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Michael Haller, Walter Hömberg (Hrsg.): „Ich lass mir den Mund nicht verbieten!“ Journalisten als Wegbereiter der Pressefreiheit und Demokratie

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Einzelrezension

“Ich habe die Redefreiheit niemals als eine generelle Erlaubnis zum Fälschen verstanden, als Spielweise, wo aus eigener Machtvollkommenheit ohne Respekt vor den Tatsachen behauptet werden kann, was einem gerade gefällt” (24). Das ist keine zeitgenössische Mahnung aus der Ära von Fake News, Hate Speech und Echokammern, sondern sie stammt von Daniel Defoe, dem englischen Schriftsteller und Journalisten. Der Autor von Robinson Crusoe, schrieb dies 1712 zu Zeiten des Spanischen Erbfolgekriegs (1701-1714) anlässlich der Propagandalügen aller beteiligten Kriegsparteien.
Solchen Déja-Vu-Erkenntnissen und Wiederentdeckungen begegnet man mehrfach in der ‘Helden’-Galerie des Journalismus mit 60 Porträts seit dem 17. bis zum 20. Jahrhundert, die die beiden ehemaligen Journalismus-Dozenten Haller und Hömberg zusammengestellt und publiziert haben. Mehr

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Claudia Obermeier: Seniorinnen und Senioren im Kontext der digitalen Revolution

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Einzelrezension

Dass ältere Menschen – gemeinhin definiert als die über 65jährigen und/oder jenseits der Berufstätigkeit – inzwischen mit dem Internet, den sozialen Netzwerken, ihren diversen Nutzungsmöglichkeiten und den Kommunikationsdiensten häufig und zunehmend versiert umgehen, davon künden seit längerem etliche Survey-Erhebungen und spezielle Studien. Von den letzteren sind einige in dieser Zeitschrift publiziert oder rezensiert worden. Die sollte man für eine Dissertationsarbeit wie für die vorliegende, die an der Soziologie der Universität Kiel angefertigt wurde, kennen, bevor man vollmundig, wie es die Verfasserin tut, behauptet, ihre Arbeit sei neben einer repräsentativen und qualitativen Studie des “Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI)” aus dem Jahre 2016 die einzig einschlägige. Jenes Institut wurde übrigens 2011 von der Deutschen Post gegründet und 2018 aufgelöst; ganz uneigennützig und unabhängig dürfte diese gemeinnützige AG wohl nicht agiert haben, was die Autorin jedoch nicht bekümmert. Mehr

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Jonas Bedford-Strohm et. al. (Hrsg.): Digitaler Strukturwandel der Öffentlichkeit

Rezensiert von Guido Keel

Einzelrezension
Liest man den Titel des vorliegenden Bandes Digitaler Strukturwandel der Öffentlichkeit, erwartet man eine kritische Auseinandersetzung mit den Folgen neuer Technologien auf die sozialen und politischen Verhältnisse in der Gesellschaft, vorgetragen von Soziologen, Politik- und Kommunikationswissenschaftlerinnen. Der Untertitel «Interdisziplinäre Perspektiven auf politische Partizipation im Wandel» legt nahe, dass es insbesondere um demokratietheoretische Anliegen gehen dürfte. Einleitend gehen die Herausgeber dieses Bandes dann auch erwartungsgemäß auf die ambivalente Rolle der digitalen Medien und der digitalisierten Gesellschaft in der Demokratie ein, zwischen Technik-Euphorie und Kulturpessimismus. Umso überraschender ist dafür der Hinweis in der Einleitung, dass in diesem Band neben Beiträgen aus der Politikwissenschaft und der Medienethik auch solche aus der Theologie versammelt seien.
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Lauren Lucia Seywald: Investigativer Journalismus in Österreich

Boris Romahn

Einzelrezension
Lauren Lucia Seywald ist Master-Absolventin des Wiener Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, freie Journalistin und Projektleiterin bei ichschreibe.at. In dem vorliegenden Buch verfolgt sie zwei Ziele: zum einen Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren für investigativen Journalismus zu ergründen, zum anderen mehr über das berufliche Selbstverständnis von Medienmacher*innen, die ‘investigative reporting’ betreiben, zu erfahren. Mehr

