Sandra Müller: Radio machen

Einzelrezension
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Rezensiert von Kristina Wied

Einzelrezension
Mit der Reihe Wegweiser Journalismus wollen Herausgeber Christoph Fasel und die UVK Verlagsgesellschaft journalistisches Grundwissen für all diejenigen bieten, die Journalist werden wollen – kompakt zusammengefasst und verständlich geschrieben. Der Radiojournalistin Sandra Müller gelingt dies in ihrem Werk Radio machen für den Hörfunkbereich eindrucksvoll. Die Autorin setzt beim Leser keine Vorkenntnisse voraus, nimmt Anfänger Schritt für Schritt mit in den Radio-Alltag und informiert über alles, was man als Neuling wissen muss über journalistische Darstellungsformen, redaktionelle Arbeitsweisen, die Aufnahme und Produktion von Hörfunkbeiträgen sowie das Sprechen im Radio.

Dabei geht Müller äußerst sorgfältig vor, etwa bei der Darstellungsform Meldung, die sie im ersten Kapitel behandelt: Die Autorin informiert darüber, was eine Meldung ist, welche Form sie haben sollte, welche Informationen in eine Meldung gehören, wie sie aufgebaut und in welchem Sprachstil die Meldung verfasst sein sollte, was beim Manuskript wichtig ist und woher die Informationen kommen, die man für eine Meldung benötigt. Darüber hinaus geht sie auf Aufsager, Veranstaltungshinweise und Wettermeldungen ein. Ebenso gründlich befasst sich Müller mit Umfragen, dem Schnitt, Beiträgen, dem Sprechen und der Sprachaufnahme von Beiträgen sowie Collagen, Live-on-tape-Reportagen, Kollegengesprächen und auch Live-Situationen und Moderationen.

Besonders hoch anzurechnen ist der Autorin, dass sie immer wieder auch auf den journalistischen Anspruch und rechtliche Regeln eingeht. So betont sie mehrfach, wie wichtig Faktenprüfung und journalistische Sorgfaltspflicht sind: “Jede Pressemitteilung muss [.] kritisch überprüft werden: Ist das, was da steht, richtig? Fehlt Entscheidendes? Verschweigt die Mitteilung etwas? Warum schreibt die Firma/der Verband zu diesem Thema eine Pressemitteilung? Was will sie/er erreichen? Gibt es andere Firmen/Verbände, die die Sache anders sehen könnten?” (19f.; vgl. auch 62f.)

Weiterhin hebt Müller die Relevanz von Telefon- und Vor-Ort-Recherche im Gegensatz zur Internetrecherche hervor. Die Suche im Internet helfe zwar, Kontakte zu finden, aber “nur am Telefon lässt sich herausfinden, ob uns ein Gesprächspartner die richtigen Informationen liefert und ob er die radiotauglich vor dem Mikrofon rüberbringt” (48). Zudem bekomme man lebendige O-Töne “am ehesten dort, wo etwas passiert, wo jemand etwas macht” (48).

Müller verweist ferner darauf, dass auch O-Töne nicht gegen Gesetze verstoßen dürfen (bspw. nicht beleidigen oder verleumden und nicht volksverhetzend sein dürfen; 33) sowie auf die Notwendigkeit einer Aufnahme-Erlaubnis auf privatem Grund (36) und das Verbot heimlicher Tonaufnahmen (54). Auch auf Musik-Urheberrechte geht sie kurz ein (132).

Radio machen ist insgesamt ein übersichtlich gegliedertes Buch, das kurzweilig formuliert ist – versehen mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis. Beispielsweise finden sich Meldungen von verschiedenen Hörfunksendern (9), die deren Unterschiedlichkeit in Einschätzung der Wertigkeit einer Nachricht, Länge einer Meldung und Sprachstil deutlich machen. Auch zeigt Müller exemplarisch Polizeipressemitteilungen (11), Beispiele für gute Umfragethemen (35) oder gelungene Original-Töne (50) – um nur eine Auswahl der vielfältigen Beispiele zu nennen, die den Text anschaulich und nachvollziehbar machen.

Didaktisch klug und besonders brauchbar sind zudem die vom Layout in unterschiedlichen Farben hervorgehobenen Informationskästen mit nützlichen Tipps, Merksätzen und Checklisten, die jedes Kapitel vervollständigen. Gerade für Anfänger ist es etwa interessant zu lesen, wie man sich auf die erste Straßenaufnahme vorbereitet (28f.), wie man technisch und inhaltlich richtig schneidet (38ff.) oder worauf man als ‘Sprechanfänger’ besonders achten muss (70). Zudem wiederholen Checklisten wie “Schritt für Schritt zum ersten Beitrag” (64) oder “So gelingt die Sprachaufnahme” (78) den Lernstoff am Ende der einzelnen Abschnitte gekonnt.

Vervollständigt wird das Buch durch eine Sammlung von Ideen, auch außerhalb eines etablierten Radiosenders zu üben: ob mit eigenem Podcast, beim Radio im Internet oder Schüler-, Uni- oder Bürgerradio. Immer wieder verweist Müller überdies auf die zum Buch gehörige Homepage, auf der sie diverse Hör-Beispiele anbietet und Vorschläge für Übungen unterbreitet. So möchte sie Radioanfänger weiterführend unterstützen: “Lernen heißt: Ausprobieren. Machen. Tun. Und dann bewerten lassen. Genau das kann man hier”, wie es auf der Website heißt. Damit beweist Müller tolles Engagement.

Fazit: Radio machen ist ein sehr guter Ratgeber für jeden, der journalistisch im Hörfunk arbeiten möchte. Das Buch informiert über alle Grundlagen und kann darüber hinaus als Anleitung zum ‘doing yourself’ genutzt werden – insbesondere in Verbindung mit der Webseite www.radio-machen.de.

Links:

 

Über das BuchSandra Müller: Radio machen. Reihe: Wegweiser Journalismus, Band 9. Konstanz [UVK] 2011, 140 Seiten, 14,90 Euro.Empfohlene ZitierweiseSandra Müller: Radio machen. von Wied, Kristina in rezensionen:kommunikation:medien, 14. März 2013, abrufbar unter https://www.rkm-journal.de/archives/11904
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