Tanja Köhler (Hrsg.): Fake News, Framing, Fact-Checking

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Rezensiert von Stephan Mündges

Einzelrezension

Die Nachricht kann mit Fug und Recht als Kernelement des Journalismus bezeichnet werden. Das, was neu, relevant, aktuell ist, wird von Journalist*innen als Nachricht in die Welt getragen. Die Nachricht und mit ihr der Nachrichtenjournalismus sehen sich aber, wie der Journalismus insgesamt, massiven Veränderungen und existenziellen Bedrohungen ausgesetzt: Disintermediation, der Aufstieg digitaler Plattformen und mit ihm verbunden die Revolution von Kommunikationsprozessen, die ökonomische Krise journalistischer Medienunternehmen – um nur einige wenige zu nennen. Ein Handbuch, das den Nachrichtenjournalismus umreißt, seine aktuellen Probleme analysiert und mögliche Lösungen diskutiert, ist daher ein relevantes Unterfangen. Tanja Köhler, promovierte Kommunikationswissenschaftlerin und Redaktionsleiterin Nachrichten Digital beim Deutschlandfunk, hat mit dem von ihr zusammengestellten Sammelband einen umfangreichen Beitrag dazu geleistet. Auch wenn das Werk kleinere Schwachstellen aufweist.

Der Band betrachte “den Transformationsprozess, in dem sich der Nachrichtenjournalismus befindet, aus verschiedenen Perspektiven und stellt Entwicklungen und Projekte vor, die richtungsweisend sein können für die Zukunft von Nachrichtenorganisationen und -redaktionen” (16). Die Beiträge des Bandes wurden sowohl von journalistischen Praktiker*innen als auch Kommunikationswissenschaftler*innen verfasst. Dabei ist es der Herausgeberin gelungen, viele renommierte Autor*innen aus Praxis und Wissenschaft zu versammeln. Beispielhaft genannt seien Marcus Bornheim, erster Chefredakteur von ARD-aktuell, Tanit Koch, ehemalige Chefredakteurin von BILD und RTL, Hans-Bernd Brosius vom Institut für Kommunikationswissenschaft der LMU oder Wiebke Loosen vom Hans-Bredow-Institut.

Die Beiträge sind in sieben Teile gegliedert, die die wesentlichen Aspekte des Themas ausführlich abdecken: Nachrichtenjournalismus und digitaler Wandel, Fake News und Verifikation, Daten und Algorithmen, Nachrichten und Sprache, Formate und Projekte, Medien und Publikum sowie Redaktion und Management. In den einzelnen Teilen finden sich einerseits typische Handbuch-Beiträge, die prägnant den Wissensstand ihres jeweiligen Themas referieren und auf den Gegenstand des Bandes zuspitzen (beispielsweise der gelungene Beitrag von Hans-Bernd Brosius und Viorela Dan über ‘Framing im Nachrichtenjournalismus’). Andererseits finden sich aber auch Texte, die in ein Handbuch nicht so recht passen möchten, weil sie entweder nur Konzepte einzelner Redaktionen und Formate wiedergeben oder weil sie weit über das Feld des Nachrichtenjournalismus hinausreichen. So ist beispielsweise nicht verständlich, warum ein Beitrag über das öffentlich-rechtliche Content-Netzwerk funk im Band enthalten ist. Denn deren Macher*innen haben sich ja explizit dafür entschieden, keine Nachrichtenformate zu produzieren. Das Buch wirkt deshalb an mehreren Stellen weniger wie ein Handbuch, sondern eher wie eine Ausstellung nachrichtenjournalistischer Projekte.

Dass die Idee, Werkstattberichte mit allgemeineren Informationen über eng definierte Fachgebiete zu verknüpfen, durchaus gewinnbringend sein kann, zeigt der Text über Fact-Checking und Verifikation von Jenny Stern vom Bayerischen Rundfunk. Sie verbindet in ihrem Beitrag systematische Informationen über ihren Fachbereich mit konkreten Verifikations-Techniken sowie Erfahrungen aus der Arbeit des Faktenfuchs-Team, das im BR zuständig für Fact-Checking und Verifikation ist.

Nicht jeder Beitrag überzeugt, nicht in Gänze wird der Band dem eigenen Anspruch, Handbuch zu sein, gerecht. Aber insgesamt bietet der Sammelband relevante, gewinnbringende Lektüre für Journalistinnen und Journalisten.

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Über das BuchTanja Köhler (Hrsg.): Fake News, Framing, Fact-Checking. Nachrichten im digitalen Zeitalter. Ein Handbuch. Bielefeld [transcript Verlag] 2020, 563 Seiten, 39,- Euro.Empfohlene ZitierweiseTanja Köhler (Hrsg.): Fake News, Framing, Fact-Checking. von Mündges, Stephan in rezensionen:kommunikation:medien, 1. Dezember 2020, abrufbar unter https://www.rkm-journal.de/archives/22451
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