Wissenschaft(en) von den Medien. Entwicklungen – Protagonisten und Werke – Perspektiven

Essay
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Ein Essay von Hans-Dieter Kübler

Eine selektive, auch subjektive Retrospektive

In memoriam Werner Faulstich, dem ich als Freund und Kollege viel verdanke. (Hans-Dieter Kübler)

Essay

Noch immer existieren in der deutschsprachigen akademischen Landschaft die beiden Fachbezeichnungen “Kommunikations- und Publizistikwissenschaft” sowie “Medienwissenschaft” nebeneinander, nur wenige Universitätsinstitute und -studiengänge verbinden die beiden Bezeichnungen, deren Unterschiedlichkeit im Ausland überdies gänzlich unbekannt ist. Nur wenige wissen heute noch von ihrer wissenschaftshistorischen Entstehung, ihren theoretischen Kontroversen und ihrem methodischen Wettstreit. Eine umfassende Fachgeschichte liegt bislang nicht vor. In diesem gewiss auch subjektiv geprägten Essay wird zunächst die seit Ende der 1960er betriebene Entstehung der Medienwissenschaft  als erklärtes Gegenmodell zur etablierten Kommunikations- und Publizistikwissenschaft anhand vieler Originaltexte und mit Verweis auf ihre prominenten Vertreter*innen, die Gründung einschlägiger Institute und die Verwirklichung relevanter Forschungsvorhaben sowie maßgeblicher Publikationen rekonstruiert. Im zweiten Teil wird die theoretische Diskussion mittels grundlegender Paradigmen und methodologischer Konzepte versuchsweise und perspektivisch intensiviert, um am Ende mit Blick auf gegenwärtig vorherrschenden empirischen Tendenzen – vor allem auf die Digitalisierung der Gesellschaft, von Kommunikation und Medien, letztlich von sämtlichen Lebensbereichen – übergreifende, konvergierende Themen- und Analysefelder zu skizzieren, die beide Theorie- und Forschungsansätze erfordern und sie auch zusammenführen.

1. Bestandsaufnahme und Vergewisserung: 30 Jahre danach?

Mitte 2014, im Doppelheft 02/03 mit goldenem Umschlag, begingen Verlag und Redaktion das 30-jährige Gründungsjubiläum der MEDIENwissenschaft. Rezensionen, Reviews, dieser vierteljährig erscheinenden, im deutschen Sprachraum damals einmaligen Rezensionszeitschrift für die aktuellen akademischen Publikationen in der Medienwissenschaft, Medienforschung, Medientheorie etc. Führende damalige Vertreter*innen dieser Disziplin wie Heinz B. Heller (Marburg), Karl Prümm (Marburg), Karl Riha (Siegen), Sven Stollfuß (Marburg), Hans. J. Wulff (Kiel) kamen in Rückblicken zu Wort und erinnerten sich an die Gründungsphase und -idee: Es ging darum, “Aktualität” zu wahren und vor allem “beim Sichten [zu] helfen” angesichts “der anschwellenden Menge der Neuerscheinungen” auf dem zunehmend unüberschaubaren Markt der Publikationen “zu Problemen und Prozessen in den alten und neuen Medien”, so das “erklärte Ziel”, zitiert Heller (2014) zustimmend die “Notiz der Herausgeber” im ersten Heft (Koebner/Riha 1984, H.1: 1).

Gegenüber den anderen medienwissenschaftlichen Zeitschriften, allen voran der Publizistik der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, dann Rundfunk und Fernsehen (seit 2000/1: Medien & Kommunikationswissenschaft) des Hans-Bredow-Instituts (Hamburg) und auch medium aus dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, galt für das neue Organ, “die primär kulturgeschichtliche, ästhetisch-hermeneutisch bestimmte Perspektive” (Heller 2014: 147) zu profilieren und Geschichte, Theorie und Ästhetik der Medien in den analytischen Fokus der neuen Wissenschaft zu rücken. Außerdem habe sich die Redaktion “von Beginn an bewusst einer Berichts- und Reflexionskultur verschrieben, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen sollte” (Ebd.) – bis heute, wie man hinzufügen kann. Und ebenso gehört zu ihren Errungenschaften, “den umfassenden Ansatz, die Vielspartigkeit der Gründerzeit bewahrt und weiterentwickelt zu haben”, wie Prümm (Prümm 2014: 157) ergänzt – ganz im Gegensatz zu dem seit 2009 erscheinenden, aufwendig gestalteten ‘Zentralorgan’ zfm der 1985 gegründeten “Gesellschaft für Medienwissenschaft”, das die “besorgniserregende Verengung auf die reine Theorie” widerspiegele und “eine überspannte, verklausulierte und hermetische Sprache zur Norm” habitualisiert(e), “die den produktiven Dialog mit anderen Fächern und erst recht den Austausch mit der Medienpraxis unmöglich macht” (Ebd.: 158), so Prümms harsche Kritik.

Die Redaktion der zfm hatte übrigens just im selben Jahr (2014) für das Heft 10 in einem “Kettenbrief” zu einer “Bestandsaufnahme” über die Disziplin aufgerufen, zu “Fragen nach den Anfängen und der Zukunft der Medienwissenschaft, nach ihren Elementen und Operationen, ihren Theorien, ihrem Bildhaushalt” (Bergermann u.a. 2014: 9). Recht disparat, widersprüchlich und irritierend fielen die vielen meist kurzen Antworten aus, z.B.: “Konstitutiv für Medienwissenschaft ist Nicht-Wissen. Wer theoretisch und methodisch mit seinem Nicht-Wissen verfährt, treibt Medienwissenschaft” (Holl 2014: 11). Eine der wenigen überlegten, nachvollziehbaren, rationalen Stimmen, nämlich die von Stollfuß (Stollfuß 2014: 15f.), dem ehemaligen Redakteur der MEDIENwissenschaft (2009-2012) und gegenwärtigen Juniorprofessor für Digitale Medienkultur an der Universität Leipzig, postuliert:

“Medienwissenschaft gibt es nicht aus einem Guss. Sich nicht auf einen Medienbegriff festzulegen bedeutet, der (ungebrochenen) Pluralisierung der Medien und so auch der Medienwissenschaft freien Lauf zu geben. Der unermüdliche Theorieimport aus anderen, auch naturwissenschaftlichen Disziplinen folgt dabei nicht selten auf dem Fuße. Und auch hier: Warum denn eigentlich nicht? Medienwissenschaft bleibt eine Denkfabrik, die immer auch über sich selbst nachdenkt. Über Medien, Kultur, Natur (mit oder ohne Latour), über das Verhältnis von Prozessen und Objekten, über Technik, Praxis und Einschreibung, über das Innen der Fläche und das Außen der Rahmen. Von den Rändern, den Rahmen her zu denken, schickt sich an, keine Frage. Aber doch erst in den Verkettungen von Außen und Innen entfaltet sich etwas, das zu erkennen und zu erklären die Medienwissenschaft sich zur Aufgabe macht. Ihre Theorien (und möglicherweise auch Methoden) können dabei den Zufall nicht übergehen, weil jedes geisteswissenschaftliche Arbeiten darauf angewiesen ist.”

2. Medienwissenschaftliche Anfänge: Publikationen, Personen und Standorte

Schon dieser kurze, zufällig gewählte Blick offenbart die oftmals beklagte, aber auch häufig genug beschworene Heterogenität oder auch Beliebigkeit der Disziplin und ihres Gegenstands- und Selbstverständnisses, die trotz aller grundsätzlichen Positionen wie etwa dem Papier “Kernbereiche der Medienwissenschaft” (Oktober 2008) und “Medienkultur und Bildung” (2013) besagter Gesellschaft bis heute besteht – was allerdings auch für andere Diszipline, nicht zuletzt für die ehemalige Konkurrenzgesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Publizistik und Kommunikation (DGPuK) und der von ihr vertretenen Disziplin der vornehmlich sozialwissenschaftlich ausgerichteten Kommunikationswissenschaft gilt. Aber auch an die Anfänge bzw. Initiatoren und an die maßgeblichen Gründungsorte der Medienwissenschaft, die von besagten Rückblicken im Jubiläumsheft von MEDIENwissenschaft primär oder ausschließlich angeführt werden, lassen sich Fragezeichen anfügen.

Vorangetrieben (wie auch immer) wurde sie von aufgeschlossenen oder gar kritischen Protagonist*innen der Literatur-, Sprach- und auch Kulturwissenschaften sowie anderer Philologien. Diese beschworen spätestens seit Ende der 1960er Jahre, zumal mit der Entdeckung und Verbreitung der Kritischen Theorie des Frankfurter Instituts für Sozialforschung eine grundlegende “Krise der Germanistik”, die den kanonisierten Literaturbegriff, die inbegriffenen Wertungen der Hohen Literatur in Frage stellten und einen vorrangig relativierten Textbegriff (nicht zuletzt unter dem Einfluss der sich ebenfalls entwickelnden strukturellen Linguistik) favorisierten.

