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Walter Grasskamp: Das Kunstmuseum

Rezensiert von Jürgen Stiller

Einzelrezension
Unter den in der Regel eher staubtrockenen Texten hiesiger KunsthistorikerInnen fällt ein Beitrag, der sich mit dem Phänomen des Kunstwitzes (Grasskamp 2014) beschäftigt, durchaus angenehm auf und ist geeignet, den Leser beiläufig für den Verfasser einzunehmen – denn nicht immer gelingt Fachwissenschaftlern ein Blick auf die eigene Branche mit einer gewissen Prise Humor. Ein gezeichneter Kunstwitz des Cartoonisten Christopher Weyant (6) eröffnet, quasi folgerichtig, auch die vorliegende Publikation Walter Grasskamps aus dem Jahr 2016 und lässt visuell schon zu Beginn eines der Leitmotive seiner Ausführungen über das Kunstmuseum anklingen – Geld: Ein zufrieden lächelnder Museumsbesucher lauscht per Audioguide nicht etwa kunsthistorischen Ausführungen, sondern den rekordverdächtigen Verkaufspreisen der betrachteten Werke! Mehr

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Daria Dittmeyer, Jeannet Hommers, Sonja Windmüller (Hrsg.): Verrückt, Verrutscht, Versetzt

Rezensiert von Karin Bruns (†)

Verrückt, verrutscht, versetztEinzelrezension
Der Sammelband, der auf Ergebnisse einer Tagung 2013 im Hamburger Warburg-Haus zurückgreift, nimmt unter dem vieldeutigen Obertitel Verrückt, Verrutscht, Versetzt eine kulturwissenschaftliche Einordnung, Kommentierung und Analyse von Translozierungsprozessen in ökonomischen, ästhetischen und politischen Kontexten vor, für die bereits das gewählte Titelbild, die Versetzung der Millerntorwache in Hamburg 2004, bezeichnend ist. Die Herausgeberinnen, die in den Fächern Kunstgeschichte, Kulturanthropologie und Ethnologie verortet sind, formulieren ein anspruchsvolles Projekt, das die Einzelbeiträge in detaillierter und genauer Analyse kenntnisreich einlösen und dabei sowohl historische als auch aktuelle Perspektivierungen vornehmen. Das Versetzen und Verschieben als heuristisches Instrument und zentrale kulturtechnische Strategie, so der Ausgangspunkt der Überlegungen, ist geeignet, die “Wirkmächtigkeit von Dimensionen der Festigkeit, Trägheit und Starrheit kultureller Formen und Formationen, von Unhinterfragtem und vermeintlich Selbstverständlichem” zu irritieren und/oder kritisch zu hinterfragen. Mehr

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Hermann Sturm: Denkmal & Nachbild

Rezensiert von Ingrid Scheurmann

Einzelrezension
Auf 231 Seiten unternimmt Hermann Sturm eine bilderreiche Recherche künstlerischer “Manifestationen gesellschaftlichen Erinnerns” als tour d’horizont durch die Kunstgeschichte des ebenso geschichts- wie denkmal- trächtigen 19. Jahrhunderts und das Spuren- und Erinnerung suchende 20. Jahrhundert, um seine 1979 erstmals publizierten Überlegungen zur Bildhaftigkeit des Erinnerns und dessen Verzeichnungen an Beispielen vornehmlich aus der französischen, deutschen und US-amerikanischen Kunstgeschichte zu erhärten. Dabei suggeriert der Titel eine Theorie zu Ästhetik und Ästhetisierung des Erinnerns, die das Buch indes nicht offeriert. Sturm unterbreitet seinen Lesern stattdessen ein gewaltiges Tableau von mehr oder weniger detailliert beschriebenen Beispielen, von Gemälden und Grafiken, von gewollten und ungewollten Denkmalen, Erinnerungsorten, Mahn- und Gedenkstätten, die zunächst nicht mehr verbindet als die allen gemeinsame Funktion, an ein Ereignis, eine Person oder Epoche zu erinnern. Das gilt bekanntlich für viele Kunstwerke ebenso wie für Denkmale als bauliche Zeugnisse der Geschichte. Mehr

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Jörg Probst; Jost Philipp Klenner (Hrsg.): Ideengeschichte der Bildwissenschaft

Rezensiert von Barbara Lange

Einzelrezension
Die Bildwissenschaft ist in die Jahre gekommen und hat begonnen, über ihre eigenen Wurzeln nachzudenken – so lautet zumindest die Auffassung von Jörg Probst und Jost Philipp Klenner, die 2009 bei Suhrkamp den Sammelband Ideengeschichte der Bildwissenschaft. Siebzehn Porträts herausgegeben haben. Es ist ein bunter Strauß geworden, der da zusammengestellt wurde und der so manche Entdeckung bereit hält. Er macht allerdings auch deutlich, dass es wohl noch einiger Reflexionsgänge des Archivierens und Sortierens bedarf, bevor die Geschichte der Bildwissenschaft geschrieben ist. Ihre Ideengeschichte liefert dieser Sammelband sicher nicht. Dazu ist der von den Herausgebern gewählte zeitliche Rahmen viel zu weit gesteckt, als dass tragfähige Aussagen abgeleitet werden könnten, zudem bleibt die kulturelle Vielfalt zu sehr auf das Segment der Intellektuellen, vornehmlich aus der Kunstgeschichte, begrenzt. Zu unklar ist deren Verhältnis zu den verschiedenen Bildmedien. Mehr

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Peter Geimer: Theorien der Fotografie zur Einführung

Rezensiert von Jens Schröter

Einzelrezension
Peter Geimer ist ein schönes Buch gelungen. Es soll eine Einführung in die vielfältigen Theorien der Fotografie geben. Schon im 19. Jahrhundert stimulierte das damals neue Phänomen eines technischen Bildes, in dem sich “die Natur selbst zu zeichnen scheint” – so ein früher Gedanke zur Fotografie – eine lebhafte Diskussion, die (zum Teil durch technische und kulturelle Verschiebungen angefacht) bis in die Gegenwart andauert. Daher gibt es einen umfangreichen Bestand an Literatur zur Geschichte, Theorie und Ästhetik der Fotografie. Gerade in den letzten Jahren sind im deutschen Sprachraum eine Reihe wichtiger und vielbeachteter Anthologien erschienen: So etwa die beiden von Herta Wolf herausgegebenen Bände Fotokritik am Ende des fotografischen Zeitalters, der vierte Band der ursprünglich von Wolfgang Kemp edierten Reihe Theorie der Fotografie und nicht zuletzt Geimers eigener Sammelband Ordnungen der Sichtbarkeit. Auch im anglo-amerikanischen Sprachraum sind in den letzten Jahren neue Sammelbände zur Theorie der Fotografie erschienen, so zum Beispiel der von James Elkins herausgegebene Band Photography Theory. Mehr

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