Graham Meikle, Guy Redden (Hrsg.): News Online

Einzelrezension
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Rezensiert von Stefan Bosshart

Einzelrezension
In den letzten Jahren ist eine Reihe englischsprachiger Publikationen erschienen, die sich mit den veränderten Rahmenbedingungen öffentlicher Kommunikation im Internet auseinandersetzen. Mit der Schnittstelle zwischen professionellem Journalismus und Laienpublizistik im Internet befassen sich etwa Stuart Allans Online News (2006), Chris Patersons und David Domingos Making Online News (2008), Einar Thorsens und Stuart Allans Citizen Journalism (2009) oder Jack Rosenberrys und Burton St. Johns Public Journalism 2.0 (2010). Im deutschsprachigen Raum existiert eine vergleichbare Publikationsfülle nicht, die Ausdruck eines entsprechenden wissenschaftlichen Diskurses wäre. Der vorliegende, von Graham Meikle (Universität Stirling) und Guy Ridden (Universität Sydney) herausgegebene Sammelband reiht sich also in einen bestehenden Kanon einschlägiger Publikationen ein, weshalb Interessierten auch Einiges daraus schon bekannt sein dürfte. Das von den hier vereinten zwölf Beiträgen rund um ‘online news’ abgedeckte Themenspektrum ist äußerst breit – so breit, dass man sich durchaus fragt, wo das Verbindende bleibt.

Die Themen reichen etwa von der erfolgreichen Nutzerintegration bei der britischen BBC (Allan/Thorsen) bis zur Doppelgesichtigkeit der Blogosphäre Chinas, die nicht nur sozialer Gerechtigkeit zum Durchbruch verhilft, sondern zunehmend auch Plattform für nationalistisches Gedankengut ist (Xin), vom wirtschaftlich stark angeschlagenen Journalismus in den USA und dem Ruf nach einem stärkeren ‘public broadcasting’ (McChesney) bis zur Bedeutungszunahme des Mobiltelefons für das Erstellen von Bildern und Videos durch Augenzeugen (Goggin), oder von der nur schleppenden Etablierung eines eigenständigen Online-Journalismus in Südamerika (Lugo-Ocando/Cañizález) bis zum mittlerweile vielzitierten Erfolgsmodell der partizipativen südkoreanischen Nachrichtensite OhmyNews (Nguyen).

In den weiteren Beiträgen gibt sich etwa McNair optimistisch, was die Zukunft des professionell betriebenen Journalismus in Grossbritannien betrifft. Unter Verweis auf eine hier durchgeführte Befragung legen Fenton und Witschge zudem dar, dass professionelle Journalisten ihre Stärke gegenüber dem sogenannten ‘citizen journalism’ hauptsächlich in ihrer Unparteilichkeit und Faktentreue sehen – Standards, so die Autoren, die unter den gegenwärtigen strukturellen Bedingungen allerdings nicht mehr gleich gut wie früher umgesetzt werden könnten. Arbeitsökonomisch argumentieren schließlich Deuze und Fortunati: Journalisten verlören nicht nur gegenüber einem sich emanzipierenden Publikum an Autorität, sondern ihre Position werde auch gegenüber den Verlegern zusehends schwächer. Mit der Schwierigkeit der Kategorisierung der über Twitter verbreiteten ‘news’ befasst sich Crawford. Einmal mehr stellt Bruns sein Konzept der ‘news produsage’ vor und diskutiert Erfolgsfaktoren für Projekte des partizipativen Journalismus. Bogost, Ferrari und Schweizer widmen sich sogenannten ‘newsgames’. Bei diesen “intersections of games and journalism” (87) handelt es sich allerdings weniger um ein einheitliches Konzept als vielmehr um ein Potpourri verschiedenster spielerischer Interaktionsmöglichkeiten, die im entferntesten Sinn mit aktueller Berichterstattung zu tun haben.

Wie diese Übersicht zeigt, behandelt der Sammelband äußerst unterschiedliche Themen, gleichwohl soll sich – so die Herausgeber – über das Konzept der medialen ‘Konvergenz’ insgesamt ein roter Faden ergeben. Sie unterscheiden hierzu vier Dimensionen (vgl. 3): Eine erste Konvergenzdimension befasst sich mit den Reaktionen traditioneller Medienunternehmen auf die ‘neuen’ Möglichkeiten im Netz. Darum geht es in den ersten vier Beiträgen (Allan/Thorsen, McNair, McChesney und Lugo-Ocando/Cañizález). Eine zweite Konvergenzdimension bezieht sich auf die Verschmelzung verschiedener Medienformen (Text, Grafik, Video, Audio) – auf dieser Achse ist einzig der Beitrag von Bogost/Ferrari/Schweizer anzusiedeln. In einer dritten Dimension geht es um die Verschmelzung öffentlicher und privater Kommunikation. Davon handeln die Beiträge von Goggin und Crawford. Als vierten Konvergenzaspekt behandelt der Band die Beziehung zwischen professioneller und nicht-professioneller Nachrichtenproduktion. Damit setzen sich die letzten fünf Beiträge von Bruns, Fenton/Witschge, Deuze/Fortunati, Xin und Nguyen auseinander.

Diese Textanordnung macht durchaus Sinn, unglücklicherweise wird sie von den Herausgebern aber nur in der Einleitung kurz angesprochen. Als für den Leser sinnstiftende Meta-Struktur wäre sie besser gleich dem Inhaltsverzeichnis übergestülpt worden. Dort stößt man stattdessen auf eine simple Auflistung der zwölf Texte, die eine sinnvolle Anordnung nicht erkennen lässt. Ob der Untertitel des Sammelbands zudem passend gewählt wurde, erscheint fraglich, belegt doch der Großteil der Texte eher ‘transformations’ denn ‘continuities’ im Entstehungsprozess öffentlicher Kommunikation.

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Über das BuchGraham Meikle; Guy Redden (Hrsg.): News Online. Transformations and Continuities. Houndmills [Palgrave Macmillan] 2011, 224 Seiten, 28 US-Dollar.Empfohlene ZitierweiseGraham Meikle, Guy Redden (Hrsg.): News Online. von Bosshart, Stefan in rezensionen:kommunikation:medien, 27. November 2011, abrufbar unter https://www.rkm-journal.de/archives/6932
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