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Matthias Bauer, Christoph Ernst: Diagrammatik

Rezensiert von Sybille Krämer

Einzelrezension
Im Sog des iconic turn, angesiedelt im Umfeld der Entstehung einer Bildwissenschaft einerseits sowie der Anerkennung einer Erkenntnisfunktion des Visuellen andererseits, hat sich ein interdisziplinäres Forschungsfeld auskristallisiert, dessen Charakterisierung nun erstmals als deutschsprachige Monographie vorliegt. Es geht um die Diagrammatik, die von den Autoren Matthias Bauer und Christoph Ernst als ein kultur- und medienwissenschaftliches Forschungsfeld eingeführt wird. Methodisch sollen Phänomenologie und Semiotik versöhnt werden; im Resultat entsteht eine pragmatisch orientierte Theorie der Diagrammatik unter besonderer Berücksichtigung ihrer epistemischen Rolle. Kaum ein anderes Werk auf diesem Feld verbindet einen grundlagentheoretischen Anspruch mit der Ausbreitung solcher Materialfülle sowie der Rezeption, aber auch Zusammenführung solcher Vielzahl verarbeiteter Autoren. Doch wie zumeist: diese Fülle hat auch ihren Preis. Die Mannigfaltigkeit der Phänomene und Positionen sowie eine nicht zu verleugnende Willkürlichkeit in der Auswahl und Deutung derjenigen Autoren, die sich in die Ahnenreihe diagrammatischer Vorarbeiter einreihen dürfen oder als deren aktuelle Forschungsrichtung gelten können, drohen das Projekt in seinem Gegenstand ausufern zu lassen und in seiner ‘Botschaft’ etwas zu verwässern. Mehr

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Martina Heßler; Dieter Mersch (Hrsg.): Logik des Bildlichen

Rezensiert von Jörg R. J. Schirra

Einzelrezension
Das von Martina Heßler und Dieter Mersch herausgegebene Softcover-Buch umfasst fast 280 Seiten und ist der zweite Band der Reihe “Metabasis”. Der Titel dürfte Philosophen spontan an Wittgen­stein erinnern, in dessen Sprachge­brauch die “Logik” einer Sache die Verwendungs­weise der sprach­lichen Aus­drücke re­gelt, mit denen man sich auf jene Sache bezieht: Hier nun also die Logik des ‘Bildlichen’. Mit dem Unterti­tel Kritik der ikonischen Vernunft ist ebenso direkt Kant assozi­iert und sei­ne Kritik der reinen Vernunft, in der es unter anderem um die Möglichkeit des Er­werbs neuer Be­griffe als spezieller Form des Wissens geht sowie um die Frage, wie neu gebildete Begriffe eigent­lich zu ihren Anschauungen kommen. Damit ist das Thema des Sammelban­des in der Tat be­reits grob um­rissen: “Wie vermitteln Bilder Wissen? Was sind die Gren­zen der Dar­stellbarkeit von Wis­sen in Bil­dern?”, fragen die Herausgeber im Klappentext und fah­ren fort: “Die Beiträ­ge des Ban­des gehen diesen Problemen nach und fragen nach dem Status der Bild-lichkeit in den Wissen­schaften, der Begründung einer Diagrammatik, dem Verhältnis zwischen Kunst­bild und epistemi­schem Bild, nach dem digitalen Bild oder nach Stiltraditionen in Wissen-schaftsbildern […].Mehr

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Sabine Wettig: Imagination im Erkenntnisprozess

Rezensiert von Jens Bonnemann

Einzelrezension
Wettig will einerseits zeigen, dass die Imagination eine konstitutive Funktion im menschlichen Erkenntnisprozess einnimmt, andererseits untersucht sie den Einfluss der Bildmedien auf das individuelle Vermögen zur Hervorbringung von Bildern. Die letzte Aufgabe ist für Wettig “eine der größten Herausforderungen” der Mediengeschichte. Das erste Kapitel bietet einen philosophiegeschichtlichen Überblick über die maßgeblichen Theorien zur Einbildungskraft von Aristoteles bis in die Gegenwart und ergreift Partei für jene Ansätze, die die Notwendigkeit der Imagination für die Erkenntnis geltend machen. Dieses Kapitel ist viel ausführlicher, als es für seine Funktion in der Gesamtkonzeption von Wettigs Arbeit eigentlich nötig wäre. Die Beschränkung auf einige wenige Autoren hätte möglicherweise zu mehr Präzision geführt und ein höheres Maß an argumentativer Auseinandersetzung erlaubt. Mehr

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