Ehedem vernachlässigte oder gar abgewertete Literatur wie Trivialliteratur und vollends sämtliche mediale Texte wie die der Presse, der Comics, aber auch des Radios und endlich visuell-sprachliche wie die von Film und Fernsehen wurden nun als legitime und auch zwingend erforderliche Analyseobjekte gesehen, zumal sie ungleich verbreiteter und wohl auch massenwirksamer waren und sind als die der anerkannten Literatur. Ebenso öffnete sich die Theaterwissenschaft diesen neuen, massenmedialen Dramaturgien, wie sie sich im Hörspiel, Fernsehspiel, in den Filmgenres, aber auch in Fernsehserien und anderen Fernsehgattungen sowie in Werbespots finden. Die pragmatische Linguistik begann die öffentliche Sprache in jenen medialen Formatierungen zu untersuchen, weil sie sich mit der Alltagsprache verschmelzen und den alltäglichen Sprachgebrauch beeinflussen. Weitere Disziplinen wie etwa die Semiotik, die Philosophie, die Bild-, Kunst- und Musikwissenschaft, natürlich auch Psychologie und Soziologie kamen und kommen hinzu und befördern immer wieder jenes Konglomerat, das zur Untersuchung medialer Genrekomplexe und Mediensysteme gebraucht wurde und wird.

Programmatisch postulierte der Berliner Publizist M. Pehlke, einer der Autoren der damals aufhorchen lassenden Streitschrift “Ansichten einer künftigen Germanistik” (Kolbe 1969):

“Der Literatur- und Kulturbegriff, auf den die offizielle Literaturwissenschaft sich beruft, hat etwas rührend Altmodisches an sich: er täuscht wider aller Erfahrung vor, daß die sog. Hohe Literatur oder Belletristik – analog zum Jargon der Musikindustrie sollte man sie E-Literatur nennen – noch irgendwelche Relevanz besäße. Den Kampf zwischen U- und E-Literatur hat die U-Literatur, von den Literaturwissenschaftlern stets verschämt und überheblich als Trivialliteratur klassifiziert, längst für sich entschieden. Literaturwissenschaft, die ein emanzipatorisches Interesse vertritt, hätte daraus die Konsequenzen zu ziehen und sich jenen Kulturprodukten zuzuwenden, die die Massen permanent indoktrinieren, ohne sich dabei auf das geschriebene Wort zu beschränken: Groschenromane, Fernsehspiele und Unterhaltungsfilme, die Action- und Ideologieschablonen der Meinungsindustrie sind die Untersuchungsgegenstände der neuen Germanistik. […] Mit solcher notwendigen Erweiterung des Themenkreises der Literaturwissenschaft wird die Veränderung der Methodik einhergehen: wie die wissenschaftlichen Bastards Theaterwissenschaft, Publizistik, Filmwissenschaft usw., die ihre Existenz der Entlehnung germanistischer Methoden verdanken, wird auch die Germanistik nur durch die Anwendung von Linguistik, Semiotik und Informationstheorie auf einen rational überprüfbaren Stand gebracht werden können” (Pehlke 1969: 39).

Demnach sind Initiativen, mindestens gedankliche Vorstöße, medienwissenschaftlich zu forschen und zu lehren, bereits früher anzusetzen als zu Beginn der 1980er Jahre, auch wenn die universitäre Institutionalisierung häufig erst in diesen erfolgte. Aber solche Rekonstruktionen sind sicherlich subjektiv gefärbt, zumal es keine umfassende Aufarbeitung der Fachgeschichte gibt. Auch dürften sich mehr Initialstandorte als die von den MEDIENwissenschaft-Autoren genannten, nämlich Marburg mit Thomas Koebner (1983 bis 1989 Professor für Neuere Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Medienwissenschaft an die Philipps-Universität) und Siegen mit Karl Riha (1975 bis 2009 Professor für Deutsche Philologie /Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität-Gesamthochschule), finden lassen, wiewohl diese beiden sicherlich prominent wirksam waren.

In Aachen argumentierte etwa Helmut Schanze (1972 bis 1987 Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte) bereits seit 1972 dafür, Fernsehserien als literaturwissenschaftlichen Gegenstand anzuerkennen (Schanze 1972), und Helmut Kreuzer (1927-2004), seit 1972 Gründungssenator und Professor für Germanistik und Literaturwissenschaft an der neuen Gesamthochschule Siegen mit dem Auftrag, Medienwissenschaft und -forschung als einer der Forschungsschwerpunkte zu entwickeln, plädierte schon 1975 für die “Erweiterung des Literaturbegriffs”  hin zu den Medien (Kreuzer 1975).

Sicherlich gehörte auch Berlin mit der TU zur medienwissenschaftlichen Avantgarde. Dort lehrte seit 1972 (bis 1998) der deutsch-österreichische Maschinenbauer(!), promovierte Psychologe, Literaturwissenschaftler und Medienmacher Friedrich Knilli Allgemeine Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienwissenschaft. Bekannt geworden war er mit seiner Arbeit Das Hörspiel. Mittel und Möglichkeiten eines totalen Schallspiels (1961). Danach folgten semiotische Porträts des Radios (1970), des Films (1971) zusammen mit Edgar Reiss und Knut Hickethier sowie eine Einführung in die Film- und Fernsehanalyse (1971) auch mit E. Reiss und Karin Reiss und einiges andere. 2003 veröffentlichte Knilli in MEDIENwissenschaft (Knilli 2003), gewissermaßen als eine Art Vermächtnis, eine knappe, etwas polemische Diagnose zum Boom der Medienwissenschaft, in der er vorzugsweise ihre Inflationierung und die schwindende Qualifikation der jüngeren Vertreter*innen beklagte: “Der Dandy als Juniorprofessor in Calvin Klein-Klamotten und die junge Domina als Medienprofessorin: Sie sind die neuen Wissenschaftsstars, erfunden von Klatschjournalisten für eine Bildungsministerin, die den Wissenschaftsstandort Deutschland anheben will” (Ebd.: 17).

Die universitäre Etablierung der Medienwissenschaft mit unterschiedlichen Fachbenennungen datierte er übrigens schon in den fünfziger Jahren bei Erich Feldmann (1893-1978), Pädagoge und 1953 Gründer der Deutschen Gesellschaft für Film- und Fernsehforschung (später Deutsche Gesellschaft für Kommunikationsforschung), deren Vorsitz er ab 1959 für einige Jahre bekleidete; ferner 1950 mit der Gründung des Hans-Bredow-Instituts in Hamburg sowie Anfang der 1960er Jahre mit der des “Instituts für Sprache im technischen Zeitalter” an der TU Berlin. Als wichtigsten Forscher des ersten Jahrzehnts erklärte er den Psychologen Gerhard Maletzke (1922-2010) mit seinem Standwerk Psychologie der Massenkommunikation (1963), das anfangs in der Fachwelt wenig Anerkennung fand. Der sonst prononcierte Gegensatz zwischen sozialwissenschaftlicher und geisteswissenschaftlich-hermeneutischer Ausrichtung war Knilli offenbar unbekannt oder egal. Sein Lehrstuhl wurde übrigens erst nach vier Jahre Vakanz, also 2002, mit Nobert Bolz (bis 2018) besetzt, wie Knilli etwas bedauernd anmerkte; denn Bolz triftete als vermeintliche deutsche Kopie des kanadischen Medientheoretikers Marshall McLuhan (1911-1980) recht bald in populistische konservative Selbstperformance ab – als viel gefragte Medienfigur.

Besagtes “Institut für Sprache im technischen Zeitalter”, das von dem Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Walter Höllerer (1922-2003), von 1959  bis 1988 Ordinarius für Literaturwissenschaft ebenfalls an der TU, gegründet wurde, verfügte mit mehreren Abteilungen auch über eine für Massenmedien, die Knilli mit Mitarbeiter*innen aufbaute. Aus ihr gingen für die Medienwissenschaft der 1980er Jahre prominente Absolvent*innen wie Knut Hickethier (1994 bis 2010 Professor für Medienwissenschaft an der Universität Hamburg), Joachim Paech (1989 bis 2007 Professor für Medienwissenschaft an der Universität Konstanz) und Siegfried Zielinski (1993 bis 2002 Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft an die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), danach an der Universität der Künste Berlin) hervor. 1961 gründete Höllerer auch die Zeitschrift Sprache im technischen Zeitalter, die ab 1963 ihre Redaktion in dem ebenfalls ins Leben gerufene “Literarisches Colloquium Berlin” hatte und bis heute erscheint. Ihr publizistisches Credo war und ist, literarische Texte mit Essays und Analysen zu verbinden, um – wie es Höllerer (1961) im Vorwort des ersten Heftes – den “notwendige[n] Gebrauch und Widerstand der Sprache in einem durch die Technik beeinflussten Jahrhundert […] zu untersuchen”.

Näher an medienwissenschaftlichen Themen dran und womöglich einflussreicher war die seit 1970, zunächst im Umkreis des “Instituts für Experimentelle Kunst und Ästhetik (IKAe)” in Frankfurt am Main erscheinende Kultur-Zeitschrift Ästhetik und Kommunikation, bei der K. Hickethier von 1974 bis 2016 Redakteur und Mitherausgeber war. Schon ihre erste Nummer, vom Juli 1970, überschrieben mit “Visueller Kommunikation”, führte in medienwissenschaftliche Dimensionen hinein, die Nummer 14 vom April 1974 thematisierte dann vollends die “Medien“, ihre Geschichte, Theorie und ihre didaktische Behandlung im Unterricht. Im April 1973 erschien “Kritische Theorie und Ökonomie/Medienarbeit” (Nr. 11), im April 1977 “Kindermedien” (Nr. 27), im Dezember 1980 “Kino im Kopf” (Nr. 42) und im Februar 1995 “Medien an der Epochenschwelle” (Nr. 88).

