Rezensiert von Olaf Jandura


Somit reiht sich das vorliegende Buch in die Studien ein, die einen doppelten Zugang zum Thema wählen: die kommunikations- wissenschaftliche Forschung zu Medialisierung wird mit der Parteienforschung verknüpft. Innovativ ist der Ansatz, nach Veränderungen innerhalb des Aufbaus und der Struktur von Organisationen zu suchen, und nicht auf der Ebene der Verlautbarungen einzelner Repräsentanten zu verharren.
Patrick Donges gelingt es klar, kompakt und gut strukturiert den Forschungsstand zum Medialisierungsbegriff nachzuzeichnen, die Organisationstheorie darzustellen, sowie kompetent einen Überblick über die für diese Arbeit interessierenden Teile der politikwissen- schaftlichen Parteienforschung zu geben. Als Fazit werden Parteien als offene und lose verkoppelte Handlungssysteme definiert, die auf Veränderungen der Umwelt reagieren müssen, was zur Kernthese führt, dass sich die Medialisierung in den Dimensionen Wahrnehmung, Strukturen und Kommunikationsleistungen beschreiben lassen muss. Für diese drei Perspektiven werden theoretisch Indikatoren abgeleitet und anschließend verdichtet.
Die Annahmen werden in einer empirischen Fallstudie getestet. Patrick Donges untersucht anhand von jeweils zwei großen Parteien in Deutschland (CDU; SPD), Großbritannien (Conservative Party; Labour Party), Österreich (ÖVP; SPÖ) und der Schweiz (FDP; SPS), wie stark sich die Organisation Partei an die Herausforderungen der Mediengesellschaft angepasst hat. Hierfür wertet er einerseits umfangreiches Dokumentenmaterial aus (Jahresberichte, Rechenschaftsberichte). Andererseits geben die Leitfaden- interviews mit Parteirepräsentanten sowie Personen, die an der Schnittstelle der Kommunikation mit den Medien sitzen (Pressesprecher) einen Eindruck, wie stark der Third-Person-Effekt bezüglich der Wirkung der Massenmedien in den Parteien ausgeprägt ist. Interessant wäre es zu erfahren, ob der Befund, dass Veränderungen stattgefunden haben, die für eine Medialisierung sprechen, auch auf kleinere Parteien mit einem geringeren Grad an offenen, lose verkoppelten Handlungssystemen übertragen werden können.
In den Schlussfolgerungen entwickelt Patrick Donges Ideen für weiterführende Forschung, von denen die Konzeptionalisierung der Medialisierung als Medienwirkung in den letzten Jahren bereits ein großes Echo erfahren hat. Insgesamt liegt ein sehr lesenswertes Buch vor, in dem systematisch der Forschungsstand aufbereitet wird und das auf eine klare Fragestellung klare Antworten gibt und somit auch außerhalb der Kommunikations- und Politikwissenschaft interessierte Leser finden wird.
Links:
- Verlagsinformationen zum Buch
- Webpräsenz von Patrick Donges an der Universität Greifwald
- Webpräsenz von Olaf Jandura an der Ludwig-Maximilians-Universität München