Sabine Trepte, Leonard Reinecke: Medienpsychologie

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Rezensiert von Ralf Spiller

Einzelrezension

Die Medienpsychologie gewinnt an Bedeutung. Zum einen aus gesellschaftlicher Perspektive durch eine immer stärker digitalisierte und mediatisierte Welt, zum anderen durch stark wachsende wirtschaftliche Anwendungsfelder wie E-Commerce, Online-Games und soziale Netzwerke, die einen zunehmenden Bedarf an medienpsychologischen Erkenntnissen erzeugen. Und nicht zuletzt interessieren sich auch Studierende immer mehr für Medienwirkungen von Instagram, Youtube und Co.

Das Lehrbuch Medienpsychologie von Sabine Trepte und Leonard Reinecke wendet sich explizit an Bachelor-Studierende. Es stammt aus der Reihe “Grundriss der Psychologie”, von denen sich jeder Band ohne Rückgriff auf Wissen aus anderen Teilgebieten der Psychologie lesen lassen soll. Das trifft auf die vorliegende Publikation zu. Das Buch enthält zehn knapp gefasste Kapitel, die zwischen 15 und 30 Seiten lang sind: Einleitung, Methoden der Medienpsychologie, Medienselektion, Medienrezeption, Medienwirkungen, Medienwirkungen auf aggressives und prosoziales Verhalten, Computervermittelte Kommunikation, Mensch-Computer-Interaktion und virtuelle Umgebungen, Medienkompetenz, Berufsfelder. Das Buch behandelt somit über 278 Seiten ein weites Themenspektrum.

Jedes Kapitel ist in kurze Abschnitte unterteilt, enthält eine Zusammenfassung, Literaturempfehlungen und Fragen zur Selbstüberprüfung. Definitionen, Merksätze und besonders relevante Experimente sind als Kästen abgesetzt. Das Buch ist gut lesbar und sehr kompakt gehalten. Dennoch wird jeder vorgestellte Ansatz bzw. jedes vorgestellte Modell auch kurz bewertet und für den Leser eingeordnet. Noch bestehende Forschungslücken werden klar benannt, z. B. Parasoziale Beziehungen (vgl. 102), Sozial-kognitive Theorie (vgl. 129) und Überzeugung durch Narration (vgl. 134). Die verwendete Literatur ist auf insgesamt 30 Seiten aufgeführt (vgl. 243-273) und macht deutlich, wie umfangreich, aber auch kleinteilig die Forschung zur Medienpsychologie ist.

Die hier besprochene 2. Auflage (2019) ist im Vergleich zur ersten Auflage (2012) weitgehend unverändert. Einige Beispiele, in denen auf StudiVZ oder my.space Bezug genommen wird, erscheinen nicht mehr aktuell. Dies dürfte in der dritten überarbeiteten und leicht erweiterten Auflage (2021) behoben worden sein.

Die deutschsprachigen Alternativen zu dem Werk von Trepte und Reinecke sind rar: Das Buch Medienpsychologie: Schlüsselbegriffe und Konzepte von Krämer, Schwan, Unz und Suckfüll (Hrsg.) erläutert die Materie anhand von 61 Schlüsselbegriffen, ist jedoch eher als Ergänzung zu klassischen Lehrbüchern gedacht und auch wesentlich voluminöser (479 Seiten). Das Lehrbuch Medienpsychologie von Batinic und Appel ist seit 2008 nicht neu aufgelegt worden, es ist mit 23 Kapiteln und 628 Seiten ebenfalls deutlich umfangreicher. Das Lehrbuch Kommunikationspsychologie – Medienpsychologie von Six, Gleich und Gimmler (Hrsg.) aus dem Jahr 2007 ist bisher auch nicht neu aufgelegt worden und benötigt knapp 500 Seiten für den Stoff.

Fazit: Wer eine knappe und aktuelle Einführung in die Medienpsychologie auf Deutsch sucht, kommt kaum um den Band von Trepte und Reinecke herum. Wer den Dingen tiefer auf den Grund gehen möchte, muss andere Werke wählen. Die Befunde zur Medienpsychologie sind mittlerweile so umfangreich und ausdifferenziert, zum Teil auch wiedersprechend, dass ein kompaktes Lehrbuch das nicht mehr abbilden kann.

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Über das BuchSabine Trepte, Leonard Reinecke: Medienpsychologie. Stuttgart [Kohlhammer] 2019, 278 Seiten, 34,- EuroEmpfohlene ZitierweiseSabine Trepte, Leonard Reinecke: Medienpsychologie. von Spiller, Ralf in rezensionen:kommunikation:medien, 23. Juli 2021, abrufbar unter https://www.rkm-journal.de/archives/22883
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