Für viele medienwissenschaftliche Theorieansätze, zumal wenn sie abstrakte Höhen erklimmen wollten, wurden nicht zuletzt die weltweit verbreiteten und viel diskutierten Bestseller McLuhans (1968a, 1968b) ergiebige, weil vielseitig ausbeutbare Reservoirs. Vor allem mit seinen Thesen wie “Das Medium ist die Botschaft” (McLuhan u.a. 1969; Spahr 2000: 44) avancierte er für viele zum wohlfeilen, eloquenten Gründungstheoretiker auch der deutschen Medienwissenschaft: “Heute ist die Auseinandersetzung mit seinem Werk für jeden medientheoretischen Ansatz unabdingbar geworden”, schrieb A. Spahr, eine der beiden Autorinnen in der “Einführung” in Medientheorien (Kloock/Spahr 2000) über McLuhan Mitte der 1980er Jahre. “Zwar hat sich an der Umstrittenheit vieler Aussagen nichts geändert, aber es findet sich kaum eine Medientheorie, die sich nicht wenigstens implizit auf McLuhan stützt” (Spahr 2000: 40). Allerdings bot und bietet sich sein erratisches Werk mit seinen plakativen Aperçus, fast Dogmen, die nicht theoretisch unterfüttert sind, als probater Steinbruch an, aus dem sich – bis heute – alle bedienen.

Im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland waren in anderen Ländern, besonders im englischsprachigen Raum, längst Studiengänge wie “media studies”, “media literacy” und/oder  “communication research”, oft auch mit praktischer Ausrichtung, ins Leben gerufen worden und zogen viele Studierende an. Vielfach waren sie auch aus künstlerischen und Werbeakademien, aus Schreibwerkstätten (creative writing), Dramaturgie- und Filmstudiengängen hervorgegangen und entwickelten jeweils ihr eigenes Profil, ohne die allein deutsche Rivalität zwischen Kommunikations- und Medienwissenschaft(en) zu kennen, oft nicht einmal zu verstehen; ihre Entwicklungen und Schwerpunkte können hier nicht zusätzlich verfolgt werden (Averbeck-Lietz 2017). Für medienwissenschaftliche Themen dürften sich in der Bundesrepublik ferner schon in den 1970er Jahren die theaterwissenschaftliche Institute etwa in Frankfurt, Köln, Berlin (FU), München und Wien geöffnet haben, da sie im Gegensatz zur weithin verfolgten literaturwissenschaftlichen Immanenz das Theater seit jeher auch als soziales Handlungsgeschehen und als ästhetisch-dramaturgische Produktionsstätte betrachte(te)n. Ohnehin hatten sie sich schon in den 1950er Jahren dem dramaturgischen Massenmedium Film, mitunter auch dem Hörspiel geöffnet, so dass die Erweiterung auf alle Massenmedien – freilich vorzugsweise mit ästhetisch-semiotischer Ausrichtung – nicht schwerfiel (Schmitt-Sasse 1987/88).

Auch an den angestammten publizistik- und kommunikationswissenschaftlichen Instituten wie in Berlin (FU), Münster, Mainz und München regten sich, angespornt von den ideologiekritischen Studien der Vertreter der Kritischen Theorie, allen voran Max Horkheimer (1895-1972) und Theodor W. Adorno (1903-1969) mit ihrem einflussreichen Essay “Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug” (1944; 1969), aber auch im Rekurs auf Walter Benjamin (1892-1940), Siegfried Kracauer (1889-1966) und Herbert Marcuse (1898-1979), wissenschaftskritische Initiativen, die man im Nachhinein als Vorbereitungen einer Medienwissenschaft verstehen kann. Vor allem die Arbeiten Jürgen Habermas‘ (geb. 1929), voran seine Habilitationsschrift zum Strukturwandel der bürgerlichen Öffentlichkeit (Habermas 1962; 2. Aufl. 1990), markierten alternative theoretische Grundlegungen über die, die von der angestammten Publizistik vertreten wurden.

In München opponierte etwa H. Holzer (1935-2000) gegen die dort noch vorherrschende idealistisch-geisteswissenschaftlich-normative Ausrichtung der Publizistikwissenschaft mit politökonomischen Ansätzen zur Medienanalyse (Holzer 1971), in Münster analysierte Franz Dröge (1937-2002) Bedingungen der Bewusstseinsbildung in der kapitalistischen Gesellschaft (Dröge 1972), und auch in Berlin (FU) verfolgten etliche Nachwuchswissenschaftler*innen wie Alexander von Hoffmann (1924-2006) die Anstöße von Kritischer Theorie und Studentenbewegung. In Mainz bekämpften ebenfalls Studierende und Nachwuchswissenschaftler*innen wie Manfred Knoche die einseitige Ausrichtung des 1966 gegründeten Instituts allein auf die demoskopisch-empirische Forschung durch die erste Professorin Elisabeth Noelle-Neumann (1916-2010), die zugleich Leiterin des Instituts für Demoskopie in Allensbach (Bodensee) war.

Selbst in der süddeutschen Provinz, in Tübingen, regten sich medienwissenschaftliche Überlegungen. 1962 war der Altphilologe Walter Jens (1923-2013) zum Professor und Direktor des Seminars für Allgemeine Rhetorik an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen berufen worden und machte sich seit 1963 via Die Zeit und anderer Medien als Fernsehkritiker “Momos” einen Namen (Jens 1973). Das Ludwig-Institut für Volkskunde streifte Ende der 1960er Jahre unter seinem neuen Direktor Hermann Bausinger (geb. 1926) seine nationalistisch-geisteswissenschaftlichen Hypotheken ab und nannte sich in “Institut für empirische Kulturwissenschaft” um. Nunmehr gehörten neben anderen soziolinguistischen Themen Erzählforschung, Trivialliteratur, Comics und auch Fernsehen zu seinem Forschungsrepertoire (Kübler 1997), und zwar als erklärte Alltagsforschung sowohl mit sozialwissenschaftlichen als auch mit hermeneutischen Methoden, bald orientiert an den Pionierstudien des Birmighamer Center for Contemporary Cultural Studies (CCCS) (dessen Erträge und Ansätze Ende der 1990er Jahre im Medienstudiengang an der Universität Bremen wieder aufgenommen wurden [Hepp 2004]). Anfang der 1970er Jahre kam der Linguist Erich Straßner (1933-2012) hinzu, der sich diesseits der sonst üblichen abstrakten Theoriemodelle der strukturellen Linguistik mit pragmalinguistischer Intention auf die Mediensprache stürzte und in etlichen, bei den Medienmachern Furore stiftenden Studien (Straßner 1975) deren Komplexität und Unverständlichkeit anprangerte.

Zusammen mit dem Literaturwissenschaftler Wilfried Barner gründeten Bausinger, Jens und Straßner 1975 den mutmaßlich ersten interdisziplinären DFG-Forschungsschwerpunkt “Medienanalyse”, mit vier separaten Teilprojekten und zugegeben recht willkürlichen, nicht aufeinander abgestimmten Themen, der vier Jahre lang arbeitete, jedoch infolge von Unstimmigkeiten der Ordinarien nicht fortgeführt wurde. Ferner riefen sie im Niemeyer Verlag (Tübingen) eine Buchreihe “Medien in Forschung + Unterricht” ins Leben. In diesem Forschungsschwerpunkt arbeitete der Verfasser dieses Berichts zwei Jahre (1975-1977) mit einer vergleichenden, inhaltsanalytischen Studie über das Kinderfernsehen der Bundesrepublik und der DDR (Kübler u.a. 1981). E. Straßner blieb bis zu seiner Emeritierung 2001 dem medienlinguistischen Sujet treu. Mitte der 1980er Jahre machte er nochmals auf sich aufmerksam, als die DFG 1980 eine hochkarätige Kommission zur Bestandsaufnahme und Begutachtung der deutschen Medienwirkungsforschung berief (DFG Medienwirkungsforschung 1986). Straßner kritisierte massiv die einseitige Bevorzugung der angestammten publizistikwissenschaftlichen Institute, die nach wie vor dominante methodenegoistische Ausrichtung auf quantitativ-repräsentative und die gänzliche Ignorierung qualitativ-interpretativer Forschung (mit Ausnahme historischer Studien) (Straßner 1986). Im Oktober 2010 wurde an der Universität Tübingen ein Institut für Medienwissenschaft gegründet. Von dem damaligen Forschungsschwerpunkt wussten die Nachfolger*innen anfangs offenbar nichts; immerhin haben sie inzwischen Erich Straßner als Tübinger Pionier der Medienwissenschaft rehabilitiert.

