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Vanessa Aab: Kinematographische Zeitmontagen

Rezensiert von Joachim Paech

Kinematographische ZeitmontagenEinzelrezension
Das Buch (die Dissertation) von Vanessa Aab will nicht mehr und nicht weniger als die gesamte bisherige Filmgeschichtsschreibung auf neue Grundlagen stellen. Es geht ihr um eine “Entwicklungsgeschichte des Kinos” (Untertitel), die allerdings fast nichts mit dem Kino als Raum, Ort oder Institution zu tun hat, sondern quid pro quo Film meint. An den bisherigen Chroniken des Kinos (sie meint Film und nennt Sadoul, Toeplitz, Fraenkel, Zglinicki, Gregor/Patalas und die New Film History) moniert sie vor allem, dass sie dem Film von Anfang an die Fotografie zugrunde gelegt hätten, wodurch sowohl eine Vorgeschichte der Kinematographie nicht in den Blick gekommen als auch ihre digitale Fortsetzung nicht vorstellbar geworden sei. Dass sie keinen Unterschied macht zwischen stroboskopischen und kinematographischen Darstellungen von Bewegung fällt nicht weiter ins Gewicht, weil am Ende weder die mechanischen Vorläufer noch die digitalen Nachläufer der Kinematographie ernsthaft diskutiert werden, und es am Ende doch bei der Epoche des fotografischen Films bleibt. Mehr

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Ingo Berensmeyer; Nicola Glaubitz (Hrsg.): K. Ludwig Pfeiffer – Von der Materialität der Kommunikation zur Medienanthropologie

Rezensiert von Kai Sicks

Einzelrezension
Festschriften sind für die Forschung oft von zweifelhaftem Wert. Meist sind die Beiträge zu heterogen, selten wirklich auf das Werk der Jubilare ausgerichtet. Angesichts dieses Umstands kann man Ingo Berensmeyer und Nicola Glaubitz, den Herausgebern der Festschrift für K. Ludwig Pfeiffer, nur gratulieren. Statt eines Bandes, der Beiträge alter Wegbegleiter versammeln würde, haben Berensmeyer und Glaubitz zwölf bedeutsame Aufsätze des 2009 emeritierten Siegener Anglisten und Allgemeinen Literaturwissenschaftlers neu veröffentlicht und um ein kurzes eigenes Vorwort sowie ein Nachwort des Geehrten ergänzt. Dank einer geglückten Textauswahl ist es dem Herausgeber-Duo gelungen, Pfeiffers sich über drei Jahrzehnte stets weiterentwickelndes Forschungsprofil offenzulegen: ein Forschungsprofil, das heute als unverzichtbarer Bestandteil einer medienwissenschaftlich orientierten Literaturwissenschaft betrachtet werden kann, auch wenn (oder gerade weil) sich Pfeiffer nie dem je aktuellen Mainstream unterworfen hat. Mehr

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Winfried Nöth; Peter Seibert: Bilder beSchreiben

Rezensiert von Martin Siefkes

Einzelrezension
In der Kunstwissenschaft und anderen Bereichen der Ästhetik hat in den letzten Jahren eine dezidiert antisemiotische Bewegung an Einfluss gewonnen, die sich mit Namen wie Gernot Böhme, Horst Bredekamp, Hans Belting oder Dieter Mersch schmücken kann und die Ansicht vertritt, Kunstwerken könne man mit zeichentheoretischen Mitteln nicht beikommen. Dabei wird allerdings, wie Mark Halawa gezeigt hat, mit einer verkürzten Auffassung von Semiotik gearbeitet, die man – in der Art eines “Strohmann-Arguments” – dann bequem zurückweisen kann. Während die geäußerte Kritik auf manche Semiotiker der Saussure’schen Tradition, die sich auf Codes konzentrierten und solche konventionellen Zeichensysteme überall am Werk sahen, zutrifft, gilt sie nicht für die Peirce’sche Semiotik, durch die sich auch unmittelbare Erfahrungen, direkte Eindrücke aller Sinnesmodalitäten, von Materialien ausgehende Wirkungen usw. beschreiben lassen. Mehr

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Oliver Fahle; Michael Hanke; Andreas Ziemann (Hrsg.): Technobilder und Kommunikologie

