Transmedia Bayern u.a. (Hrsg): Story Now

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Rezensiert von Ralf Spiller

Einzelrezension
Was ist digitales Erzählen? Eine große Frage, die das Handbuch in Form von 29 kleinen Puzzleteilen (Beiträgen) zu beantworten sucht. Dabei geht es im Kern um transmediales Erzählen, also um das Erzählen einer Geschichte über mehrere Plattformen hinweg. Häufig beginnt eine Geschichte als Film oder Buch und wird dann um weitere Plattformen wie ein Onlinespiel oder eine Videoclipserie erweitert. Diverse Kombinationen transmedialer Erweiterungen sind denkbar und wurden auch bereits realisiert. Vermutlich das bekannteste Beispiel ist die Star-Wars-Trilogie, die seit dem Ende der 70er Jahre in etlichen Romanen, Comics, Spielzeug und Online-Medien aufgegriffen und kommerzialisiert wurde.

Das Buch widmet sich dem Thema transmediales Erzählen in fünf Kapiteln: die Medien im Wandel, die Entwicklung digitaler Erzählungen, von der Idee zur Produktion, ein Blick in die Werkstatt und zum digitalen Erzähler werden. Jedes Kapitel enthält mehrere Beiträge, die recht kurz ausfallen. Sie sind in der Regel zwischen vier und sechs Seiten lang und von Praktikern geschrieben, die ihre Erfahrungen mitteilen. Im zweiten Kapitel finden sich drei Interviews, im vierten Kapitel sind fünf Beiträge Case Studies.

Die Notwendigkeit einer starken Geschichte und die Interaktion mit dem Publikum zieht sich als roter Faden durch einen Großteil des Buches. Für letzteres werden zahlreiche Beispiele gebracht, wie Detektivgeschichten oder Quizze. Letztlich sei es entscheidend, eine Fangemeinde zu generieren, die den zusätzlichen Aufwand für die Bespielung weiterer Medienkanäle rechtfertigt. Eine Finanzierung der Aufwendungen könne dabei auf unterschiedliche Weise erfolgen, wie durch zusätzliche Nutzer (Reichweite und/oder Daten), Sponsoring oder auch kostenpflichtige (Zusatz)-Angebote wie eine App.

Im dritten Kapitel werden insbesondere Methoden der agilen Softwareentwicklung in den Fokus genommen (Scrum, Design Thinking, Lean Start up etc.). Viele Transmedia Projekte arbeiten mit diesen Methoden, bei denen das Endergebnis nicht vorab definiert wird, sondern sich vielmehr erst im Prozess konstituiert. Der Vorteil: Man ist näher an der Zielgruppe, Fehler werden früher korrigiert, das Produkt ist schneller auf dem Markt.

Im fünften Kapitel werden die Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten zu Cross- und Transmedia thematisiert. Während im ersten Beitrag Studiengänge von Hochschulen und Fortbildungskurse von Akademien unter die Lupe genommen werden, stellt ein zweiter Artikel Netzwerke der Transmedia Szene in Deutschland vor.

Fazit: Transmediales Geschichtenerzählen bietet sich in einer immer digitaler werdenden Lebenswelt an. Insofern dürfte Transmedia Storytelling ein Wachtsumsfeld sein. Bisher jedoch ist es noch eine Nische, die von einem überschaubaren Kreis an Experten bespielt wird. Viele davon kommen im Buch zu Wort. Für einen Einstieg in das Thema ist das Buch sehr gut geeignet. In kurzen Texten eröffnet es eine große Spannbreite von relevanten Aspekten: Von der Entwicklung einer Geschichte bis zu deren Verwertung – rechtliche Fallstricke inklusive.

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Über das BuchTransmedia Bayern, Mixtvision Verlag, Mediennetzwerk Bayern (Hrsg.): Story Now. Handbuch für digitales Erzählen. München [Mixtvision] 2016, 208 Seiten, 24,90 Euro.Empfohlene ZitierweiseTransmedia Bayern u.a. (Hrsg): Story Now. von Spiller, Ralf in rezensionen:kommunikation:medien, 25. Januar 2019, abrufbar unter https://www.rkm-journal.de/archives/21612
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