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“Nur dem, der das Glück verachtet, wird Erkenntnis”

Wiedergelesen von Jens Loenhoff

Einzelrezension
Was von Georg Trakl ernst gemeint aufs Leben bezogen, schien für Kommunikations- und Sprachwissenschaft lange nicht zu gelten, leistete diese sich doch das Glück der Entlastung vom Komplexen. Dazu verhalf ein Buch, das wie kaum ein anderes in den zuständigen Disziplinen Geschichte machte: The Mathematical Theory of Communication von Claude E. Shannon und Warren Weaver. An keiner naturwissenschaftlichen Theorie haben sich die Sozialwissenschaften nach dem zweiten Weltkrieg so stark orientiert, keine Theorie ist so sehr auf beliebige Gegenstände verallgemeinert und so ausgiebig popularisiert worden. Noch in einem 1956 erschienenen Artikel bekräftigt Claude E. Shannon seine Warnung, den Informationsbegriff nicht auf interpersonelle Kommunikation zu übertragen, doch diese Mahnung verhallte, wie wir heute wissen, ungehört – auch und gerade dort, wo man es hätte besser wissen können. Mehr

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Wolfram Eilenberger: Das Werden des Menschen im Wort

Rezensiert von Rainer Grübel

eilenberger2009Einzelrezension
Diese Zürcher philosophische Dissertation von 2008 untersucht seit 1928 erschienene Werke Michail M. Bachtins und (wenngleich im Titel nicht genannt) auch unter den Namen Vološinov publizierte Arbeiten (zumal “Marxismus und Sprachphilosophie”), die sich im Horizont einer auf Symbolanalyse zielenden Kulturtheorie befinden. Sie nutzt Brian Pooles Entdeckung von Bachtins Anleihen an Grundverständnis, Verfahrensweisen und Beispielmaterial symbolischer Kommunikation aus den ersten beiden Bänden von Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen, erarbeitet aber auch die Spezifik der neuen Wendung hin zur Würdigung des sprachlich generierten Weltverständnisses des Einzelnen. So agiert sie innovativ im Horizont einer auf Kommunikation zentrierten Kulturtheorie, die mit Bachtin das Wort als Element einer “Welt des Werdens” entwirft. Zwar teilt Eilenberger die Einsicht in die Dialogizität von Kommunikation, indes stellt er diesen vielgenutzten Begriff nicht in den Mittelpunkt seiner Argumentation. Aus philosophischer Perspektive geht es letztlich um Bachtins Dispension des singulären Wahrheitsanspruchs, “des einen Begriffs der Wirklichkeit/der Rationalität/der Gerechtigkeit”. Mehr

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