Rezensiert von Sonja Yeh

Einzelrezension
Der von Oliver Fahle, Michael Hanke und Andreas Ziemann herausgegebene Sammelband Technobilder und Kommunikologie. Die Medientheorie Vilém Flussers ist aus der internationalen Flusser-Tagung, die unter dem Titel “Die Medien- und Bildtheorie Flussers” an der Bauhaus-Universität Weimar 2007 stattfand, hervorgegangen. Hauptanliegen des Sammelbandes ist es, die heutige Relevanz und das theoretische Potenzial Flussers herauszustellen. Dies ist den Autoren hervorragend gelungen. Der Sammelband teilt sich in zwei zentrale Themenfelder: die Kommunikologie und die Technobilder. Diese Aufteilung wird von den Herausgebern zunächst inhaltlich-thematisch begründet, da diese zwei Konzepte als Flussers “medienwissenschaftlich anschlussfähigsten” gelten. Mehr

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Martina Heßler; Dieter Mersch (Hrsg.): Logik des Bildlichen

Rezensiert von Jörg R. J. Schirra

Einzelrezension
Das von Martina Heßler und Dieter Mersch herausgegebene Softcover-Buch umfasst fast 280 Seiten und ist der zweite Band der Reihe “Metabasis”. Der Titel dürfte Philosophen spontan an Wittgen­stein erinnern, in dessen Sprachge­brauch die “Logik” einer Sache die Verwendungs­weise der sprach­lichen Aus­drücke re­gelt, mit denen man sich auf jene Sache bezieht: Hier nun also die Logik des ‘Bildlichen’. Mit dem Unterti­tel Kritik der ikonischen Vernunft ist ebenso direkt Kant assozi­iert und sei­ne Kritik der reinen Vernunft, in der es unter anderem um die Möglichkeit des Er­werbs neuer Be­griffe als spezieller Form des Wissens geht sowie um die Frage, wie neu gebildete Begriffe eigent­lich zu ihren Anschauungen kommen. Damit ist das Thema des Sammelban­des in der Tat be­reits grob um­rissen: “Wie vermitteln Bilder Wissen? Was sind die Gren­zen der Dar­stellbarkeit von Wis­sen in Bil­dern?”, fragen die Herausgeber im Klappentext und fah­ren fort: “Die Beiträ­ge des Ban­des gehen diesen Problemen nach und fragen nach dem Status der Bild-lichkeit in den Wissen­schaften, der Begründung einer Diagrammatik, dem Verhältnis zwischen Kunst­bild und epistemi­schem Bild, nach dem digitalen Bild oder nach Stiltraditionen in Wissen-schaftsbildern […].Mehr

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Peter Geimer: Theorien der Fotografie zur Einführung

Rezensiert von Jens Schröter

Einzelrezension
Peter Geimer ist ein schönes Buch gelungen. Es soll eine Einführung in die vielfältigen Theorien der Fotografie geben. Schon im 19. Jahrhundert stimulierte das damals neue Phänomen eines technischen Bildes, in dem sich “die Natur selbst zu zeichnen scheint” – so ein früher Gedanke zur Fotografie – eine lebhafte Diskussion, die (zum Teil durch technische und kulturelle Verschiebungen angefacht) bis in die Gegenwart andauert. Daher gibt es einen umfangreichen Bestand an Literatur zur Geschichte, Theorie und Ästhetik der Fotografie. Gerade in den letzten Jahren sind im deutschen Sprachraum eine Reihe wichtiger und vielbeachteter Anthologien erschienen: So etwa die beiden von Herta Wolf herausgegebenen Bände Fotokritik am Ende des fotografischen Zeitalters, der vierte Band der ursprünglich von Wolfgang Kemp edierten Reihe Theorie der Fotografie und nicht zuletzt Geimers eigener Sammelband Ordnungen der Sichtbarkeit. Auch im anglo-amerikanischen Sprachraum sind in den letzten Jahren neue Sammelbände zur Theorie der Fotografie erschienen, so zum Beispiel der von James Elkins herausgegebene Band Photography Theory. Mehr

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Michael Grisko (Hrsg.): Texte zur Theorie und Geschichte des Fernsehens

