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Sammelrezension Vertrauen und Journalismus

Rezensiert von Beatrice Dernbach

Sammelrezension
Vertrauen ist eines der Buzzwords in der öffentlichen Kommunikation der vergangenen Jahre. Vertrauen Menschen in Krisenzeiten der Wissenschaft wie es der Wissenschaftsbarometer von Wissenschaft im Dialog belegt, so genießen Politiker und Journalisten nicht viel davon (wie es der Trust Barometer des Unternehmens Edelman jährlich zeigt). Letzteres messen unter anderem die Wissenschaftler der Universität Mainz, mit insgesamt doch eher beruhigenden Erkenntnissen für die Branche. Das Vertrauen in (!) Journalismus wird in der empirischen Forschung häufig und noch immer mit Medienvertrauen gleichgesetzt, obwohl es nicht das Gleiche ist. Mehr

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Astrid Blome, Tobias Eberwein, Stefanie Averbeck-Lietz (Hrsg.): Medienvertrauen

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Einzelrezension
In den Jahren 2014/15, mit der (ersten) Ukraine-Krise und den mächtigen Fluchtbewegungen – so ist vielfach zu lesen – kam in Deutschland der Vorwurf der "Lügenpresse" auf. Die liberalen Mainstream-Medien wurden wegen ihrer angeblichen Desinformation und Manipulation vor allem von rechten Protagonisten wie Pegida u. a. angegriffen, es grassierten unhaltbare Vorwürfe über Fake News und Verschwörungsmythen besonders im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf und es häuften sich Anfeindungen, Diffamierungen und Verrohungen (Hate Speech) im Netz. Letztlich gerieten die anerkannten Medien unter enormen Legitimationsdruck. Das bislang für fast selbstverständlich gehaltene Vertrauen in die Qualitätsmedien und in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sank; Medienkritik wurde vielfach Systemkritik. Mehr

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Michael Seemann: Die Macht der Plattformen

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Einzelrezension
Am Anfang, 1999/2000, war Napster, der Filesharing-Dienst, der frei verfügbare Songs im Internet einsammelte und für User*innen bis zu seinem per Gericht entschiedenen Ende 2001 verfügbar stellte. Zu ihm kehrt der medien- und kulturwissenschaftliche Autor Michael Seemann in dieser ursprünglich als Dissertation an der Universität Tübingen eingereichten, umfangreichen Arbeit immer wieder zurück, weil Napster auf dem heute gängigen P2P-Prinzip beruhte und damit als exemplarischer Pionier schon wie "eine Plattform" fungierte, "bevor man den Begriff dafür gebrauchte". Gewissermaßen ist Napster die "Linse", in der sich die Geschichte und die hier vorgelegte(n) Theorie(n) der Plattformen fokussiert, eine Darstellung, die mit vielen kulturgeschichtlichen Anleihen und Analogien operiert, eine Fälle von Details, Anekdoten, aber auch von theoretischen Paradigmen aufbietet, manche Um- und Abwege durch die Innovations- und Technologiegeschichte nicht scheut, aber dadurch insgesamt ein faszinierendes, enorm detailreiches und zugleich anschauliches Tableau der heute so mächtigen Plattformen entwickelt, wie es seinesgleichen sucht aber auch den Leser*innen einiges abverlangt. Mehr

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Malte G. Schmidt: Systemvertrauen und Journalismus im Neoliberalismus

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Einzelrezension
Misstrauen, ja Feindseligkeit und Aggressivität gegenüber staatlichen Institutionen, Skepsis, wenn nicht gar Ignoranz und Verachtung gegenüber den etablierten Medien und blindes Vertrauen in ideologische, verfälschende Plattformen haben sich bei bestimmten Bevölkerungsgruppen in den westlichen Demokratien tief eingegraben und verfestigen sich, auch wenn sie sich womöglich nicht weiter verbreiten. Da greift man gespannt zu einer überarbeiteten Dissertation aus Münster, die im Titel mit markanten, vielversprechenden Kategorien auffällt und wenigstens in der Einleitung auf deren Aktualität und Omnipräsenz hinweist: "Vertrauenskrisen haben Konjunktur" (11), und zwar in allen Bereichen, in persönlichen, wirtschaftlichen, politischen, bei Klima und Gesundheit etc. Mehr

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Marlis Prinzing, Roger Blum (Hrsg.): Handbuch Politischer Journalismus

Rezensiert von Sascha Thürmann

Einzelrezension
Mit dem Handbuch Politischer Journalismus wagen Marlis Prinzing und Roger Blum nach eigener Aussage das "Experiment", den Politischen Journalismus in modernen, europäischen Demokratien gesamthaft darzustellen. Dass das angesichts der Vielfalt und der zentralen Bedeutung des Politischen Journalismus eine große Herausforderung darstellt, steht außer Frage. Denn bislang fehlt es im deutschsprachigen Raum an vergleichbaren Publikationen, wie die Herausgeber:innen auch selbst ausführen (vgl. 20). Mit 124 Autorinnen und Autoren und fast 900 Seiten bietet das Buch nun eine bemerkenswerte Anzahl an aktuellen Beiträgen zu Theorien, Geschichte, Aufgabenfeldern und Merkmalen des Politischen Journalismus. Mehr

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Jennifer Wladarsch: Metakommunikation und die Qualität des Journalismus

