heißt das: Das Ziel des Bandes ist in etwa so hehr wie das Bestreben, einen talentierten Fußballer zu einem wuchtigen und kopfballstarken Strafraumstürmer zu trainieren, der das Spiel dribbelstark und kreativ lenkt, dabei zweikampfstark in der Abwehr agiert und stets als Führungs- spieler vorangeht. Für den 326 Seiten starken Band zeigt sich dieses Anliegen in der Heterogenität der Inhalte: Das Verhältnis von Sport und Medien wird theoretisch verortet, empirisch vermessen und praxisorientiert abgesteckt; der Prozess der sportjournalistischen Kommunikation wird von der Recherche bis zur Rezeption modelliert; wissenschaftliche und praktische Perspektiven werden integriert; unterschiedliche Strukturelemente wie Organisationen und Rollen fokussiert. Aber: Ist all dies in einem Band zu leisten? Kurz gesagt: Der Band ist nicht in allen Bereichen Champions-League-tauglich. Mehr

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Josef Kurz, Daniel Müller, Joachim Pötschke, Horst Pöttker, Martin Gehr: Stilistik für Journalisten

Rezensiert von Jürg Häusermann

Einzelrezension
"Der sozialistische Journalist, der sich täglich an Millionen von Menschen wendet, kann seine politische Aufgabe nur dann richtig erfüllen, wenn er neben Sachkenntnis und parteilicher Leidenschaft auch über die Fähigkeit verfügt, seinen Gedanken und Gefühlen den vollkommenen sprachlichen Ausdruck zu geben, die Sprache als Waffe im ideologischen Kampf wirksam zu gebrauchen." Dies war noch 1988 die Überzeugung der Autoren der Leipziger Stilistik für Journalisten. Als zwei von ihnen, Josef Kurz und Joachim Pötschke, zwölf Jahre später mit Dortmunder Mitautoren eine gesamtdeutsche Version des Handbuchs schrieben, waren vom Roten Kloster nur noch Überreste vorhanden, und im Text fehlte die "streitbare Auseinandersetzung mit dem Klassenfeind". Jetzt liegt es in einer nochmals überarbeiteten und erweiterten Fassung vor. Mehr

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Achim Eschbach, Nora-Sophia Eschbach (Hrsg.): Bausteine der Kommunikationswissenschaft

Rezensiert von Rubén Leites García

Einzelrezension
Das 300-seitige kommunikationswissenschaftliche Grundlagenbuch gibt einen ausführlichen Überblick über die Bausteine der Kommunikationswissenschaft, d. h. über Disziplinen und deren Vertreter, die zumindest als Ausgangspunkt für die Erschließung der facettenreichen Gestalt der Kommunikationswissenschaft dienen. Nach einem kurzen Vorwort und einer "Kleinen Geschichte der Kommunikationswissenschaft", wie die Herausgeber sie nennen, folgt das Sammelwerk den Quellströmen der Kommunikationswissenschaft, indem zunächst der Autor samt Kurzbiographie vorgestellt wird. Dabei gehen die Herausgeber auf die markantesten Lebensabschnitte des Autors ein und markieren schon hier die Beziehung zur heutigen Kommunikationswissenschaft, um anschließend einen ausgewählten Text des jeweiligen Autors zu präsentieren. Dies wird ohne Kommentar oder fachspezifische Einordnung getan, da eine kritische und vor allem selbstständige Auseinandersetzung des Lesers mit der Textauswahl gewünscht wird. Mehr

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Bildtheorien aus Frankreich

Rezensiert von Jonas Zipf

Sammelrezension
Bildwissenschaft oder Visual Studies? Teilbereich der Kunstgeschichte oder Ausweitung des Bildbegriffs? Digitale Revolution und mediale Bilderflut sind die Gegenstände des Basler interdisziplinären Nationalen Forschungsschwerpunkts Bildkritik (NFS) eikones. Wie immer beginnt die Suche mit der Frage nach der zugrunde liegenden Methodik: Was ist, was kann 'Bildkritik' bzw. 'Bildwissen-schaft'? Der im letzten Jahr erschienene Doppelband Bildtheorien aus Frankreich wagt einen unsystematischen Seiten- blick. Die Herausgeber Emmanuel Alloa, Kathrin Busch und Iris Därmann verfolgen eine zentrale These: Mit dem Blick auf französische Theorien und Texte zum Thema Bild- wissenschaft könnte der 'Iconic Turn' auch im deutschsprachigen Raum neu bewertet werden – und somit entweder eine nach- trägliche historische Legitimation erfahren oder als modischer 'Turn'-Ismus entlarvt werden. Mehr

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Astrid Haack: Computerspiele als Teil der Jugendkultur

Rezensiert von Lukas Meyer-Blankenburg

Einzelrezension
Die Computerspiel-Branche erfreut sich jährlich eines Umsatzes, der allein in Deutschland bei mehreren hundert Millionen Euro liegt. Ihre Zielgruppe sind vorwiegend Jugendliche und junge Erwachsene. Berücksichtigt man darüber hinaus die Digitalisierung unserer Alltagswelt und die steigende Bedeutung moderner Technologie sowohl als Instrument wie auch als Untersuchungsobjekt der Schulpädagogik, so erscheint Astrid Haacks Arbeit hier als längst überfällige religionspädagogische Annäherung. Die Autorin untersucht aus christlich theologischer Perspektive Anwendungsmöglichkeiten rezenter Computerspiele im Bereich der Religionspädagogik. Mehr

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André Puffert: Fernsehen und soziale Interaktion

Rezensiert von Sandra Fleischer

Einzelrezension
André Puffert legt mit seiner Publikation Fernsehen und soziale Interaktion eine überarbeitete Fassung seiner im Jahr 2000 veröffentlichten Dissertation vor. Die Publikation ist in der Schriftenreihe Medienpädagogik und Mediendidaktik des Verlag Dr. Kovac erschienen. Die Dissertation von André Puffert ist auch dem medienpädagogisch orientierten Forschungsbereich zuzuordnen, denn der Autor betrachtet das Medienhandeln von Kindern und Jugendlichen, zum einen theoretisch und zum anderen aus methodischer Perspektive. Ziel der Dissertation ist es "[…] den handlungstheoretischen – und interaktionistischen Ansätzen der Medienforschung ein Modell zur Seite zu stellen, das Raum bietet, auch für quantitativ-zählendes Forschen, […]". Die methodische Diskussion und Entwicklung eines eigenen Ansatzes ist interessant, obwohl die Feststellung Pufferts, dass in der Kinder- und Jugendmedienforschung kaum noch mit standardisierten Methoden und mit einem quantitativen Auswertungsvorgehen gearbeitet würde, nicht mehr aktuell ist. Die Kinder- und Jugendmedienforschung arbeitet quantitativ und qualitativ, verfolgt je nach Perspektive – kommunikationswissenschaftlich, medienpädagogisch – jedoch unterschiedliche Fragestellungen und nutzt eigene theoretische Ansätze und Begrifflichkeiten, die jedoch ein großes Potential zur gegenseitigen Befruchtung haben. Mehr

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