Rezensiert von Herbert Schwaab

Einzelrezension
Angesichts der gerade zu beobachtenden Veränderungen des Fernsehens durch das Internet und der Neukonfiguration seines Publikums ist die von Michael Grisko angebotene Sammlung von Texten, die sich mit der Theorie und Geschichte des Fernsehens beschäftigen, besonders hilfreich. Der Band konzentriert sich vorwiegend auf die Wiedergabe einer in Deutschland geführten ästhetischen und gesellschaftlichen Diskussion des Fernsehens. Aus diesem Grund erklärt sich die Abwesenheit wichtiger fernsehwissenschaftlicher Beiträge, die aus dem Umfeld der Cultural Studies stammen. Diese Konzentration lässt zwar befürchten, dass die in diesem Band dokumentierte Kritik von Theodor W. Adorno oder Günther Anders am Fernsehen keine Kontrastierung findet. Aber in der Lektüre zeigt sich, dass diese Konzentration auch die Möglichkeit bietet, der Genese bestimmter fernsehwissenschaftlicher und -kritischer Positionen beizuwohnen. Vor allem die Texte aus den Jahren, in denen sich das Medium zu formieren beginnt, liefern interessante Erkenntnisse über das ‘Wesen’ des Fernsehens. Mehr

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Reiner Matzker: Ästhetik der Medialität

Rezensiert von Markus Rautzenberg

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Die in der renommierten Reihe “Rowohlts Enzyklopädie” erschienene Ästhetik der Medialität des Bremer Kulturwissenschaftlers Reiner Matzker verspricht eine historische und systematische Beschreibung der “Vermittlung von künstlerischen Welten und ästhetischen Theorien” mithilfe des Begriffs des “Medialen” zu leisten. Der historische Zeitraum, der dabei durchmessen wird, reicht von der Aufklärung bis zum postmodernen Medienzeitalter und behandelt “Fernsehen und Kitsch” ebenso wie das Verhältnis von “Expressionismus und Phänomenologie” oder die vom Autor behauptete “Medialisierung des Subjekts” in der Romantik. Es entsteht der durchaus sympathische Eindruck, hier würde eine kulturtheoretische und ideengeschichtliche “Theory of Everything” geboten, die auf 238 Seiten in Aussicht stellt, im Rahmen der Künste gesellschaftliche Umwälzungen zu erforschen, um diese zugleich mit philosophischen und ästhetischen Theorien und schließlich der gesamten Sphäre des “Medialen” in Beziehung zu setzen. Mehr

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Christian Kiening, Martina Stercken (Hrsg.): SchriftRäume

Rezensiert von Rainer Totzke

Einzelrezension
Das Buch SchriftRäume. Dimensionen von Schrift zwischen Mittelalter und Moderne ist beim Züricher Chronos-Verlag als Band 4 der Reihe “Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen” erschienen. In dieser Reihe werden seit einigen Jahren Forschungsarbeiten aus dem gleich-namigen Nationalen Forschungs-schwerpunkt der Schweiz publiziert. Herausgeber dieses vierten Bandes sind die Historikerin Martina Stercken und der Literaturwissenschaftler Christian Kiening von der Universität Zürich. Letzterer ist zugleich auch Direktor des genannten Forschungsschwerpunktes, der sich der Problematik “Medienwandel und Medienwechsel” in ausdrücklich historischer Perspektive zuwendet. Mehr

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Udo Göttlich, Stephan Porombka (Hrsg.): Die Zweideutigkeit der Unterhaltung

Rezensiert von Christoph Jacke

Göttlich2009Einzelrezension
“Die Motive und Gründe für die Analyse Populärer Kultur, so vielfältig und verschieden sie zunächst erscheinen, speisen sich aus der gemeinsamen Erfahrung, dass die globale Kultur der Nachkriegszeit unmöglich noch mit der traditionellen Dichotomie von Kunst und Unterhaltung verstanden und begrifflich auf den Punkt gebracht werden kann.” Aus diesem Grundbedürfnis nach neuen Theorien und Methoden zur Untersuchung von Popkultur, wie es im Vorwort des vorliegenden Sammelbandes beschrieben wird, leitet sich die jahrzehntelange Arbeit des Kulturwissenschaftlers Hans-Otto Hügel von der Universität Hildesheim ab. Diesem seit 1983 und bis dato immer noch einzigen Professor für Populäre Kultur in Deutschland gilt die vorliegende Festschrift. Deswegen erscheint das von den Herausgebern genannte Motto auch keinesfalls so antiquiert, wie es sich zunächst liest: Denn Hügel hat anerkanntermaßen und gemeinsam mit nur wenigen deutschsprachigen Wissenschaftlern (wie etwa Helmut Kreuzer, Werner Faulstich oder Winfried Fluck) bereits frühzeitig, und das heißt: schon vor über 25 Jahren, die Phänomene unserer zunehmend medialisierten Alltagskultur zum wissenschaftlichen Analysethema gemacht – und das ganz ohne kritischtheoretische Apokalyptik oder angloamerikanische Euphorik. Mehr

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