Rezensiert von Fabian Prochazka

Einzelrezension
In digitalen Öffentlichkeiten steht das journalistische Angebot nicht mehr für sich allein. Wie Muscheln an einen Schiffsrumpf kleben sich nutzergenerierte Inhalte an Nachrichten: Kaum ein Artikel findet seine Leser:innen ohne Kommentare, Like-Zahlen oder eine freundliche Empfehlung aus der Familien-WhatsApp-Gruppe. Wie prägt diese 'Metakommunikation' die Qualitätsurteile von der Rezipient:innen? Was macht es mit unserer Wahrnehmung vom Journalismus, wenn er uns ständig gemeinsam mit Meinungen anderer Menschen präsentiert wird? Mehr

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Martina Bachor, Theo Hug, Günther Pallaver (Hrsg.): DataPolitics

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Einzelrezension
DataPolitics ist gewiss ein smarter, eindrücklicher Terminus. Gleichwohl bleibt er unscharf, wenn nicht beliebig, nach der Lektüre dieses Sammelbands: Meint er etwa das intransparente, gefährliche Datenmanagement besonders der internationalen IT-Konzerne (wozu gern auch die Studie S. Zuboffs vom Überwachungskapitalismus angeführt wird)? Oder meint er die mehr oder weniger wirksamen Regelungsversuche von EU und Nationalstaaten, um die unkontrollierten Datenströme und -aneignungen einigermaßen gesetzlich zu regeln und unter Kontrolle zu bringen? Oder meint er die verzweifelten Bestrebungen vieler zivilgesellschaftlicher Initiativen, Alternativen zur kommerziellen Datenherrschaft der Konzerne zu entwickeln, die meist allenfalls in Nischen vorankommen? Oder meint er alles (und noch einiges mehr) zugleich? Mehr

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Sven Preger: Geschichten erzählen

Rezensiert von Lukas Herzog

Einzelrezension
Mit Podcasts und Storytelling bringt Sven Preger in seinem Praktiker-Handbuch aus der Gelben Reihe zwei aktuell diskutierte Phänomene zusammen. Und so kommt auch er nicht am Auslöser des andauernden Podcast-Booms vorbei (vgl. Berry 2015: 305f.), der amerikanischen Produktion Serial (2014, NPR), auf die er gleich zu Beginn zu sprechen kommt, um mit einigen, seiner Meinung nach häufigen Missverständnissen zum Erfolg der Serie aufzuräumen. Der ist Preger zufolge nämlich nicht der sympathischen Erzählerin Sarah Koenig oder dem spannenden Charakter Adnan Syed geschuldet, sondern vor allem der handwerklich exzellent umgesetzten Erzählung. Mehr

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Peter Welchering: Journalistische Praxis: Digitale Recherche

Rezensiert von Hektor Haarkötter

Einzelrezension
Der Journalist und Hochschuldozent Peter Welchering hat in der Reihe "Essentials" bei Springer VS einen Band zur digitalen Recherche veröffentlicht. Die Essentials dienen der kurzen Überblicksinformation, haben oft praktische oder pragmatische Themen zum Inhalt und haben den begrenzten Umfang einer Broschüre, der den konzentrierten Zugriff möglich machen soll. Gleichzeitig soll, so besagt es die verlagseigene Beschreibung, der "State-of-the-Art" in der gegenwärtigen Fachdiskussion widergespiegelt werden. Das ist ein hoher Anspruch, zumal wenn ein so umfassendes Thema wie die Digitale Recherche auf gerade mal 37 Seiten dargestellt werden soll. Diesen Anspruch gilt es zu überprüfen. Mehr

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Sabine Pfeiffer: Digitalisierung als Distributivkraft

Rezensiert von Hans-Dieter Kübler

Einzelrezension
Spätestens seit der amerikanische Kommunikationswissenschaftler Dan Schiller 1999 den Begriff des "digitalen Kapitalismus" prägte, kursiert er durch die öffentliche und wissenschaftliche Diskussion meist als Schlagwort, höchstens als heuristische Kategorie, denn eine profunde und zugleich detaillierte Theorie mit evidenten Kriterien liegt bislang nicht vor. So lautet die Einschätzung der Arbeits- und Techniksoziologin Sabine Pfeiffer, nachdem sie die Arbeiten der wichtigsten aktuellen Protagonisten, insbesondere die von Dan Schiller, Michael Betancourt und Philipp Staab, geprüft hat. Letztere unterzog sie den speziellen Kategorien von "Dynamik – Transformation – Akteure", "Immaterielles – Arbeit – Wert" sowie von "Knappheit – Unknappheit – Krise". Bei allen drei Autoren registriert sie die eine oder andere Übereinstimmung, aber auch gravierende Abweichungen und Lücken. Doch keine liefert für all diese Kategorien eine erschöpfende und plausible Erklärung, so dass die Autorin einen eigenen, originellen, weitgehend auf Marx rekurrierenden Ansatz zur Definition und Erklärung des "digitalen Kapitalismus" vorlegt, der beim gegenwärtigen Entwicklungsstand nicht mehr in der Entfaltung und Produktivität der Produktivkräfte wurzelt, sondern in der der Distributivkräfte (wie der Titel schon annonciert) – eine eigene Wortschöpfung, die es ausführlich zu begründen gilt. Mehr

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