Rezensiert von Hans-Dieter Kübler


Am Anfang, 1999/2000, war Napster, der Filesharing-Dienst, der frei verfügbare Songs im Internet einsammelte und für User*innen bis zu seinem per Gericht entschiedenen Ende 2001 verfügbar stellte. Zu ihm kehrt der medien- und kulturwissenschaftliche Autor Michael Seemann in dieser ursprünglich als Dissertation an der Universität Tübingen eingereichten, umfangreichen Arbeit immer wieder zurück, weil Napster auf dem heute gängigen P2P-Prinzip beruhte und damit als exemplarischer Pionier schon wie “eine Plattform” fungierte, “bevor man den Begriff dafür gebrauchte”. Gewissermaßen ist Napster die “Linse”, in der sich die Geschichte und die hier vorgelegte(n) Theorie(n) der Plattformen fokussiert, eine Darstellung, die mit vielen kulturgeschichtlichen Anleihen und Analogien operiert, eine Fälle von Details, Anekdoten, aber auch von theoretischen Paradigmen aufbietet, manche Um- und Abwege durch die Innovations- und Technologiegeschichte nicht scheut, aber dadurch insgesamt ein faszinierendes, enorm detailreiches und zugleich anschauliches Tableau der heute so mächtigen Plattformen entwickelt, wie es seinesgleichen sucht aber auch den Leser*innen einiges abverlangt. Mehr