Rezensiert von Heinz Bonfadelli
Die Festschrift zum 60. Geburtstag von Klaus Schönbach mit ihren 23 Beiträgen und 349 Seiten Umfang kommt schwergewichtig daher. Sie illustriert repräsentativ das außergewöhnlich umfangreiche Peer-Netzwerk des Autors, der insbesondere auch international etwa in Amsterdam, aber auch in den USA nachhaltig gewirkt hat, was sich in neun englischsprachigen Texten äußert. Wie andere Festschriften auch, sind die versammelten Beiträge relativ heterogen und von unterschiedlicher Tiefe und Qualität sowie nur lose geordnet nach den beiden inhaltlichen Schwerpunkten des Schaffens von Klaus Schönbach, nämlich der Medienwirkungsforschung einerseits und der Journalismusforschung andererseits.Zum einen gibt es, formal betrachtet, empirische Beiträge über eigene Forschungsprojekte etwa im Bereich der politischen Kommunikation – den Bericht von Claes de Vreese & Holli Semetko über die Medienberichterstattung zur Wahl des EU Parlaments 2004, jener von Winfried Schulz zu den Beziehungen zwischen politischer Mobilisierung und Informationsverhalten bei der Bundestagswahl 2005 oder der Beitrag von Edmund Lauf zur Messung von Meinungsmacht in medienrelevanten Märkten. Dazu zählen auch im Bereich der Medienunterhaltung die Studie von Silvia Knobloch-Westerwick und Jule Brück zur genderspezifischen Medienselektion von Jugendlichen in Deutschland, China und den USA oder die Studie von Lutz Goertz auf der Basis von Mediengesprächen zur Verhinderung der Fragmentierung des Publikums.
Zum anderen problematisieren eher theorieorientierte Beiträge wie jener von Edmund Lauf beispielsweise die gesellschaftlichen und kommunikationswissenschaftlichen Vorstellungen über Medienwirkungen oder bilanzieren vertieft den Beitrag von Klaus Schönbach zum dynamisch-transaktionalen Ansatz als Weiterentwicklung der Wirkungsforschung wie die Texte von Werner Früh einerseits und Marian Adolf et al. andererseits. Allerdings fehlen hier überzeugende Beispiele der empirischen Umsetzbarkeit dieser durchaus fruchtbaren meta-theoretischen Perspektive.
Schließlich befassen sich zehn Beiträge mit Fragen der Journalismusforschung, ein Forschungsbereich, zu dem Klaus Schönbach ebenfalls signifikante Beiträge geleistet hat. Den Einstieg macht ein räsonierender Text von Klaus Donsbach über Journalismus als Wissensprofession, welche eine neue Definition von journalistischer Kompetenz benötige. Eher praxisorientiert ist dagegen der Beitrag von Romy Fröhlich über aktuelle Probleme und Herausforderungen der hochschulgebundenen Journalistenausbildung, während Matthias Kepplinger eine empirische Studie zum Umgang der Medien mit Ungewissheit beisteuert. Wolfgang Langenbucher wiederum präsentiert in seinem Text ambivalente Befunde zum gängigen Vorwurf einer antiisraelischen Berichterstattung in den deutschsprachigen Medien. Aus amerikanischer Sicht gibt Stephen Reese einen historischen Rückblick auf die Mediensoziologie von Herbert Gans, während David Weaver eine Bilanz der Journalismusforschung zu ziehen versucht, indem er auf “Past trends and new directions” fokussiert und sich wünscht, dass Befunde aus den Journalistenstudien stärker verbunden würden mit den konkreten Produkten des Journalismus.
Zusammenfassend betrachtet bietet der Band einen zwar disparaten, aber nichtsdestotrotz interessanten Einblick in die vielfältigen aktuellen theoretischen Debatten und empirischen Studien sowohl der Journalismus- als auch der Medienwirkungsforschung. Ob es sich allerdings um eine Wissenschaft mit Wirkung handelt, was der Titel der Festschrift verspricht, oder was diese Behauptung allenfalls bedeuten könnte, wird nicht explizit beantwortet, außer man versteht die imposante Festschrift selbst als Wirkung des äußerst produktiven und vielfältigen Schaffens von Klaus Schönbach.
Links:
- Verlagsinformationen zum Buch
- Webpräsenz von Christina Holtz-Bacha an der Universität Erlangen-Nürnberg
- Webpräsenz von Gunter Reus an der Hochschule für Musik und Theater Hannover
- Webpräsenz von Lee B. Becker an der University of Georgia
- Webpräsenz von Heinz Bonfadelli an der Universität Zürich