Rezensiert von Sybille Krämer
Im Sog des iconic turn, angesiedelt im Umfeld der Entstehung einer Bildwissenschaft einerseits sowie der Anerkennung einer Erkenntnisfunktion des Visuellen andererseits, hat sich ein interdisziplinäres Forschungsfeld auskristallisiert, dessen Charakterisierung nun erstmals als deutschsprachige Monographie vorliegt. Es geht um die Diagrammatik, die von den Autoren Matthias Bauer und Christoph Ernst als ein kultur- und medienwissenschaftliches Forschungsfeld eingeführt wird. Methodisch sollen Phänomenologie und Semiotik versöhnt werden; im Resultat entsteht eine pragmatisch orientierte Theorie der Diagrammatik unter besonderer Berücksichtigung ihrer epistemischen Rolle. Kaum ein anderes Werk auf diesem Feld verbindet einen grundlagentheoretischen Anspruch mit der Ausbreitung solcher Materialfülle sowie der Rezeption, aber auch Zusammenführung solcher Vielzahl verarbeiteter Autoren. Doch wie zumeist: diese Fülle hat auch ihren Preis. Die Mannigfaltigkeit der Phänomene und Positionen sowie eine nicht zu verleugnende Willkürlichkeit in der Auswahl und Deutung derjenigen Autoren, die sich in die Ahnenreihe diagrammatischer Vorarbeiter einreihen dürfen oder als deren aktuelle Forschungsrichtung gelten können, drohen das Projekt in seinem Gegenstand ausufern zu lassen und in seiner ‘Botschaft’ etwas zu verwässern. Mehr