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Philipp Staab: Digitaler Kapitalismus

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Einzelrezension
2014 veröffentliche der bekannte amerikanische Wirtschafts- und Technikhistoriker Dan Schiller sein zweites Grundlagenwerk zum digitalen Kapitalismus. Und weil die beschriebenen empirischen Entwicklungen fortschreiten, besonders die globalen Expansionen des Informations- und Kommunikationstechnologie-Sektors sich in allen Teilen von Wirtschaft und Gesellschaft ausdehnen und massieren, will der an der Humboldt-Universität Berlin arbeitende Arbeitssoziologe Philipp Staab gewissermaßen Schillers Buch ein drittes Mal schreiben, allerdings mit stärkerer analytischer und generalisierender Intention: als “umfassende Diagnose zur Digitalisierung der Ökonomie” (14). Dabei rekonstruiert und entwickelt er aus ökonomischer Sicht die grundsätzlichen Strukturen und Veränderungen – wenn auch mitunter in verknappter Abstraktion – ungleich fundierter und kategorischer als viele anderen, die mit der puren Beschreibung empirischer Anschaungsfelder oder auch nur mit spekulativen Beschwörungen fataler Tendenzen aus der Sicht Staabs in “tautologische” Sackgassen geraten. Mehr

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Wissenschaft(en) von den Medien. Entwicklungen – Protagonisten und Werke – Perspektiven

Ein Essay von Hans-Dieter Kübler

Eine selektive, auch subjektive Retrospektive

Einzelrezension
Noch immer existieren in der deutschsprachigen akademischen Landschaft die beiden Fachbezeichnungen “Kommunikations- und Publizistikwissenschaft” sowie “Medienwissenschaft” nebeneinander, nur wenige Universitätsinstitute und -studiengänge verbinden die beiden Bezeichnungen, deren Unterschiedlichkeit im Ausland überdies gänzlich unbekannt ist. Nur wenige wissen heute noch von ihrer wissenschaftshistorischen Entstehung, ihren theoretischen Kontroversen und ihrem methodischen Wettstreit. Eine umfassende Fachgeschichte liegt bislang nicht vor. In diesem gewiss auch subjektiv geprägten Essay wird zunächst die seit Ende der 1960er betriebene Entstehung der Medienwissenschaft als erklärtes Gegenmodell zur etablierten Kommunikations- und Publizistikwissenschaft anhand vieler Originaltexte und mit Verweis auf ihre prominenten Vertreter*innen, die Gründung einschlägiger Institute und die Verwirklichung relevanter Forschungsvorhaben sowie maßgeblicher Publikationen rekonstruiert. Im zweiten Teil wird die theoretische Diskussion mittels grundlegender Paradigmen und methodologischer Konzepte versuchsweise und perspektivisch intensiviert, um am Ende mit Blick auf gegenwärtig vorherrschenden empirischen Tendenzen – vor allem auf die Digitalisierung der Gesellschaft, von Kommunikation und Medien, letztlich von sämtlichen Lebensbereichen – übergreifende, konvergierende Themen- und Analysefelder zu skizzieren, die beide Theorie- und Forschungsansätze erfordern und sie auch zusammenführen. Mehr

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Shoshana Zuboff: Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Einzelrezension
Noch eine Version eines pauschalen Labels für eine ganze Ära und gesellschaftliche Formation, nach den vielen anderen wie Informations- und Wissensgesellschaft, digitaler Kapitalismus, Zweite oder Dritte Moderne: Dieses stammt von der ehemals an der Harvard Business School lehrenden Ökonomin und Sozialpsychologin Shoshana Zuboff, die bereits 1988 mit dem Best- und Longseller In the Age of the Smart Machine berühmt wurde und nun erneut um die Welt tingelt: der so genannte “Überwachungskapitalismus”, entwickelt und ausgebreitet in einem Wälzer auf mehr als 700 Seiten, der erhebliche Lesemühen beansprucht. Mehr