3. Allmähliche universitäre Etablierung und (wiederholt bezweifelte) Fachprofilierung

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Gleich zwei Germanistentage, 1976 in Düsseldorf und 1980 in Saarbrücken, widmeten sich medienwissenschaftlichen Themen und bereiteten die Erweiterung, wenn nicht Transformation ihrer Disziplin zur Medienwissenschaft vor, zunächst in der Forschung und Lehre, sodann auch für den Deutschunterricht und in ihrer Aufgabe als Ausbildung für Lehrer*innen (Kreuzer 1977; Schaefer 1981). Gewissermaßen bedeuteten sie die Anerkennung der Medienwissenschaft als seriöse Disziplin durch die Mutterdisziplin, denn solche Wissenschaftskongresse hatten damals ungleich höheres Prestige und größeren Einfluss als heute. In seiner Einführung zur Publikation der Vorträge des Düsseldorfer Germanistentages führte H. Kreuzer, der in Siegen bekanntlich Medienwissenschaft als eigenständige Disziplin zu etablieren suchte, als stichhaltigstes Argument an, dass Literatur heute “weit eher und nachhaltiger durch die Medien als durch unmittelbare Lektüre” rezipiert werde und dass auch die “Berufsvorbereitung des Literaturwissenschaftlers eine Einübung in den Umgang mit den Medien” erfordere (Kreuzer 1977: Xff.). Schon erschienen die ersten Kompendien, von Helmut Schanze (1974) in Aachen und von Werner Faulstich (1946-2019) (1979, 5. Aufl. 2004), damals noch Anglist in Tübingen.

H. Kreuzer und Karl Prümm (Marburg) legten als erstes medienwissenschaftliches Porträt des inzwischen wichtigsten Massenmediums den Sammelband Fernsehsendungen und ihre Formen (1979) vor, gewissermaßen auch als Vorarbeit für den 1985 gegründeten DFG-Sonderforschungsbereich 240 “Bildschirmmedien”, den ersten interdisziplinären für diese Disziplin, zumal in dieser Größenordnung. Die Idee interdisziplinärer Medienforschung nahm Kreuzer von Tübingen mit, und seit September 1983 arbeitete die Antragsgruppe, darunter Thomas Koebner (damals Marburg), Helmut Schanze (seit 1987 in Siegen) und Siegfried J. Schmidt (seit 1979 ebenfalls in Siegen), an der Konzipierung. 1985 war die Beantragung erfolgreich. Siegen wurde quasi zum Mekka der geisteswissenschaftlichen Medienforschung, viele orientierten sich dahin und kooperierten in etlichen Netzwerken, ungleich mehr, als beschäftigt waren, hätten gern daran teilgenommen. Zwischen 1985 und 1989 war Kreuzer der erste Sprecher, gefolgt von Christian W. Thomsen (bis 1991) und Helmut Schanze, der 2001 auch ein Handbuch der Mediengeschichte (Schanze 2001) vorlegte, um die historischen Dimensionen der neuen Disziplin zu betonen, und ein Jahr später ein einschlägiges Wörterbuch bzw. Lexikon (Schanze 2002). Die erste Phase des SFB wurde mit einem fünfbändigen Werk zur Geschichte des Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland (Kreuzer/Thomsen 1993; 1994a; 1994b; 1994c; 1994d) abgeschlossen, mit verschiedenen Herausgebern der Einzelbände, nämlich Knut Hickethier (Bd. 1), Helmut Schanze und Bernhard Zimmermann (Bd. 2), Peter Ludes, Heidemarie Schumacher, Peter Zimmermann (Bd. 3), Hans-Dieter Erlinger und Hans-Friedrich Foltin (Bd. 4) sowie Werner Faulstich (Bd. 5) – womit sich erneut eine prominente Riege der damaligen Protagonisten der Medienwissenschaftler*innen präsentierte. Insgesamt sollen von 1985 bis 2000 in Siegen 33 Teilprojekte durchgeführt, knapp 100 Wissenschaftler*innen beschäftigt, 2000 Veröffentlichungen hervorgegangen sowie zahlreiche internationale Tagungen und Workshops durchgeführt worden sein.

Inzwischen war wohl auch Bedarf für Bestandsaufnahmen über die Entwicklung der Disziplin und für ihre weiteren Profilierungen entstanden: Schon im Winter 1987/88 hatte die TheaterZeitschrift (Verein, H.22, IV/87) führende Medienwissenschaftler*innen zu solchen Zwischenbilanzen eingeladen, denn mittlerweile seien die “Hinwendung von Theater- und Literaturwissenschaft zu den ‘populären’ Medien Film, Fernsehen und Hörfunk” kaum mehr umstritten und einschlägige Studienangebote, Forschungen, Tagungen und Publikationen längst etabliert – so die Begründung der Redaktion in der Einführung. Dementsprechend lieferte Joachim Schmitt-Sasse (Marburg) eingangs einen “Parforce durch den Medienwissenschaftspark”, charakterisierte einschlägige Institute und Studiengänge, ungeachtet dessen, ob sie sich eher zur sozialwissenschaftlichen Kommunikationswissenschaft oder zur geisteswissenschaftlichen Medienwissenschaft hin orientierten. Zu Wort kamen ferner H. Kreuzer, Peter Marchal (Siegen), Joachim Paech (damals noch Osnabrück), Thomas Koebner (Marburg), Wolfgang Becker (Osnabrück), Gerhard Schaeffner (Mannheim), W. Faulstich (damals Siegen), Anette Brauerhoch, Volker von Thienen (beide Berlin), Karl Prümm (damals Berlin), Dieter Baacke (Bielefeld) und Hans-Dieter Kübler (Hamburg).

Ein Jahr später luden die Redakteure der TheaterZeitschrift, Rainer Bohn, Eggo Müller, Rainer Ruppert (1988), erneut zu einer kollektiven Bestandsaufnahme und Profilierung ein, in Anlehnung an die germanistische Streitschrift von 1969 programmatisch mit Ansichten einer künftigen Medienwissenschaft tituliert. Als Motive für den Sammelband führen die Herausgeber zwei Motive an:

“Das erste Motiv gründet auf dem Eindruck, dass Medienwissenschaft – der Liquidation des Osnabrücker Studiengangs zum Trotz – gegenwärtig im Zeichen eines auch (wissenschafts)politischen Booms steht”. “Das zweite Motiv […] beruht auf der – anderwärts verschiedentlich beklagten – Beobachtung, dass gerade die beschleunigte, aber auch recht unkoordinierte Entwicklung der Medienwissenschaft wohl dazu geführt hat, den organisatorischen Aufbau und die forschungspraktische Realisation medienwissenschaftlicher Projekte möglichst pragmatisch voranzutreiben; die wissenschaftstheoretische und methodologische Diskussion geriet dabei etwas ins Hintertreffen.” Deshalb versuche dieser Band, “eine Zwischenbilanz der fachtheoretischen Bemühungen vorzulegen und zugleich Diskussionsanstoß zu weiterführenden Überlegungen zu sein”. Von “gesicherten Erkenntnissen” könne “auf dem Feld der Medienwissenschaft” noch “kaum die Rede sein” (Ebd.: 8f.).

Außer viele der bereits genannten beteiligten sich als Autor*innen an dem Band Rolf Klopfer (Mannheim), Michael Charlton und Klaus Neumann (Freiburg), Jan-Uwe Rogge (Bargteheide), Siegfried Zielinski (TU Berlin), Doris Janshen (TU Berlin), Klaus Bartels (Hamburg) und Ludwig Fischer (Hamburg).

Medienwissenschaftliche Studiengänge wurden vorzugsweise an den in den 1970er und 1980er Jahren neu gegründeten bzw. erweiterten Universitäten eingerichtet, wobei kaum gesicherte Daten zu finden sind: Sicherlich in Siegen bald nach 1972, Konstanz (nach 1972), Paderborn (nach 1972), Düsseldorf (nach 1973), Bochum (nach 1974), Hamburg (seit Mitte der 1970er Jahre), Osnabrück 1977 (aber 1987 wieder geschlossen), Bielefeld (nach 1976), Mannheim (nach 1976), Hildesheim (nach 1989), Lüneburg (nach 1989), Hochschule für bildende Künste Braunschweig (nach 2003), Erlangen-Nürnberg (ab 2005) und nach der Wiedervereinigung auch in Leipzig (nach 1990), Jena (nach 1990), Halle-Wittenberg (nach 1993), Potsdam (nach 1994) und Weimar (1996: eigene Fakultät ‘Medien’). Die Studiengänge und Forschungsbestrebungen zeichnen sich durch verschiedene Ausrichtungen, spezielle Schwerpunkte und Qualifizierungskonzepte aus, je nach institutioneller Einbindung etwa in die schulischen Lehrämter, in künstlerische Fächer, als Teil-, Kooperations- oder Vollstudiengänge, wie die “Gesellschaft für Medienwissenschaft” in ihrer (Web-)Übersicht ausweist.

