Markus Rhomberg: Politische Kommunikation

Einzelrezension
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Rezensiert von Moritz Ballensiefen

Rhomberg2008Einzelrezension
Ein Lehrbuch zu schreiben, ist immer eine besondere Herausforderung. Ein komplexer Themenausschnitt muss so aufbereitet werden, dass er eine studentische Zielgruppe anspricht und einen thematischen Einblick liefert. Die Herausforderung besteht darin, Informationen zu verdichten, Zusammenhänge zu erklären und einzuordnen. Kaum ein anderer Bereich in der Politikwissenschaft bringt momentan derart viele Lehrbücher hervor wie die politische Kommunikation. Kein Wunder, denn durch die Etablierung neuer Medienformate hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur die politische Informationsaufnahme grundlegend verändert, sondern auch das Instrumentenset der Politikvermittlung. Markus Rhomberg stand mit seinem Lehrbuch also vor der Aufgabe, einen äußerst aktiven und interdisziplinären Bereich der politischen Wissenschaft in einer Umbruchphase aufzuarbeiten.

Der Autor stellt sich die ehrgeizige Aufgabe, als Zielgruppe sowohl BA- als auch MA-Studierende der Politikwissenschaft sowie der Publizistik-, der Medien- und der Kommunikationswissenschaften zu definieren. Um das komplexe Thema einzugrenzen und zu strukturieren, gliedert er das Buch nach einem Trichtermodell: Die ersten beiden Kapitel sollen einen Überblick der kommunikativen Grundstrukturen liefern sowie die Entstehung und gesellschaftliche Verflechtung des Mediensystems zusammenfassen. Die folgenden Kapitel spezifizieren die Vorbemerkungen in sechs Teilbereichen. Diese Einteilung ist nachvollziehbar und auch durchaus sinnvoll, allerdings ist fraglich, warum der zentrale Punkt der Legitimation erst im Abschlusskapitel eigenständig auftaucht und dann lediglich einen Umfang von acht Seiten beträgt. Insgesamt nehmen dadurch die einführenden Kapitel einen überproportional großen Stellenwert ein, was den Nutzen der Lektüre für Masterstudenten erheblich einschränkt.

Der Autor nähert sich der Thematik aus medien- und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive, was der Ausarbeitung durchaus gut tut und in diesem stark interdisziplinären Forschungsbereich einen essenziellen Mehrwert liefert. Rhomberg setzt diesen Blickwinkel stringent durch und macht die Inhalte auch für fachfremde Bachelorstudenten einfach nachvollziehbar. Der Schreibstil des Autors ist der Zielgruppe angepasst und sehr gut lesbar. Das Einführungskapitel weicht jedoch vom sonstigen Stil ab und orientiert sich zu stark an den Standardwerken der politischen Kommunikation. Die angeführten Beispiele sind zwar als Einführung durchaus geeignet, aber teilweise wenig originell (15). Hervorzuheben sind die visuellen Elemente, mit denen der Autor den Inhalt didaktisch hervorragend aufbereitet. In Tafelbildmanier sind die Grafiken freihandgezeichnet und beschriftet, stellenweise wäre jedoch eine engere Verknüpfung zwischen Grafik und Text wünschenswert gewesen (30). Zitate und Zusammenfassungen sind zudem besonders im Format hervorgehoben und geben den Kapiteln eine weitere Struktur. Auch wenn einige Merksätze durchaus kürzer zu fassen gewesen wären, erfüllen diese Elemente ihre Funktion. Hinzu kommen Diskussionsfragen, die am Ende jedes Kapitels formuliert werden und dem Leser dabei helfen können, sich für spätere Prüfungen zu munitionieren.

Die Auswahl der vorgestellten Literatur ist ausgewogen und für den Leser zielführend. Auffällig ist die häufige Verwendung englischsprachiger Originalzitate. Für fachfremde Bachelorstudenten wird dadurch an einigen Stellen die Aufnahme der Informationen unnötig erschwert. An einigen Stellen geben die Lektüretipps lediglich mehrere Quellen eines einzelnen Autoren wieder (68, 76). Hier wäre es durchaus sinnvoll gewesen, auch weitere Texte aus der Diskussion der vorgestellten Ansätze hinzuzufügen. Insgesamt sind die Literaturhinweise aber aktuell und gut gewählt.

Durch das vom Autor gewählte Trichtermodell werden einige Facetten der politischen Kommunikation intensiver vorgestellt als andere. Der zentrale Punkt der aktuellen Diskussion darüber, welche Prozesse die politische Kommunikation im Hinblick auf die Partizipation der Bürger und ihr verändertes Informationsverhalten durchläuft, taucht dabei erst im zweiten Teil des Buches auf. Leider wird der Fokus nur teilweise auf die eigentliche Hochphase politischer Kommunikation – die Phase der Wahlkämpfe – gerichtet. Auch lässt der Autor folgende Frage, die sich dem Leser unweigerlich aufdrängt, weitestgehend unbeantwortet: Wie wirken sich neue Medienformate (going online statt going public) auf die politische (Wahl-)Kommunikation aus und welchen Stellenwert nehmen dabei Bilder in Medien und Kampagnen als Image- und Informationsträger ein?

Fazit: Rhombergs Lehrbuch ist eine kompakte, lesenswerte und gute Einführung in den komplexen Themenbereich der politischen Kommunikation. Besonders geeignet ist sie für fachfremde Bachelorstudenten, die – vor allem aus medienwissenschaftlicher Sicht – einen Einstieg ins Themenfeld suchen. Die didaktische Aufbereitung ist innovativ und gut nachvollziehbar. Für Masterstudenten der politischen Wissenschaft eignet sich diese Einführung jedoch nur bedingt, da eine ausführliche Anbindung an aktuelle Diskussionen und Entwicklungen stellenweise zu kurz kommt.

Links:

  • Verlagsinformationen zum Buch
  • biographische Informationen zu Markus Rhomberg
  • Webpräsenz von Moritz Ballensiefen an der NRW School of Governance
Über das BuchMarkus Rhomberg: Politische Kommunikation. Eine Einführung für Politikwissenschaftler. Reihe: UTB, Band 3143. München [Wilhelm Fink Verlag] 2008, 267 Seiten, 19,90 Euro.Empfohlene ZitierweiseMarkus Rhomberg: Politische Kommunikation. von Ballensiefen, Moritz in rezensionen:kommunikation:medien, 9. September 2009, abrufbar unter https://www.rkm-journal.de/archives/1075
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