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Steven Levy: Facebook. Weltmacht am Abgrund

Rezensiert von Stephan Mündges

Einzelrezension
Vom Wunderkind zum Paria – das ist in der Kurzform die bisherige Geschichte des Unternehmens Facebook und seines Gründers Mark Zuckerberg. Kaum ein Unternehmen stand in den vergangenen Jahren häufiger im Sturm öffentlicher Kontroversen. Und nur wenige andere Unternehmer haben einen derart großen Einfluss auf und damit Verantwortung für ihr Unternehmen. Die Geschichte des Unternehmens und seines Gründers / CEO zeichnet Steven Levy in seinem neuen Buch Facebook. Weltmacht am Abgrund nach. (Wobei der englische Originaltitel etwas weniger reißerisch daherkommt: Facebook: The Inside Story.) Levy ist Tech-Journalist und Editor at Large bei Wired, der wohl einflussreichsten Zeitschrift der Technologie-Branche. Er ist in dieser Branche bestens vernetzt und beobachtet Facebook seit dessen Gründung. Mehr

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Niels Penke, Matthias Schaffrick (Hrsg.): Populäre Kulturen zur Einführung

Rezensiert von Christoph Jacke

Einzelrezension
Die den meisten Akademiker*innen wohl bekannte Junius-Taschenbuchreihe “Zur Einführung” hat beinahe jeder und jedem Studierenden schon mal aus der Ahnungslosigkeit geholfen, um schnell, verbürgt und komprimiert lesenswerte Informationen zu finden, etwa zu Umberto Eco, Julia Kristeva, Jacques Lacan oder Herbert Marcuse. Diese exemplarischen Bände stehen im Regal des Rezensenten aus seinem eigenen Studium während der ersten Hälfte der neunziger Jahre – einer anderen Zeit, vor Wikipedia. Nicht unwesentlich erscheinen die mehr denn je gültigen Ansprüche der Reihenherausgebenden Michael Hagner, Ina Kerner und Dieter Thomä. Mit ihren Einführungen wollen sie “kompetent und anschaulich […] vermitteln, was kritisches Denken und Forschen jenseits naturwissenschaftlicher Zugänge heute zu leisten vermag”, so schreiben sie in ihren in die vorliegende Einführung einführenden Worten. Sie wollen Orientierung bieten, Fragen stellen, Überblick geben, Standpunkte markieren und letztlich “die Zirkulation von Ideen, Erkenntnissen und Wissen” befördern. Mehr

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Thomas Hanitzsch, Josef Seethaler, Vinzenz Wyss (Hrsg.): Journalismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Rezensiert von Roger Blum

Einzelrezension
Das Buch ist eine Premiere: Schon mehrmals wurde der Journalismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz untersucht, aber noch nie gemeinsam und mit identischen Fragen. Allerdings überfällt einen bei der Lektüre zunächst gähnende Langeweile, weil die Ergebnisse der Studie nichts Neues über die 41.000 deutschen, 4.000 österreichischen und 10.000 schweizerischen Journalistinnen und Journalisten vermitteln. Doch dann kommt es faustdick und brisant: Die befragten Medienleute schreiben sich zu über 90 Prozent die Rolle der neutralen Informationsvermittlung zu, stufen aber die Rolle der Kritik und Kontrolle als nahezu vernachlässigbar ein. Nur 20 Prozent in Deutschland und in Österreich, nur 22 Prozent in der Schweiz sehen sich als Gegengewicht zur Regierung, während es in den USA 86 Prozent sind. Zwar haben bloß 29 Prozent der deutschen, 13 Prozent der österreichischen und 47 Prozent der schweizerischen Journalisten Vertrauen in die Regierung, und deutliche Mehrheiten finden, dass man gelegentlich vertrauliche Regierungsdokumente ohne Erlaubnis verwenden darf, aber kontrollieren wollen sie die Regierungen dennoch nicht. Hier zeigt die Studie, dass Handlungsbedarf besteht und dass die journalistische Community in den drei Ländern eine Selbstverständnisdebatte führen muss! Mehr

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