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Im Umkreis des Siegener Sonderforschungsbereichs arbeiteten zeitweise auch Werner Faulstich (1946-2019) und Knut Hickethier, in der damaligen Generation gewiss die bedeutendsten Medienwissenschaftler. 1989 war W. Faulstich nach Lüneburg berufen worden, gründete dort ein Jahr später das Institut für angewandte Medienforschung (IfAM), das er bis zu seiner Emeritierung 2011 leitete. Faulstich war sicherlich der vielseitigste und produktivste Vertreter seine Faches mit einem imposanten Werk, das von der Fachwelt allerdings viel zu wenig anerkannt wurde: Neben zahlreichen Monografien, Einführungen und Kompendien zu medienwissenschaftlichen Themen ragen eine sechsbändige Geschichte der Medien (1996; 1997; 2002a; 2002b; 2004; 2012) von den Anfängen der Menschheit bis Ende des 20. Jahrhunderts heraus sowie als Herausgeber (zusammen mit Helmut Korte [Braunschweig]) eine fünfbändige Filmgeschichte (1990 bis 1995) und eine sechsbändige Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts (2002; 2003; 2004; 2005; 2010; 2011). Knut Hickethier (geb. 1945) wurde 1994 Professor für Medienwissenschaft am Institut für Medien und Kommunikation der Universität Hamburg und arbeitete dort bis zu seiner Emeritierung 2010. Auch er legte zahlreiche Monografien und Aufsätze vor; seine wichtigste Arbeit wurde die erstmals umfassende und sehr detailreiche Geschichte des deutschen Fernsehens (1998), zumal für beide deutschen Staaten. Beide Medienwissenschaftler verfolgten mithin auch medienhistorische Themen, und beide engagierten sich auch für medienpädagogische Didaktiken in der Schule und im außerschulischen Bereich.

Die wachsende Zahl der Studienanfänger*innen und die allmähliche konsolidierten Lehrangebote in den Studiengängen ermutigten nun auch zu einigen Einführungen in das Fach (Grampp 2014): Die wohl erste (1998) stammt von Peter Ludes (geb. 1950, 1994 bis 1996 Professor für Medienwissenschaft an der Universität Mannheim; danach am Sonderforschungsbereich in Siegen, seit 2002 an der Universität Bremen), mit einer Einleitung von Jochen Hörisch (geb. 1951; von 1988 bis 2018 Professor für Neuere Germanistik und Medienanalyse an der Universität Mannheim); 2003 folgte Hickethier mit der umfänglichsten und gründlichsten Einführung (2010 in der zweiten Auflage, aktualisiert und überarbeitet), Faulstich kam 2002 mit einer ersten, 2004 mit einer didaktisch aufbereiteten Fassung heraus; ebenfalls 2002 gab Gebhard Rusch (geb. 1954; Siegen) einen einführenden Sammelband heraus, in dem der an der Universität Halle-Wittenberg arbeitende Reinhard Viehoff  (vormals auch Siegen) noch einmal den Weg von der Literaturwissenschaft zur Medienwissenschaft nachzeichnete. 2005 führten Kölner Dozentinnen (Claudia Liebrand, Irmela Schneider u.a. 2005) in die “Medienkulturwissenschaft” ein, eine neue Kombination, um einerseits die Medien von ihrer früher gepflegten Abwertung als kulturfeindlich oder zumindest als trivial zu befreien, zum anderen sämtliche Kulturprodukte einem erweiterten analytischen Blick zuzuführen. Geprägt worden sei der Begriff vom Siegener Medienwissenschaftler Siegfried J. Schmidt (1992), der sich zwischenzeitlich dem “radikalen Konstruktivismus” verschrieben hatte; auch in Weimar vertrat und vertritt man offensiv die Ausrichtung auf ‘Medienkultur’ (Pias u.a. 1999). Die bislang letzte Einführung lieferte Sven Grampp (Erlangen-Nürnberg), der allerdings gleich eingangs anzweifelte, ob es sich bei der Medienwissenschaft überhaupt um eine wissenschaftliche Disziplin handele, da “weitgehend Unklarheit” über die “grundlegenden Methoden” herrsche und “vor allem weit und breit kein Konsens hinsichtlich des Zentralbegriffs Medien auszumachen” sei (Gramp 2016: 8). Zuvor hatte der 1999 an die Universität Paderborn berufene Hartmut Winkler (geb. 1953) mit seinem Basiswissen Medien den Gipfel des Elitär-Absurden markiert, da wahllose Stichwörter auf den großenteils leeren Seiten mit wenigen lapidaren Sätzen bedacht wurden. Zur “Medienwissenschaft” heißt es eingangs: “[Der Medienbegriff] muss in seinem Umfang all das erschließen, was auch die Alltagssprache unter ‘den Medien’ verstünde; und gleichzeitig muss er, will Medienwissenschaft eine Wissenschaft sein, das Alltagsverständnis überschreiten” (Winkler 2008: 13).

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Ob unbedacht oder absichtlich erinnern diese letzten Voten an die schon früher, vor allem von dem nunmehr in Konstanz lehrenden Joachim Paech (1987; 2011), aber auch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Jungen 2013) geäußerten Zweifel, ob der Boom der Medienwissenschaft nur vorübergehend sei und ihre Wissenschaftlichkeit letztlich fragwürdig bleibe. Solcher Infragestellung standen neben besagten Einführungen und Forschungsaktivitäten allerdings zwei Grundsatzwerke entgegen, die die Medienwissenschaft schon als handbuchwürdig nobilitierten. Ab 1999 gaben Joachim-Felix Leonhard (damals Vorstand und Direktor der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt am Main und Potsdam-Babelsberg), Hans-Werner Ludwig (damals Professor für Englische Philologie und Literaturwissenschaft in Tübingen), Dietrich Schwarze (damals stellvertretender Intendant des Süddeutschen Rundfunks Stuttgart) und Erich Straßner ein dreibändiges Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen heraus, das für sich beansprucht(e), das aktuelle Wissen zu diesem Gegenstandsfeld in “großer Breite, in Aktualität wie in historischer Sicht zusammenzustellen” (Leonhard u.a. 1999: XXI) und sowohl viele, auch prominente Kommunikationswissenschaftler*innen (der sozialwissenschaftlichen Prägung) als auch erklärte Medienwissenschaftler*innen mit Beiträgen versammelte. 2001 und 2002 folgten die Teilbände 2 und 3. Leider blieb dieses Handbuch wohl infolge einer ignoranten Verlagspolitik weitgehend unbeachtet. 2014 legte der damals in Siegen lehrende Medienwissenschaftler Jens Schröter (ab 2015 Universität Bonn) ein einbändiges Handbuch Medienwissenschaft (Schröter 2014) vor, das trotz oder gerade wegen aller grundsätzlichen Anzweifelungen der Disziplin Definitionen, Theorien, Nachbarschaftswissenschaften und Einzelmedien fundiert und kompetent aufarbeitete. Vergleichbares ist seither nicht mehr erschienen.

4 Wissenschaftliche Innovationen: Theorie-Diskussion und qualitative Forschung

Genese, Formen, Stile und Ästhetik von Medienprodukten standen zunächst im analytischen Fokus der Medienwissenschaft, in historischer Dimension auch Genre- und Formatentwicklungen. Doch anders als beim literarischen Kunstwerk in den Hauptgattungen Epik, Lyrik und Dramatik sind Medienprodukte selten singulär (wie etwa das Hör- und das Fernsehspiel, die deshalb zuerst medienwissenschaftlich angepackt wurden [Hickethier 1980]), sondern seriell, unabgeschlossen, in das Medienformat von Zeitung, Zeitschrift, Hörfunk und Fernsehen eingebunden; auch der Kinospielfilm kennt solche Formierungen und Kontextuierungen. Vielfach sind sie multimedial und transmodal, prägend sind außerdem technisch bedingte Generierungen und ökonomische Determinationen, die sich aus den größeren Kontexten der zunehmend industriellen Produktion einerseits und der habituellen, oft kollektiven Rezeption andererseits ergeben. Zudem erwies sich für die medienwissenschaftliche Analyse der von der (sozialwissenschaftlichen) Kommunikationswissenschaft gewählte Fokus auf die angestammten Massenmedien als zu eng und zu einseitig auf öffentliche Kommunikation ausgerichtet; mit dem elementar und zugleich universell gedachten Begriff der Medialität (und einigen Spielarten wie etwa Mediologie [Hartmann 2003]), wie er über die massenmediale Phase zurückreicht und inzwischen auch weit über sie hinaus und wie ihn beispielsweise Marshall McLuhan  (1968a) als einer der ersten (wieder) anregte, ergaben sich ungleich mehr Potentiale und Optionen, der prinzipiellen Vermitteltheit von Welt und Wahrnehmung analytisch auf den Grund zu gehen.

Allerdings zerfasern und erodieren damit auch die szientifischen Zugänge, weshalb es fast schon zum habitualisierten Gestus der Medienwissenschaft gehört, sich über die Unklarheit und Beliebigkeit des Medienbegriffs zu beklagen – um sogleich eine neue Variante hinzuzufügen und sie als die geeignete zu deklarieren. Ohnedies erlebten (oder erlitten) sämtliche Geisteswissenschaften nach dem Abklingen der Kritischen Theorie eine breite Zufuhr externer theoretischer Paradigmen – Systemtheorie, Psychoanalyse, Semiotik, Kybernetik, Marxismus, Konstruktivismus, Dekonstruktivismus, Postmoderne, Cultural Studies, Handlungstheorie etc. –, die sich oft genug als nur zeitweilige Moden herausstellten. Sie können hier nicht im Detail vorgestellt werden. Immerhin ermutigten und erzwangen sie etliche einordnende und bewertende Übersichten zu Medientheorien, die mittlerweile ebenfalls zum grundlegenden Repertoire der Medienwissenschaft gehören (z.B. Kloock/Spahr 1986; 2000; 2014; Faulstich 1991; Helmes/Köster 2002; Leschke 2003; Weber 2003; Schröter u.a. 2014: 45-213; Ströhl 2014).

4.1 Einige medientheoretische Paradigmen

Insbesondere zwei (oder drei) Denkrichtungen prägten die Medienwissenschaft – freilich in diversen Nuancen – in den letzten Dekaden um die Jahrhundertwende nachdrücklich: der Konstruktivismus und die Systemtheorie (die manche auch verbunden sehen) auf der einen, der Poststrukturalismus bzw. der Dekonstruktivismus bzw. – noch pauschaler – der Postmodernismus auf der anderen Seite. Der Konstruktivismus ist keine geschlossene Theorie, sondern ein Sammelbegriff für recht unterschiedliche, vielfach umstrittene Ansätze, die sich inzwischen in vielen Wissenschaftsdisziplinen finden. Dies gilt auch für die Medienwissenschaft, in der sich allerdings inzwischen eher paradigmatische Versatzstücke und Analogien finden. Zeitweise bestimmten sie jedoch ihre Diskussionen und Selbstverständnisse, vor allem anlässlich des Funkkollegs “Medien und Kommunikation” (1990/91), bei dem primär S.J. Schmidt (1979 bis 1997 Siegen, 1997 bis 2006 Münster) die dezidierteste Position vertrat (Merten u.a 1994). Je radikaler sich der Konstruktivismus definiert, umso strikter leugnet er die Existenz materialer Wirklichkeit per se oder behauptet zumindest, dass sie nur in der menschlichen Wahrnehmung existiert bzw. zugänglich wird und deshalb gewissermaßen konstruiert ist. Wirklichkeit ist mindestens Beobachtung zweiten Grades, Illusion und Realität sind prinzipiell nicht unterscheidbar. Da subjektive Wahrnehmung zeitlich wie räumlich begrenzt ist, generieren Vermittlungen wie Kognition, Kommunikation, Medien und Kultur die subjektiven Realitäten mit. Im autokonstitutiven  Kreislauf werden “die autonomen Bereiche Kognition und Kommunikation […] unter Aufrechterhaltung ihrer Autonomie strukturell gekoppelt durch Medienangebote, weil sich die Aktanten in allen drei Bereichen in hinreichend vergleichbarer Weise auf die symbolischen Ordnungen beziehen, die ich ‘Kultur’ nenne”, so Schmidt (Schmidt 1995: 31) recht kryptisch.

Was hier immerhin noch als subjektiver Erkenntnisprozess gesehen wird, ersetzt – vereinfacht gesagt – die Systemtheorie Niklas Luhmanns durch den Systembegriff – und zwar verstanden aus Beziehungen ihrer Elemente zueinander sowie aus der Differenz des sich so konstituierenden und selbstreferentiell rekonstruierenden (autopoetischen) Gebildes zu seiner Umwelt. Daher wird die Systemtheorie von den einen als verwandtes, von anderen als alternatives Modell zum Konstruktivismus erachtet. Zwar verwendet Luhmann häufig den Medienbegriff, aber im Zentrum seiner Theorie steht Kommunikation im und durch das System. Sie allein kann kommunizieren, nicht der Mensch. Daher wird der inzwischen viel zitierte Eingangssatz zu seinem Essay “Die Realität der Massenmedien” (Luhmann 1996: 9), nämlich: “Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien”, meist zu direkt und vereinfacht verstanden. Aber mittlerweile werden beide Theoriegebäude nur noch von wenigen Anhänger*innen apologetisch und konsequent vertreten; was geblieben ist, ist die vielfach und auch wohlfeil verwendete Kategorie der Medienwirklichkeit(en) oder -realität(en), um zum einen Differenzen und Abweichungen von der wie auch immer vorgestellten oder gemessenen materialen oder objektiven Wirklichkeit ausloten zu können und zum anderen das Ausgeliefert- oder Verfallensein oder auch die Manipuliertheit des Publikums an und durch nicht-authentische, strategisch und/oder kommerziell gemachten Welten zu ergründen.

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Solche systemisch-theoretische Totalität teilen die – wiederum summarisch apostrophierten – Anhänger der Dekonstruktion und Postmoderne nicht. “Medien bestimmen unsere Lage, die (trotzdem oder deshalb) eine Beschreibung verdient”, formulierte Friedrich Kittler (Kittler 1986: 3), einer der deutschen Vertreter, in seinem in der Medienwissenschaft einflussreichen Buch Grammophon, Film, Typewriter (Kittler 1986). Wiederum handelt es sich um eine Vielzahl von Ansätzen und Programmen in verschiedenen Disziplinen (vor allem in der Philosophie und Literaturwissenschaft), die vornehmlich aus Frankreich, voran von Jacques Derrida (1930-2004), stammten. Als Klammer mag ihr Bemühen gelten, die Mechanismen der Sinnesrepräsentation und -produktion durch zeichenhafte Strukturen und Prozesse grundsätzlich zu kritisieren; dafür griffen sie auf teils recht elementare oder auch abwegige Kategorien zurück. Medientheorien im engeren strebten sie nicht an, wenngleich sie medienhistorische Begebenheiten einbezogen und sich mit zwei eher basalen Medien wie der Stimme und der Schrift auseinandersetzten. Gleichwohl wurden ihre Ansätze von etlichen Medienwissenschaftlern als originär medienwissenschaftlich interpretiert und vielfach weitergeführt. Ihr Credo war und ist, dass prinzipiell alle Zeichenzusammenhänge und damit sämtliche Formen und Inhalte von Medien (also z.B. literarische Texte, Werbeanzeigen, Filme, TV-Sendungen) einer dekonstruktiven ‘Lektüre’ als Texte zugeführt werden können. Neben Derrida (1974) lassen sich Jean-Francois Lyotard (1924-1998, mit seinem Bericht zur “Lage des Wissens in den höchst entwickelten Gesellschaften” [1979, 1986]), Jean Baudrillard (1929-2007) mit seiner Theorie der Simulation (1976), Paul Virilio (1932-2018) mit seiner Theorie der Beschleunigung (“Dromologie”) und der sukzessiven Auflösung des Raumes (1990) u.a. dazu rechnen.

Gleich ob man Friedrich Kittler (1943-2011) grob dem Dekonstruktivismus zuordnet, ihn in loser Nachfolge zu McLuhan sieht oder ihm eine eigenständige Position zubilligt, maßgebend wurde er in jedem Fall für die zweite Generation von Medienwissenschaftler*innen. Mit seiner Habilitationsschrift Aufschreibesysteme (1985; 3. Aufl.1995) rekonstruierte er – ähnlich wie McLuhan – vorzugsweise die Geschichte der Medientechniken und ihre mentalitätsbedingten Auswirkungen, und mit “Grammophon Film Typewriter” (1986) setzt er seine Historiographie fort, die Kittler “Medienarchäologie” nennt, da sie Medien als Speicher vielschichtiger Erkenntnis- und Produktionsprozesse untersucht. Sie rekurriert prinzipiell auf technische Aprioris, die bestimmte Diskurse ermöglichen oder erlauben, die, zu Dispositionen geballt, den Menschen ausmachen. Sie lassen sich probat auf die jüngeren informationstechnischen Entwicklungen übertragen, die zumal an deren Beginn, um die Jahrtausendwende, großenteils positiv und techno-euphorisch gesehen wurden (Bolz, Kittler, Tholen 1994).

Nach Stationen in Kassel und Bochum wurde Kittler 1993 auf den Lehrstuhl für Ästhetik und Geschichte der Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin berufen, den er bis zu seinem Tod 2011 bekleidete. Erst 2009 wurde an der Humboldt-Universität das Institut für Musik- und Medienwissenschaft gegründet, das für Medienwissenschaft einen Master- im Hauptfach und einen Bachelor-Abschluss im Nebenfach anbietet. Kern des Studiums sei die kritische Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Texten der Medienwissenschaft. Ebenfalls seit 2009 geben Lorenz Engell und Bernhard Siegert (Weimar) zweimal jährlich die Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung (ZMK) heraus, die fächerübergreifende Diskussionen über Theorien der Kulturtechniken sowie über medienphilosophische Problemstellungen befördern will.

4.2 Qualitative Methoden

Weitere Kritik an oder Anzweifelung der Medienwissenschaft begründeten sich nicht zuletzt an ihrer wenig elaborierten und angemessenen Methodik. Anfangs – zumal in historischer Perspektive – bediente sie sich der angestammten geisteswissenschaftlich-hermeneutischen Methodik; für die Erfassung der medialen Untersuchungssujets und ihr Rezeption war sie indes unzureichend. In den (deutschen) Sozialwissenschaften, schon vom Begründer der verstehenden Soziologie, Max Weber, gab es seit Anbeginn Diskussionen über die Reichweite, Leistung und Aussagekraft quantitativer Methoden, die vor allem in der angelsächsischen Forschung favorisiert werden. Ihre Qualitätskriterien sind die Repräsentativität und die möglichst objektive, irrekursive, kontrolliert selektive Erfassung des Untersuchungsbereichs durch anerkannt valide und reliable Methoden.

Demgegenüber bezweifeln Vertreter*innen qualitativer Methoden, dass das forschende Subjekt und seine Verstehens- und Erkenntnisprozesse gänzlich aus dem Untersuchungsprozess eliminiert werden können, ihre Leugnung eher zu unkontrollierten Verzerrungen führe, und sie plädieren für deren offensive Integration in die Methodologie. Theorietraditionen wie die phänomenologische Soziologie, der symbolische Interaktionismus, die Ethnografie und Ethnomethodologie liefern dazu die prinzipiellen Begründungen; sie werden oft auch als interpretatives Paradigma oder interpretative Soziologie zusammengefasst. Ihr Konzept ist die reflektierte und reflexive Teilhabe der forschenden wie der erforschten Subjekte am Erkenntnisprozess, die Entwicklung, mindestens Modifikation der Methoden während der und durch die empirisch-hermeneutische Erfassung, ihre fortwährende Überprüfung und Rekonstruktion durch die Teilnehmenden sowie die exemplarische Aussagekraft der Befunde und Schlussfolgerungen. Forschungen sind mithin kontingente, soziale Handlungsprozesse, ihre von den quantitativen Methoden erstrebte Objektivität und Repräsentativität entpuppen sich als nicht weniger selektive und potentiell verzerrende Auswahlen.

Wiederholt ist dieser Methoden- oder auch Werturteilstreit in den Sozialwissenschaften im letzten Jahrhundert geführt worden. Um dem Vorwurf zu begegnen, qualitative Methoden würden nur subjektive oder willkürliche Ergebnisse erbringen, sind inzwischen etliche methodisch kontrollierte Verfahren qualitativer Sozialforschung entwickelt worden wie die Handlungsforschung, die Grounded Theory, die hermeneutische Wissenssoziologie, die objektive Hermeneutik, die qualitative Inhaltsanalyse, die dokumentarische Methode nach Ralf Bohnsack oder die qualitative Typenbildung, die den Anspruch vertreten, dokumentierende und intersubjektiv diskutierbare Verfahren zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig werden in den letzten Jahren verstärkt die Qualitätskriterien und Gütestandards qualitativer Forschung diskutiert.

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In den Kommunikations- und Medienwissenschaften hat sich diese Debatte artikuliert, als zu Beginn der 1970er Jahre führende Vertreter*innen, insbesondere vorangetrieben von der Mainzer-Allensbacher Richtung, das bis dahin noch vorherrschende historisch-normative Paradigma der Publizistik durch eine empirisch-quantitative Orientierung ‘verwissenschaftlichen’ und ablösen wollten. Gegen sie formierten sich, nicht zuletzt angestoßen durch methodische Initiativen schon der Kritischen Theorie – etwa durch Theodor W. Adorno (1963) –, wissenschafts- und methodenkritische Positionen, die etwa bei den Medienprodukten klären wollten, was an ihnen untersucht werden sollte: etwa nur die performative Ästhetik und die offensichtlichen Inhalte (die sich mit der quantitativen Inhaltsanalyse messen lassen) oder auch tieferliegende, etwa ideologische Bedeutungs- und Mimesisschichten (Ritsert 1972), und die in die Rezeptionsprozesse Verstehens-, Integrations- und Aneignungsleistungen der Subjekte einbeziehen wollten (Paus-Haase/Schorb 2000; Wünsch u.a. 2014). Nicht im Kern, aber an den (meist ignorierten) Rädern, die in andere Zweigdiszipline wie etwa die Medienpädagogik hineinreichten, bildeten sich etliche Gruppierungen, die über ein neues oder zumindest erweitertes Methodenverständnis in der Medienwissenschaft diskutierten und auch publizierten (z.B. Baacke/Kübler 1989; Mikos/Wegener 2005; 2017; Ayaß/Bergmann 2006). Sie taten es nicht zuletzt separat, da sich die Wortführer*innen der traditionellen Kommunikationswissenschaft dagegen abschotteten (siehe etwa das Sondervotum von E. Straßner [1986]).

Wenn kürzlich der Münchener Kommunikationswissenschaftler Michel Meyen in der zweiten Auflage seiner Einführung in die “Qualitative Forschung” behauptet, in der “(deutschsprachigen) Kommunikationswissenschaft [habe] es keinen Methoden-‘Streit’ gegeben” (Meyen u.a. 2019: 12), dann hat er nur insofern recht, wenn er seinen Blick allein auf die traditionellen Institute und Fachvertreter*innen fokussiert. Sobald er ihn indes erweitert, lassen sich in deren Nachbarschaft(sdisziplin)en und/oder in den anfangs ungeliebten Neugründungen just diese Debatten und Kontroversen entdecken. Erst 2003, anlässlich einer Tagung der DGPuK-Methodenfachgruppe, wurde eine “friedliche Koexistenz” beschworen, und der Tagungsleiter konnte “‘faire‘” Diskussionen “auf Augenhöhe” sowie eine “neue Offenheit” im “früher sehr dogmatisch geführten Methodenstreit” beobachten (Meyen/Friedrich 2011: 20). Mit dieser Annäherung dürften sich auch die prinzipiellen Disziplin-Gegensätze zwischen Kommunikations- und Medienwissenschaft zunehmend einebnen – so wie etwa das an der Universität Bremen 2005 gegründete Institut “Medien, Kommunikation, Information (IMKI)”, ab 2011 “Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI)”, mit Andreas Hepp, Andreas Breiter und Friedrich Krotz beide Disziplinen und Untersuchungsfelder schon im Namen führt und seit 2010 das interdisziplinäre DFG-Schwerpunktprogramm “Mediatisierte Welten” (Krotz/Hepp 2012) initiierte.

5. Ausblick: Digitale Transformationen

Einer aktuellen Übersicht zufolge gibt es mehr als 670 Studiengänge ‘mit Medien’ an mehr als 210 Universitäten und Hochschulen im deutschsprachigen Raum. Auch wenn viele davon – etwa an Fachhochschulen und Kunstakademien – recht speziell, praxisorientiert und berufsbezogen sind und kaum das wissenschaftliche Selbstverständnis, die Theoriebildung und die Gegenstandskonstitution von Kommunikations- und Medienwissenschaft vorantreiben, dürfte allein schon die schiere Zahl dazu anraten, die frühere Dualität zwischen der sozialwissenschaftlichen Ausrichtung auf der einen und der geisteswissenschaftlichen-hermeneutischen auf der anderen Seite inzwischen für unerheblich oder gar weitgehend für überwunden zu halten – selbst wenn einige eingefleischte Protagonist*innen noch daran festhalten. Aber sicherlich gibt es allerorten Schwerpunktbildung, Spezialisierungen, auch überkommene Traditionen, die in einer solchen kompakten Rekonstruktion sicherlich zu kurz kommen.

Schon die weitgehende Annäherung im bzw. die Überwindung des Methodenstreits und die favorisierte Applikation der jeweils für die Untersuchungsobjekte geeigneten Methoden, meist in Form von Methodenkombinationen, belegt die erreichte oder naheliegende Kooperation, die sich auch in der Benennung neuerer Institut (Kommunikations- und Medienwissenschaft) und Vorhaben ausdrückt. Doch einschneidender und effektiver wirken sich die anhaltenden und künftigen Transformationen aus, die mit dem pauschalen Schlagwort Digitalisierung markiert und annonciert werden, schon vielfach beschrieben sind und für die Zukunft sowohl euphorisch wie auch apokalyptisch, jedenfalls noch recht vage prophezeit werden. Nach wie vor verbieten sich pauschale Prognosen und Verallgemeinerungen, denn zu viele Entwicklungen laufen parallel, aber auch gegensätzlich, gleichzeitig wie ungleichzeitig, nebeneinander her, aber auch konterproduktiv oder sich verstärkend.

Noch immer existieren die angestammten Massenmedien. Der Markt des gedruckten Buches stagniert zwar, ist aber entgegen voreiligen Trendmeldungen nicht von elektronischen Versionen abgelöst; die gedruckte Presse erlitt und erleidet Einbußen in Auflage, Reichweite und Ausgabenvielfalt, aber die großen Verlagshäuser können dank diversifizierter Angebotspaletten und Zusatzgeschäften offenbar überleben, die lokale Presse fristet, zumindest hierzulande, dank einem alternden Publikum (noch) ihre publizistische Existenz. Die linearen Programmmedien Radio und Fernsehen können sich neben Online-Plattformen, Streamingdiensten und Podcasts behaupten, besonders dort wo sie einen öffentlich-rechtlichen Status haben und auch elektronische Entwicklungsoptionen entwickeln können. Auch das Kino hat sich mit seinen zwei Formaten, den Blockbustern und den Programmkinos, und öffentlicher Subvention einigermaßen stabil gehalten. Selbst der für die Massenmedien existentielle Werbemarkt ist trotz massiven Verlagerungen nicht gänzlich ins Netz abgewandert, da die älter werdenden Publika noch den Massenmedien treu sind.

Aber sicherlich verschieben sich Gewichtungen und Koordinaten durch Internet, Social Media und virtuelle Welten, so dass die überkommenen Theorien, Konzepte, Modelle und Forschungsansätze der Kommunikations- und Medienwissenschaften verrutschen, erodieren, sich überlagern oder obsolet werden, worüber viel debattiert, räsoniert und geforscht wird (Schmidt/Taddicken 2017). So ist die angestammte Trennung zwischen Öffentlichkeit und Privatheit weitgehend hinfällig, hat sich im Netz zumindest in vielerlei Formaten und Nischen enorm vervielfältigt (Ettinger u.a. 2019; Hauser u.a. 2019). Die traditionellen Modelle zwischen Sender und Empfänger – sie haben nie ganz gestimmt – haben ausgedient, Producer und User wechseln permanent die Rollen, selbst wenn es bei den überkommenen Medien noch professionelle Macher*innen gibt. Damit sind auch die angestammten Regeln und Ethiken weitgehend ausgehebelt, wie die vielen Tabubrüche, Skandale, Diffamierungen, Anfeindungen und Bedrohungen in Hate Speech und Shitstorms signalisieren (Sponholz 2018). Ebenso kommen die ehrwürdigen Regeln des professionellen, seriösen Journalismus bei Fake News und User-Generated-Content auf Facebook, YouTube, Twitter und Blogs unter die Räder. Echokammerrn (Pariser 2012), Info-Blasen und Gesinnungsterror übertrumpfen Wahrhaftigkeit und Neutralität. Werbung, PR und vorgeblich sachliche Information vermischen sich ständig. Verantwortlichkeit ist nicht mehr festzumachen, verschwindet im Netz hinter Anonymität oder Camouflage. Alles ist auf Unterhaltung, Anmache und Performanz getrimmt, Information und Unterhaltung, Nachricht und Kommentar lassen sich kaum mehr trennen, Edutainment und Oberflächlichkeit triumphieren. Publika lassen sich kaum mehr identifizieren, wie Schwärme jagen und flüchten sie von einer Plattform zur nächsten, von einem Highlight zum anderen, weltweit von einem sozialen Netzwerk zum nächsten.

Die anfänglichen Hoffnungen, das Internet erzeuge ungeahnte Wissenswelten und demokratisiere die öffentlich-mediale Kommunikation, sind weitgehend verflogen. Aber Suchmaschinen wie Google und Online-Lexika wie Wikipedia, deren Internetplattformen selbstverständlich genutzt werden (Kübler 2009), liefern immer noch breiten, kostenlosen Zugang zu Wissen aller Art (beileibe nicht zu allem). Etliche Verbreitungs- und Speicherformen wie etwa die der Musik sind bereits durchgängig digitalisiert und haben sich dadurch gewandelt, so dass herkömmliche Speichermedien wie Schallplatten und CDs nur noch ein Nischendasein fristen. Längst ist das Smartphone zum Allroundmedium geworden und baut mittels Apps seine Nutzungsmodalitäten ständig aus.

Gravierender allerdings noch dürften sich die Umwälzungskräfte auswirken, die von ehemals im Kern nicht-kommunikativen und non-medialen Handlungssektoren wie Arbeit, Dienstleistungen (z.B. Geldverkehr), Gesundheit und Konsum ausgehen. Sie werden von digitalen und KI-Technologien erfasst und umgemodelt, werden dadurch – meist automatisch und unsichtbar – begrenzt kommunikativ, universalisieren damit digitale Mechanismen und Datennetze, ohne dass jenseits technologischer und ingenieurwissenschaftlicher Konzepte wissenschaftliche Disziplinen sie professionell und profund analysieren können (Grunwald 2019). So lassen sich Untersuchungsobjekte und -felder kaum mehr vor einander abgrenzen oder eindeutig definieren; Erhebungen werden ephemer und sektoral, Ergebnisse und Befunde veralten, bevor sie publiziert sind, Theorien verkürzen ihre Halbwertzeit.

All diese Transformationen gehen an den damit befassten Disziplinen nicht spurlos vorbei, unterschiedlich sind indes die Reaktionen darauf. Viele versuchen sich an häufig zu allgemeinen theoretischen Deutungen, andere verharren in ihren analytischen Nischen. Publikationen wechseln in elektronische Formate über, um zumindest ein wenig beim zeitlichen Wettlauf mitzuhalten, andere – etwa auf dem Qualifikationssektor – veröffentlichen ihre bereits überalterten Ergebnisse ungerührt, als ob dieses Verfallsproblem überhaupt nicht existiert. Vorgeblich triftige Theoriemodelle, oftmals nur hastig emittierte Theoreme und Paradigmen überbieten sich immer schneller, aber rennen meist den realen Innovationen hinterher und werden alsbald abgelöst (Nassehi 2019). So hat die hier rekonstruierte, frühere Dualität zwischen sozialwissenschaftlicher Kommunikations- und geisteswissenschaftlich-hermeneutischer Medienwissenschaft bereits etwas Museales und Borniertes an sich, wiewohl sie in der täglichen Praxis von wissenschaftlicher Forschung und akademischer Lehre vielfach noch aufrechterhalten wird, wie die anerkannten Institutionen und Wissenschaftsgesellschaften nach wie vor ausweisen. Ohnehin ist es nur ein deutsches Spezialproblem.

Ob und wie besagte Transformationen in den damit befassten Wissenschaften angemessen, gründlich genug oder doch nur oberflächlich aufgenommen werden, könnten nur umfangreiche und detaillierte Survey-Studien eruieren. Im Fachorgan Publizistik der DGPuK werden sie immerhin seit etlichen Jahren heftig, auch kontrovers diskutiert (vgl. Hepp 2016; Brosius 2016; Jarren 2016; Theis-Berglmair 2016; Strippl u.a. 2018; Krüger/Meyen 2018; Strippl u.a. 2018). Sicherlich finden sich auch noch andere Anhaltspunkte und Belege. Einen gewiss groben Indikator kann womöglich auch die Auswahl der publizierten Rezensionen in MEDIENwissenschaft bieten – wobei die Auswahl sowohl der Verlagsproduktion als auch der Selektion der Redaktion geschuldet sein kann. Ein explizit nur kursorischer Überblick der letzten Jahrgänge (2014-2019) lässt erkennen, dass die Rubrik “Film und Fotografie” durchgängig immer noch die meisten Rezensionen bekommt, gefolgt von der unspezifizierten Sammel-Rubrik “Medien/Kultur”, in der gewissermaßen alle allgemeinen Titel versammelt sind: aktuelle Kultur- und Gesellschaftsdiagnosen bis hin zu allgemeinen Digitalisierungsprognosen, auch sozialwissenschaftliche Detailstudien, kulturhistorische Arbeiten etc. Langsam wächst die Rubrik “Digitale Medien” (die 2014 noch “Neue Medien” hieß), worunter sich auch etliche Studien zum Computerspiel finden, aber sie ist noch immer minoritär. Rückläufig sind die Rubriken “Szenische Medien” und “Buch, Presse und andere Druckmedien”, und auch “Medien und Bildung” bestreitet eine marginale Position. Ob in dieser Auswahl bestimmte Wertungen (auch im Sinne ehedem medienwissenschaftlicher Gewichtungen und Traditionen) zu erkennen sind, müsste genauer untersucht werden. Eine entschiedene Hinwendung zum digitalen Wandel scheint es aber auch nicht zu sein.

Literatur:

  • Adorno, Theodor W. (1963): Eingriffe. Neun kritische Modelle. Frankfurt am Main: Suhrkamp
  • Averbeck-Lietz, Stefanie (Hrsg.) (2017): Kommunikationswissenschaft im internationalen Vergleich. Transnationale Perspektiven. Wiesbaden: Springer
  • Ayaß, Ruth und Bergmann, Jörg (Hrsg.) (2006): Qualitative Methoden der Medienforschung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt
  • Baacke, Dieter und Kübler, Hans-Dieter (Hrsg.) (1989): Qualitative Medienforschung. Konzepte und Erprobungen. Tübingen: Niemeyer
  • Baudrillard, Jean (1976); Der symbolische Tausch und der Tod. München: Matthes & Seitz
  • Bergermann u.a. (2014): Editorial; Zehn. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft 10(1), S. 9
  • Bohn, Rainer; Müller Eggo und Ruppert, Rainer (1988): Die Wirklichkeit im Zeitalter ihrer technischen Fingierbarkeit. Einleitung in den Band “Ansichten einer künftigen Medienwissenschaft”. In: Dies (Hrsg.) Ansichten einer künftigen Medienwissenschaft. Berlin: Ed. Sigma Bohn, S. 7-28
  • Bolz, Norbert, Kittler, Friedrich A. und Tholen, Georg C. (Hrsg.) (1994): Computer als Medium. München: Fink
  • Brosius, Hans-Bernd (2016): Warum Kommunikation im Internet öffentlich ist. Zu Andreas Hepps Beitrag “Kommunikations- und Medienwissenschaft in datengetriebenen Zeiten. In: Publizistik 61(4), S. 363-372
  • Derrida, Jacques (1974): Grammatologie. Frankfurt am Main: Suhrkamp
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  • Wünsch, Carsten; Schramm, Holger; Gehrau, Volker und Bilandzic, Helena (Hrsg.) (2014): Handbuch Medienrezeption. Baden-Baden: Nomos

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Empfohlene ZitierweiseWissenschaft(en) von den Medien. Entwicklungen – Protagonisten und Werke – Perspektiven. von Kübler, Hans-Dieter in rezensionen:kommunikation:medien, 21. Juli 2020, abrufbar unter https://www.rkm-journal.de/archives/22241
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